Ancient BladesDie Metropole der Diebe
geschah.
Kapitel 74
Gurrh machte keinerlei Anstalten, gegen die Wächter zu kämpfen, aber sie konnten ihm auch nichts anhaben. Mühelos wehrte er die meisten ihrer Angriffe ab, und wenn es einem von ihnen gelang, einen Treffer zu landen, lachte er bloß, als hätte man ihn gekitzelt. Aus seinem Versteck heraus beobachtete Croy, wie Bikker zusehends die Röte ins Gesicht stieg.
»Alle hinaus mit euch!«, befahl Bikker. Die Wächter rannten los, als die Barriere wieder gesenkt wurde; allein der Hauptmann blieb.
»Aber Herr, warum führt Ihr die Männer nicht?«, wollte der Hauptmann wissen. »Euer Schwert würde die Bestie doch sicher sofort niederstrecken.«
»Ich kann ja schlecht das Haus im Stich lassen, oder? Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass das ein Trick sein könnte? Tu, was man dir sagt.«
»Ja, Herr«, murmelte der Hauptmann und gesellte sich schnell zu seinen Männern.
Gurrh schnappte sich eine Hellebarde, die auf seine Nase zuraste, und brach sie wie einen Zweig in zwei Hälften. Er begrub die Klinge im Gras zu seinen Füßen. Ihr Besitzer versuchte, mit der zerbrochenen Stange in Händen die Augen des Ogers zu treffen, aber er hatte keinen Erfolg damit.
Zwei der Männer konnten den Oger umgehen, um ihn von der Seite anzugreifen, aber Gurrh wandte sich nicht einmal um, um sich zur Wehr zu setzen. Der eine versenkte eine Kriegsgabel in das dichte, verfilzte Haar zwischen Gurrhs Rippen, aber der Oger rollte nur mit den Schultern, als hätte man ihm den Rücken gekratzt. Der andere zielte mit seiner Pike auf Gurrhs linke Niere, und dieses Mal reagierte das Geschöpf, aber nur um zur Seite zu treten, damit der Wächter, vom Schwung seines Angriffs getragen, an ihm vorbeistolperte.
Allerdings blieb das Flankenmanöver nicht ganz erfolglos. Als Gurrh zur Seite wich, nutzte ein Wächter mit einer Glefe die Gelegenheit und stieß nach oben, vorbei an der Zaunstange, mit der Gurrh sonst parierte. Die lange, gekrümmte Klinge der Glefe glitt an Gurrhs Verteidigung vorbei und prallte von der Wange des Riesen ab. Auf Gurrhs unnatürlich weißer Haut erschien ein dunkler Strich aus Blut.
Gurrh nahm dem Söldner die Glefe ab und schleuderte sie ins Gras. Der Besitzer eilte ihr hinterher. Der Riese blockte zwei weitere Angriffe ab, dann griff er mit der freien Hand nach der Wunde in seinem Gesicht.
»Ihr habt mich verletzt«, sagte der Oger. Er schien eher überrascht als wütend zu sein. Er ließ den Eisenspeer herumwirbeln und schlug eine tiefe Kerbe in den Holzschaft eines Kriegshakens, der möglicherweise seine Brust erreicht hätte, wäre der Angreifer schneller gewesen. »Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
Croy biss sich auf die Lippen. Das Gesicht eines Ogers war seine Schwachstelle – der einzige Teil seines Körpers, der nicht von dicken, schützenden Haaren bedeckt war. Diese Tatsache blieb den Wächtern nicht verborgen. Sie mochten Söldner sein, billig und schlecht ausgebildet – aber zumindest ein paar von ihnen waren keine Tölpel.
Plötzlich zielte jeder Angriff nach Gurrhs Augen, nach der Nase oder dem Mund. Das zersplitterte Ende einer Stangenwaffe (Gurrh hatte die Eisenklinge bereits abgebrochen) traf seine Unterlippe, und weiteres Blut floss aus der weißen Haut. Ein Mann mit einem Bogen schoss in kurzen Abständen Pfeile auf Gurrhs Augen. Glefen und Hellebarden stießen immer schneller nach Gurrhs Gesicht, und der Oger konnte nur mühsam verhindern, dass sie sein Gesicht nicht in Streifen schnitten.
Es wurde Zeit. Croy konnte nicht länger warten. Er würde seinen Freund mit seinen Klingen verteidigen. Ihn hielt kein Fluch vom Kämpfen ab. Maldens ursprünglicher Plan hatte vorgesehen, dass er als Beobachter fungierte, während es Gurrh mit Bikker und dessen Männern aufnahm, aber er dachte nicht daran, sich mit dieser Rolle zufriedenzugeben.
Er würde Cyhera beweisen, wozu er fähig war. Dass sie ihm vertrauen konnte – dass er sie und ihre Mutter retten konnte, wenn er dazu nur Gelegenheit erhielt. Schluss mit dem Herumgeschleiche! Schluss mit den Diebereien! Das hier war Arbeit für einen richtigen Ritter.
Croy zog das Kurzschwert aus der Scheide und hielt es in tiefem Stand bereit. Er erhob sich hinter dem Busch, wo er wie ein Straßenräuber gekauert hatte. Genug – genug, dachte er, Schluss mit dem Herumlauern, Schluss mit dem Hinterhalt.
Die Zeit zum Kämpfen war gekommen.
Kapitel 75
Croys Wunde pochte, als er durch das Gras eilte. Sie schmerzte
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