Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
das Antlitz ihrer
Göttin Tod darstellten, und in dieser Nacht handelten sie als ihre Dienerinnen
und erledigten die wenigen Soldaten von Skrae, die sich nicht ergeben hatten und an dunklen Orten versteckt hielten.
Immer wieder betrat er eine neue StraÃe, nur um durch das plötzliche
Schnappen von Bogensehnen und verzweifelten Schreien in seinen Gedanken
unterbrochen zu werden. Mörgains Clansfrauen hatten sich mit schwarzem Met
betrunken, dem stärksten aller Gebräue, und er fragte sich, ob sie überhaupt
die Männer erkannten, auf die sie schossen, oder ob sie genauso viele Phantome
wie echte Feinde jagten. Mehr als einmal zielten sie auf ihn, aber er musste
nur nach oben blicken, das rot bemalte Gesicht zur Grimasse verzogen, dann
wurden Bogensehnen entspannt und Pfeile wieder weggesteckt.
Irgendwann gelangte er zur Halle der Gerechtigkeit,
dem letzten öffentlichen Gebäude der Festungsstadt, das vom Feuer unberührt
war. Drinnen hörte er den Skalden Hurlind die Schlacht des vergangenen Tages
schildern. Er schmückte die Geschichte mit vielen spöttischen Bemerkungen über
die Güte und das Vermögen von Skraes gesamter Männlichkeit aus. Mörget wäre beinahe
vorbeigegangen, aber als er einen Blick auf das Licht und die Feiernden warf,
fiel ihm etwa auf, das er nicht übersehen konnte.
Auf einer Steinbank saà sein Vater, umgeben von halb
nackten Barbarenfrauen, die genauso betrunken waren wie er. Der herrenlose Hund
hatte sich auf Mörgs Schoà zusammengerollt und zuckte im Schlaf mit einem Bein.
Ãberall auf dem Marmorboden lagen bewusstlose Berserker. Als die Ersten am Tor
und die Ersten, die die Stadt gestürmt und ihre Verteidiger bekämpft hatten,
hatten diese Männer die Ehre gehabt, mit dem
GroÃen Häuptling feiern zu dürfen, aber
keiner von ihnen hatte es geschafft, lange genug wach zu bleiben, um das
Fest zu genieÃen. Der Zorn, der sie in der Schlacht angetrieben hatte, forderte
einen Preis, den sie nun zu zahlen hatten, einen Zustand völliger Erschöpfung,
der tagelang andauern würde. Mörget war einst einer von ihnen gewesen. Daher
hatte er Verständnis für sie, als er in den Gerichtspalast stürmte und
vorsichtig über die starren Körper hinwegstieg.
Hurlind verneigte sich tief, als Mörget von hinten an
ihn herantrat. Der Skalde hielt ein
Samtkissen in den Händen, auf dem die Krone von Skrae lag. Mörget
wusste, dass man sie nach der Schlacht am Osttor im Gras aufgelesen hatte. Die
Krone war auf einer Seite eingedrückt, und es fehlten einige Juwelen, aber
jemand hatte sie poliert, bis sie glänzte.
Und jetzt griff Mörg danach, der GroÃe Häuptling der
östlichen Clans.
Mörget rammte Hurlind die gewaltige Faust von hinten
in den Nacken und schickte ihn zu Boden. Die Krone flog klirrend in eine Ecke.
Mörg sah seinen Sohn stirnrunzelnd an. Torki, Mörgs
Leibwächter, trat hinter einer Säule ins Feuerlicht, eine groÃe Streitaxt in
der Hand.
Mörget betrachtete höhnisch das verbrannte Gesicht des
riesigen Kämpfers. Er hatte ihn einmal geschlagen und traute sich jederzeit zu,
ihn wieder zu bezwingen. Sollte eine Herausforderung ausgesprochen werden,
stand er bereit.
Aber anscheinend hatte Mörg die Botschaft begriffen,
die sein Sohn im Sinn gehabt hatte. Die Krone war nicht für den GroÃen Häuptling
bestimmt. Kein Mann der Oststeppe durfte sich jemals König nennen â so
lautete das Gesetz. Der GroÃe Häuptling sprach nur für die anderen Männer. Er
herrschte nicht über sie.
Davon abgesehen war die Schlacht vielleicht vorbei,
aber der Krieg hatte gerade erst begonnen. Helstrow war erobert und geplündert,
aber Helstrow war nicht Skrae. AuÃerdem vermochte niemand mit Bestimmtheit zu
sagen, ob der Besitzer der Krone tot war. Die meisten Clansleute vertraten die
Ansicht, dass der König während des Kampfes gefallen sei, aber bis man Ulframs
Leiche gefunden hatte, glaubte Mörget nicht daran.
Mörg starrte in die Augen seines Sohnes, als misstraue
er dem dort lodernden Feuer, dem Feuer, das
Mörget einfach nicht ruhen lieÃ, nicht einmal im Triumph. Dieses Feuer hatte
Vater und Sohn schon immer getrennt und verhindert, dass sie einander
nahestanden. Mörg hatte dieses Feuer noch nie gutgeheiÃen. Du hast es entzündet ,
wollte Mörget sagen, aber dies war nicht der richtige Augenblick für
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