Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
aber
sie unterdrückte jeden Schmerzenslaut und entfernte sich von der kahlen Stelle,
um nach Hause zu gehen und mit ihren Vorbereitungen zu beginnen. Aber dann sah
sie sich verstohlen um, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich niemand
beobachtete, und kehrte noch einmal zurück.
Dieser graslose Fleck war noch am ehesten als Hazoths
Grab zu bezeichnen. Coruth raffte den Rock, pisste in den Sand und kicherte die
ganze Zeit über. Dann machte sie sich auf den Weg nach Hause.
Kapitel 30
Helstrow brannte tagelang. Die Barbaren
waren viel zu sehr mit Feiern beschäftigt, um sich darum zu kümmern. In den
Häusern, die von den Flammen verschont geblieben waren, fanden Orgien statt,
wilde Gelage mit Besäufnissen und anderen Ausschweifungen. DrauÃen auf den
StraÃen hingen die toten Männer von Skrae von jedem Dachvorsprung oder
Fahnenmast herab. Oder lagen stinkend und blutig auf dem StraÃenpflaster. In
den Häusern tanzten die Sieger, und Plünderer würfelten um die Kriegsbeute,
während betrunkene Unfreie die eleganten
Herrenhäuser verwüsteten, alles stahlen, was nicht wegzuschleppen war, und
alles zerschlugen, was sie nicht mitnehmen konnten.
Nur ein Mann in der ganzen Horde blieb in dieser Nacht
nüchtern. Mörget, den man nun Bergtöter nannte, rührte niemals berauschende
Getränke an. Er jubelte auch nicht oder tanzte im Siegesrausch. Stattdessen
streifte er durch die StraÃen und Gassen von Helstrow und suchte nach etwas,
das er nicht finden konnte.
Dieser Ort, diese Festungsstadt, gehörte nun ihm und
seinem Volk. Wie es sich geziemte. Wie es schon immer hätte sein sollen. Mörget
kannte die Geschichte dieses Landes. Seit seiner Kindheit hatten ihm die
Skalden immer wieder davon erzählt.
Einst waren Mörgets Volk und das Volk von Skrae aus
demselben Tuch geschnitten gewesen. Als sie auf der Flucht vor der entarteten
Bürokratie des Alten Imperiums auf diesem Kontinent eingetroffen waren, waren
sie alle Krieger gewesen. Jeder Mann war so stolz und wild wie Mörgets
Berserker und Plünderer gewesen. Sie hatten als nomadische Jäger und Eroberer
gelebt. Aber im Lauf der Zeit hatten sich die Schwächeren unter ihnen
zusammengetan, um Lager zu errichten und Dörfer sowie schlieÃlich feste Städte
zu gründen. Sie hatten hohe Mauern errichtet,
um jene fernzuhalten, die zu stark und zu wild waren, um in
dauerhafteren Unterkünften als in Zelten leben zu wollen. SchlieÃlich hatten
sich die Stadtleute gegen die Nomaden verbündet. Ein groÃer Krieg war
ausgebrochen, und die Wanderer, die Krieger, waren zu wenige gewesen, um den
Sieg davonzutragen. Man hatte sie nach Osten abgedrängt, wo sie den Stadtleuten
nicht gefährlich werden konnten. SchlieÃlich hatte man sie über den WeiÃwall
getrieben. Eine Mauer, höher als alles, was die Städte aufzuweisen hatten.
Zweihundert Jahre lang war die Clans des Ostens von
den Menschen in Skrae hinter diesen Bergen eingesperrt worden. Einst hatte
Mörgets Volk groÃe Krieger hervorgebracht â Soldaten, Generäle, Vernichter
von Elfen und Ogern. Viel zu lange hatten sie nicht mehr tun können, als die
Schafe der Bergbewohner nördlich ihrer Steppe zu stehlen oder die Grenzen von
Skilfing zu bedrohen. So waren ihre Arme stark und ihr Kampfgeschick geschärft
geblieben. Aber sie waren auch bitter geworden, wussten sie doch genau, dass
ihr wahres Schicksal eigentlich darin bestand, Mauern niederzureiÃen und die
dahinter verborgenen Schätze zu plündern.
Inzwischen hatte sich dieses Schicksal erfüllt. Und
dennochââ¦
Mörget hatte geglaubt, es werde ihn glücklich machen,
hier zu stehen und durch die StraÃen zu schreiten, die er erobert hatte. Er
hatte geglaubt, ihn werde ein Gefühl der Erfüllung durchströmen, nachdem seine
Lebensaufgabe nun endlich ihren Anfang genommen hatte. Er werde den Westen für
die Starken und Rechtschaffenen zurückerobern, für alle jene, die nur Mutter
Tod anbeteten.
Aber warum wanderte er dann ziellos umher und
verspürte nur diese innere Leere? Warum hatte er noch immer das Gefühl,
lediglich teilweise zu dem Mann geworden zu sein, der er eigentlich hatte
werden wollen?
Für jeden anderen wäre es leichtsinnig gewesen, allein
durch diese StraÃen zu gehen. Mörgain und ihre Speerfrauen streiften mit Bogen
über die Dächer. Ihre Gesichter waren so bemalt, dass sie
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