Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Grabenufertreppe
entdeckte er lediglich eine alte Frau, die mit einer Angel an einem Eisloch
saÃ.
»Da kommt man unmöglich hinüber, Lord Bürgermeister«,
sagte sie und kicherte. »Es sei denn, du läufst über das Eis.«
Malden starrte über die glatte Fläche, die ihn von
Coruths Behausung trennte. Sie knirschte und sang im Sonnenlicht, während
darunter schwarzes Wasser wogte. Die dünne Schicht schien jeden Augenblick
aufbrechen zu können.
Malden straffte sich. »Ich bin leicht auf den Beinen«,
versicherte er der Alten.
Als er aber den FuÃ
auf das glatte Eis setzte, fragte er sich, ob selbst er flink genug war, um auf
die andere Seite zu gelangen. Bei jedem Schritt bewegte sich der gefrorene
Fluss unter ihm, und das schmerzhaft kalte Wasser gurgelte um seine
Lederschuhe. Er ging langsam, spreizte die Beine so weit wie möglich, um das
Gewicht zu verteilen, aber es dauerte nicht lange, bis er etwas bersten hörte.
Vor ihm breitete sich ein dunkler Fleck aus, als Wasser aus der Tiefe gegen die
Eisschicht drückte. Dann zerbrach sie in rutschige Splitter.
»Verflucht!«, stieà er hervor. Ihm blieb nichts anderes
übrig, als auf einen kälteren Tag zu warten. Er wandte sich zum Ufer um.
Das Eis unter seinen FüÃen splitterte, ein tiefer
Spalt öffnete sich, der sich mit einem Geräusch wie reiÃendes Pergament auf der
Oberfläche ausbreitete.
Malden tänzelte zu einer Stelle, die fester
erschien â sie kippte unter ihm, und das vordere Ende tauchte in das kalte
Wasser ein. Das hintere Ende hob sich und funkelte in der Sonne. Er drohte in
den kalten Fluss zu rutschen und schaffte es gerade noch, mit einem Sprung auf
eine festere Scholle überzusetzen, bevor er stürzte.
Bestenfalls eine kurze Atempause. Die Eisinsel, auf
der er Zuflucht gefunden hatte, war auf allen Seiten von schwarzem Wasser
umgeben. Die Sonne brannte aus einem mitleidslos klaren Himmel, und ringsum entstanden
ständig neue Risse.
Der trockene Fleck, auf dem er stand, war nicht groÃ
genug, um sein Gewicht zu halten. Er sank.
Er konnte schwimmen, hatte es sogar in diesem Gewässer
gelernt. Aber sollte er hineinstürzen, würde er erfrieren, bevor er es ans Ufer
geschafft hätte, davon war er überzeugt. Das Wasser würde durch den schweren
Umhang und das dicke Wams eindringen und ihn in die Tiefe ziehen. Die Kälte
würde sich in seine Knochen bohren, seine Glieder würden erstarrenââ¦
Hatte er so viele Gefahren überlebt, eine Invasion der
Barbaren und eine tödliche Belagerung überstanden, um wegen einer solchen
Dummheit zu sterben? Er verfluchte sein Schicksal.
Als er Cythera aus Coruths Hütte treten und durch den
Schnee zum steinigen Ufer der Pferdeinsel gehen sah, verharrte er. Sie winkte
ihm zu â nein, sie hob einfach die Arme, legte den Kopf in den Nacken und
schloss die Augen.
Ringsum krachte und barst das Eis. Die dünne Scholle,
auf der er stand, kippte, als daneben neues Eis in die Höhe gedrückt wurde. Die
Oberfläche von Ostbecken erstrahlte heller, als groÃe Eiskristalle über die
Risse krochen und miteinander verschmolzen, um einen Pfad aus festem Eis zu
bilden, der Malden geradewegs zur Insel führte. Der Dieb verschwendete keinen
Augenblick, um sich über dieses Wunder den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen
rannte er den Weg entlang, und seine FüÃe führten einen wilden Tanz auf, bis er
mit einem Sprung auf die Steine übersetzte, auf denen Cythera stand.
Sie öffnete die Augen. Sofort zerbrach hinter Malden
das Eis in Stücke. Sie keuchte auf und drohte auf der Stelle in Ohnmacht zu
fallen. Malden schlang ihr die Arme um die Hüften, um sie festzuhalten, und sie
sank an seiner Brust zusammen. Sie fühlte sich so heià an, als fiebere sie.
Doch da wurde ihm klar, dass es nur die Energien des Ãthers waren, die sie
heraufbeschworen hatte und die noch immer durch ihren Körper kreisten. Er half
ihr zurück zur Hütte.
Dort reichte er ihr den
eingewickelten Brotlaib,
den er sicher über das Eis gerettet hatte. Sie starrte ihn an, als könne
sie sich nicht vorstellen, jemals wieder etwas zu essen. »Das ist zu viel«,
sagte sie. »In ganz Ness hungern die Menschen, und du bringst uns einen ganzen
Brotlaib? Der muss doch mittlerweile sein Gewicht in Gold wert sein. Wann hast
du das letzte Mal etwas gegessen?«
»Bei mir gab es heute
Weitere Kostenlose Bücher