Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
königliche Fähigkeit noch nie beobachten können. Aber die Legende
berichtete, dass die Könige und Königinnen von Skrae verschiedenste Krankheiten
durch bloÃes Handauflegen zu heilen vermochten. Er schüttelte den Kopf und rief
sich die offene Art und schnörkellose Sprache von Ulfram dem Fünften ins
Gedächtnis. Offensichtlich hatte der Vater diese Eigenschaft an seine Tochter
weitergegeben. »Sir Hew, ich muss sofort mit Euch sprechen.«
»Natürlich. Wir planen gerade unseren nächsten Zug.
Als Ancient Blade gehört es sich, dass man Euch anhört«, sagte Hew und winkte
Croy ins Innere des Zeltes. Drinnen wirkte es sehr luftig, und alles war in die
Farben des bemalten Zelttuches getaucht. Ein Dutzend Ritter aus Skilfing stand
zusammen mit Hew um einen Tisch, auf dem eine Karte von Skrae ausgebreitet lag.
Alle Männer waren in funkelnden Stahl gekleidet, als rechneten sie jeden
Augenblick mit einem Angriff.
»Ich hoffte, wir könnten allein sprechen. Diese Männer
sindâ⦠Söldner, ist das korrekt?«
»Ulfram der Fünfte â die Göttin möge seinen Namen
in Erinnerung behalten â war klug genug, noch vor dem Eintreffen der
Barbaren nach ihnen zu schicken. Die Verträge sind unterzeichnet, die Vorschüsse
bezahlt. Ihr könnt ihnen vertrauen. Davon abgesehen spricht keiner von ihnen
unsere Sprache.«
Croy erwiderte den Blick eines Ritters. Es war der
Mann, der ihn auf den Hügeln aufgespürt und zu Hew gebracht hatte. »Also gut.
Ich bin gekommen, um Euch bei der Rettung der Freien Stadt Ness um Hilfe zu
bitten.«
Hew schüttelte den Kopf und beugte sich über die
Karte. »Ich bedaure es sehr, aber nein. Ness ist verloren. Achttausend Barbaren
haben die Stadt eingekreist, und die letzten Berichte besagen, dass Ness in
wenigen Tagen fallen wird. Nein, wir marschieren nach Helstrow, und wir brechen
morgen auf.«
Croy hinkte näher und stützte sich auf den Tisch. »Ich
muss Euch bitten, anders zu entscheiden. Wenn die Horde Ness erobert,
beherrscht sie das halbe Königreich, undââ¦Â«
»Wenn wir Helstrow und Rotwehr zurückerobern, haben
wir die andere Hälfte. Die östliche Hälfte. Wir stehen dann zwischen den
Barbaren und der Verstärkung, die sie von der anderen Seite des WeiÃwalles
anfordern könnten.« Hew fuhr mit einem Finger über die Karte. »Wenn der Strow
unser ist, dann sind wir auf dem besten Weg, unser Land zurückzubekommen.« Er
schlug auf den Tisch und sah Croy in die Augen. »Ich weiÃ, dass Euch mit Ness
gefühlsmäÃige Bande verknüpfen. Dort habt Ihr einen groÃen Teil Eures Lebens
verbracht. Aber ich muss wie ein General denken.«
Einen Augenblick lang schloss Croy die Augen. Hew
hatte recht. Das verriet ihm schon die Karte. Das wusste er einfach, wenn er seinen militärischen Instinkten vertraute. Helstrow wäre
nur schwach verteidigt, und Rotwehr wäre von kaum mehr als einer Handvoll
Barbaren besetzt. Zwei leichte Siege, um die Wende in diesem Krieg
herbeizuführen â die die Niederlage in einen plötzlichen und wenig
verlustreichen Erfolg verwandeln konnten.
Doch er gab nicht auf. »Falls Ihr den Barbaren Ness
überlasst, wird das Leid der Menschen dort unvorstellbar sein«, sagte er. Cytheras
Leid wirdâ⦠unerträglich sein, dachte er. Möglicherweise war sie bereits tot.
Nein, das konnte er nicht hinnehmen. Die Göttin hatte sein Leben so oft
geschont. Sicherlich wäre er ihrem Willen gemäà längst umgekommen, wäre es
nicht seine Bestimmung gewesen, Cythera zu retten.
Falls er Hew folgte und mit ihm nach Helstrow ritt,
würden sie möglicherweise die östliche Hälfte des Königsreiches gewinnen, bevor
der Winter das Land in seinen Würgegriff nahm. Aber dann würden viele Monate
vergehen, bevor sie überhaupt daran denken konnten, nach Ness zu ziehen. Cythera
wäre die ganze Zeit allein. Und hilflos.
Das durfte nicht sein.
»Das ist Krieg, Croy. Menschen leiden im Krieg. Auch
Menschen, die wir lieben.«
Croy nickte. »Das verstehe ich. Ich sah es mit eigenen
Augen. Ich war dabei, als Baron Osthof in Grünmoor seinen letzten Kampf gegen
die Barbaren ausfocht. Ich nahm an dem Kampf teil.«
Während Sir Hew um sein Leben gelaufen war, hatte sich
Croy für Skrae geschlagen. Der Hinweis darauf war alles andere als höflich.
Aber
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