Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
mit dichten Haaren auf der Oberlippe«,
erklärte Slag.
Malden lachte â zum ersten Mal seit Tagen â
und führte Slag in das Zimmer, das er gemietet hatte. Hier hatte er an der
Verschlüsselung gearbeitet. Die Kammer enthielt natürlich ein groÃes Bett, aber
darauf lagen nun Pergamentseiten. Mit Feder und Tinte gekritzelte, gescheiterte
Versuche, den Geheimschlüssel zu brechen. Das Original war an die Wand
geheftet, während auf einem Stuhl frisches Pergament, Tinte und ein
Grammatikbuch auf Malden warteten.
Er begab sich sofort an die Arbeit und las die
Botschaft immer wieder, wobei er nach verdächtigen Ansammlungen bestimmter
Zeichen Ausschau hielt. »Jedes Symbol muss einem Buchstaben des Alphabetes
entsprechen«, erläuterte er Slag. Das hatte ihm Coruth erklärt.
»Aber wie willst du das knacken, solange du nicht
weiÃt, welches Zeichen für welchen Buchstaben steht?« Der Zwerg schien sich
herausgefordert zu fühlen â hier ging es um Wissenschaft und eine
Kunstfertigkeit, die er bisher noch nicht gemeistert hatte.
»Der Dreh besteht darin, dass einige Buchstaben viel
öfter vorkommen als andere«, erklärte Malden. »Zum Beispiel ist der Buchstabe E in unserer Sprache der häufigste, also ist es doch nur
logisch, dass das häufigste Zeichen der Verschlüsselung dem E entspricht. Es sei denn, es steht für A, das auch oft
vorkommt.«
»So einfach kann das unmöglich sein«, meinte Slag.
Malden seufzte und schüttelte den Kopf. »Leider nicht.
Ich finde hier ständig Kombinationen aus gebräuchlichen Buchstaben, aber zusammen
ergeben sie keine bekannten Worte. Ich habe an der Theorie gearbeitet, dass die
Botschaft nicht in der in Skrae gebräuchlichen Sprache verfasst ist, sondern
vielleicht in der des Alten Imperiums oder vielleicht sogar in der einer der
Nördlichen Königreiche. Die eigentliche Schwierigkeit besteht allerdings darin,
dass es Zeichen gibt, die ich nicht zuordnen kann. Das Alphabet, das man mir
beibrachte, umfasst zweiundzwanzig Buchstaben. In der Botschaft gibt es aber
viel mehr verschiedene Zeichen. Möglicherweise stehen sie für die Interpunktion
oder für Zahlen oderâ⦠irgendetwas anderes. Noten? Es ist auch möglich, dass
hier zwei Botschaften ineinander verwoben sind, jede in einem anderen
Geheimcode.« Er wollte das Blatt schon in der Hand zusammenknüllen. Wieder ein
Fehlversuch. Aber er konnte sich noch rechtzeitig zurückhalten. Pergament war
viel zu teuer, um auf diese Weise verschwendet zu werden.
»Cutbill wollte, dass du diesen Geheimschlüssel
brichst«, meinte Slag und legte ihm die Hand auf den Arm. »Du wirst die Antwort
schon finden, mein Junge.«
»Das hoffe ich von ganzem Herzen â aber möglichst
bald sollte das geschehen.«
Es gab noch andere Angelegenheiten, die er erledigen musste, weitaus dringendere. Glücklicherweise konnte
er vieles von der Kammer im Zitronengarten aus erledigen. Er schickte Slag auf mehrere
Botengänge, und das sogar bei Tageslicht, wenn alle vernünftigen Zwerge
im Bett lagen und schliefen. Läufer aus dem Aschehaufen und vom Schlosshügel,
wo er Pritchard Hood und seine Männer beobachten lieÃ, kamen zu ihm. Irgendwann
brachte Elody ihm einen Holzteller mit Hering und Brot, und er merkte, dass er
den halben Tag an die geheimnisvolle Botschaft verschwendet hatte. Aber er
hielt nicht inne, und wieder raste die Zeit nur so vorbei. Als es an der Tür
klopfte und er aufstand, um nachzusehen, wer da gekommen war, stellte er fest,
dass der Abend hereingebrochen war.
Er hatte den ganzen Tag an der Entschlüsselung
gearbeitet und war der Antwort keinen Schritt näher gekommen.
Er blinzelte und musterte seine Besucherin. Im ersten
Augenblick erkannte er sie gar nicht. »Herwig?«, fragte er. »Wo hast du deine
Pelze?«
Die Puffmutter vom Haus der Seufzer ,
dem teuersten und edelsten Bordell der Stadt, stand in einem schlichten
Wollkittel auf der Schwelle. Er hatte sie noch nie zuvor ohne den
Hermelinumhang gesehen, in den sie sich sonst wie eine Herzogin einzuhüllen
pflegte.
»Alle hierfür verkauft«,
antwortete sie und drückte ihm einen Beutel mit Gold in
die Hand. »Das schulde ich dir.«
Cutbill hatte einen beträchtlichen Anteil am Haus der Seufzer besessen. Es war
eins seiner einträglichsten Geschäfte gewesen. Das Gold musste Maldens
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