Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Morgen eine Handvoll Hafer«,
antwortete er. »Ich bin versorgt. Davon abgesehen würde deine Mutter eine
weitaus gröÃere Belohnung als Brot verdienen.«
»Mutterââ¦Â« Cythera griff sich an den Kopf, als sei ihr
schwindelig. »Malden â du solltest sie sehen. Sprich mit ihr selbst!«
»Mit Vergnügen«, erwiderte
er, obwohl ihn etwas an Cytheras Tonfall beunruhigte. Sie führte ihn in eine Kammer im hinteren
Teil der Hütte. In Kohlenpfannen brannten Kräuter, und die Luft war kaum zu
atmen. Der scharfe Geruch überdeckte etwas Krankes und Ãbelriechendes. Er
wollte nicht wissen, was es war.
Der gröÃte Teil des Raumes wurde von einem riesigen
Himmelbett eingenommen. Auf der Matratze lag Coruth. Vielmehr das, was von ihr
geblieben war.
Inmitten der vielen Decken wirkte sie winzig. Es war
seltsam. Malden hatte Coruth stets als eine gewaltige, überragende Gestalt
wahrgenommen, die immer gröÃer war als alle, die ihr begegnet waren.
Rückblickend betrachtet wurde ihm allerdings klar, dass er stets gröÃer und
breitschultriger gewesen war als die Hexe. Als er zu verstehen versuchte, warum
er sie immer so gesehen hatte, fiel ihm seine eigene Mutter ein. Sie war eine
zierliche Frau gewesen, nicht übermäÃig groÃ, aber als er klein gewesen war,
war sie ihm immer wie eine Riesin vorgekommen. Coruth musste eine ähnliche
Wirkung auf ihn gehabt haben.
Jetzt hatte Krankheit ihren Körper verzehrt. Ihr
eisenfarbenes Haar lag auf einem Kissen ausgebreitet, und das sonst so
hochmütige Gesicht war im Schlaf erschlafft. Entsetzt sah er, wie sie sich auf
die Seite drehte und eine Hand unter der Decke hervorlugte. Die Finger dieser
Hand hatten sich in Zweige verwandelt â echte Zweige aus Holz, und an
einem davon hing ein winziges verschrumpeltes Blatt. Ihr Arm sah eher wie der
Ast eines Baumes aus als wie menschliches Fleisch und Blut.
»Muss sieââ¦Â«, fragte Malden und wollte das Wort sterben nicht aussprechen.
»Vielleicht«, erwiderte sie. »Es ist auch möglich,
dass sie sich nur für eine Weile verwandelt. Als mein Vater sie gefangen nahm,
verwandelte sie sich in eine Weide, erinnerst du dich?«
Malden nickte. Als Baum hatte er Coruth bei ihrer
ersten Begegnung angetroffen.
»In dieser Gestalt heilt sie.« Cythera hob die
Schultern. »Allmählich verstehe ich die GesetzmäÃigkeiten, aber die
Einzelheiten sind mir noch immer fremd. Der Prozess der Verwandlung ist ganz
einfach. Es geht darum, das Gewebe der winzigsten Bestandteile zu verändern«,
erklärte sie. »Aber in welcher Form dies dem Körper hilft, seine natürlichen
Prozesse zu beschleunigen, nunââ¦Â«
Malden biss sich auf die Unterlippe. Cythera war nun
eine Hexe, genau wie ihre Mutter. Wenn sie nach Antworten suchte, würden sich
ihr solche Geheimnisse nach und nach enthüllen. Für ihn blieben sie immer
unverständlich.
»Dieser Zustand«, sagte er und wies auf die alte Frau
im Bett, »rührt daher, dass sie sich überanstrengt hat, richtig?«
Cythera nickte.
»Sie erschuf ein Trugbild, damit es so aussah, als
hätten wir weitaus mehr Bogenschützen, als es tatsächlich der Fall war«, fuhr
er fort und erinnerte sich an den Angriff auf die Mauer. »Das allein hätte sie
nicht so geschwächt. Aber dann hat sie die vorgetäuschten Pfeile in echte
Geschosse verwandelt. So echt, dass sie töteten.«
Cythera sah zur Seite. Malden runzelte die Stirn und
fragte sich, warum sie seinen Blick nicht erwiderte. Er hatte doch nur eine
Tatsache ausgesprochen. »Hast duâ⦠ihr dabei geholfen?«
»Es war ein gewaltiges Unterfangen«, bestätigte sie.
»Eine Beschwörung, die selbst für einen Zauberer eine Herausforderung gewesen
wäre. Es hätte mich das Leben gekostet, ihr auch nur zur Hand zu gehen.
Nein â sie musste alles allein bewerkstelligen. Es hat sie fast das Leben
gekostet.«
»Sie hat uns alle gerettet«, bekräftigte Malden. Er
setzte sich auf die Bettkante und legte Coruth eine Hand auf die Stirn. Ihre
Haut fühlte sich wächsern und hart an. »Die Stadt dankt dir. Ich danke dir.«
Er schoss geradezu in die Höhe, als sich eines von
Coruths Augen öffnete. Es starrte ihn an, und er fühlte sich wie gelähmt, als
könne allein ihr Blick ihn wie ein Stück Stahl durchbohren. Sie wollte
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