Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
abseits davon.
Darum musste Croy nun selbst endlich strategisch
denken. Der Ritter, der er einst gewesen war, hätte zum Angriff gerufen und
sich den Weg durch die Reihen der sogenannten Freien Männer gebahnt. Der
Regent, der er nun war, musste eine andere Lösung finden.
»Dann lasst uns Verbündete sein«, schlug er vor, »und
wie zwei Ochsen einen Pflug ziehen, unsere Stärke verdoppeln! Einverstanden?«
Tarness lachte. »Mein Lord, Ihr denkt genau wie ich.«
Croy nickte. Was auch dringend nötig war, damit die
StraÃe freigegeben wurde, selbst wenn es später zu Schwierigkeiten kommen
sollte. Es galt noch einige Meilen zurückzulegen, bevor sie Ness erreichten. Er
fieberte vor Ungeduld, während der Burggraf seine Männer von der StraÃe trieb
und einen Pfad für die Söldner aus Skilfing bahnte. Es schien den ganzen Tag zu
dauern.
Während sich die Freien
Männer bewegten, lenkte der Burggraf sein Pferd so dicht
neben Croys Reittier, dass sie sich leise von Mann zu Mann unterhalten konnten.
»Ich bin ehrlich froh, Euch zu sehen. Selbst mit vereinten Kräften werden wir
die bevorstehende Schlacht nur mit Mühe gewinnen.«
»Die Göttin wird uns beistehen, sollte es ihr Wunsch
sein«, antwortete Croy, den das Geschwätz des Mannes zunehmend verdross.
»Natürlich. Sie hat mir
bereits zugelächelt. Als ich hörte, dass ein Heer Skilfinger in Skrae
einmarschierte, ging ich nicht davon aus, dass ihr so weit nach Westen gelangt.
Ich war fest davon überzeugt, dass ihr zuerst Helstrow angreifen würdet.«
Croy warf Sir Hew einen Blick zu. Der Kampfgefährte
blieb ungerührt, obwohl er die Worte des Burggrafen genau gehört haben musste.
»Ich habe meine Gründe, warum ich Ness gesichert sehen
will«, erwiderte Croy.
Tarness nickte. »Ja, ich weiÃ. Gründe, die Euch am
Herzen liegen.«
Croy versteifte sich. War er wirklich so leicht zu
durchschauen? Oder so verliebt? »Ihr sprecht vonââ¦Â«
»Eurem Busenfreund Malden. Die Taten des Ritters und
des Diebes sind mir wirklich in deutlichster Erinnerung. Die Abenteuer, die ihr
beiden ungewöhnlichen Kameraden geteilt habt! Ihr wollt Euren Freund retten.«
»Ichâ⦠genau«, pflichtete Croy dem Burggrafen stockend
bei. Besser, Tarness glaubte, er wolle einen Freund retten und nicht seine
Verlobte.
»Es ist keine zwei Tage her, dass ich einen Bericht
aus sicherer Quelle erhielt. Es freut Euch bestimmt zu hören, dass Malden
lebt«, schwatzte Tarness weiter. »Sogar mehr als das â er hat sich selbst
eine hohe Stellung verliehen. Man nennt ihn inzwischen den Lord Bürgermeister
von Ness, und er herrscht in meiner Abwesenheit über die Stadt.«
Croy wollte erst einmal kaum glauben, was er da hörte.
Dennoch war er letztendlich gar nicht so überrascht. Im Namen der Göttin,
dachte er, Malden war immer ein dreister Einbrecher, und nun hat er eine ganze
Stadt gestohlen.
»So verblüfft, wie Ihr dreinschaut, war ich auch, als
ich davon erfuhr. Wenn man bedenkt, dass ich bei meiner Abreise einem anderen
Mann den Befehl übergeben hatte. Aber es ist immer noch besser, wenn einer
meiner Bürger die Stadt regiert als die Barbaren, nicht wahr?«
Tarness beugte sich dichter heran, hocherfreut, solch
blühenden Klatsch weitergeben zu können. Sein Tonfall war beinahe schon lüstern,
als er fortfuhr. »Man hat mir erzählt, dass Malden den Feind mithilfe einer
Streitmacht aus Dieben und Huren aufhält. Man kann nur ahnen, wie zügellos es
hinter den Stadtmauern zugehen mag. Angeblich schlug er sein Hauptquartier in
einem Bordell auf, wo er tagsüber mit seinem Hexenliebchen im Bett liegt,
obwohl sie nicht verheiratet sind.«
»Seinem Hexenliebchen?« Croy konnte nicht anders, er
musste lachen. »Mein lieber Lord Burggraf, ich glaube, diese Geschichten sind
ganz schön ausgeschmückt worden. Coruth ist
zwar eine prächtige Frau, aber viel zu alt, um sich mit einem jungen
Burschen wie Malden einzulassen.« Seine Phantasie reichte nicht aus, sich die
beiden im Bett vorzustellen. Warumââ¦
»Ich spreche nicht von Coruth, sondern von ihrer
Tochter«, erwiderte der Burggraf ebenfalls lachend.
In Croys Kopf platzte etwas wie eine Blase. Einen
Augenblick lang konnte er weder hören noch sehen oder denken. Etwas Unmögliches
war geschehen, und in diesem Augenblick war er
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