Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Mann mit einem Kopfnicken. »Der Oger hat seinen Zweck erfüllt. Die Hälfte deiner Männer ist entwaffnet oder hält Waffen in Händen, die nur noch als Feuerholz taugen.«
»Aber nur die Hälfte. Und wir haben genug Ersatzwaffen hinter dem Zaun. Ihr seht aus, als wärt Ihr bereit, es allein mit uns allen aufzunehmen, Sir Croy. Kann ich den Grund dafür erfahren, bevor ich Euren Tod befehle?«
Die Wunde in Croys Rücken pochte wütend. Sein Körper protestierte, dass er so untätig herumstand. »Ich komme wegen der Krone des Burggrafen. Diebe haben sie hier versteckt. Wenn sie dein Herr herausgibt, lasse ich euch in Ruhe. Ich bin nicht hier, um jemanden zu töten, wenn es nicht sein muss.«
»Das will ich nach Möglichkeit auch vermeiden. Zweifellos wird die Stadtwache bald hier sein. Halb Ness muss unseren Kampf gehört haben. Wenn sie eintrifft, will ich nicht erklären müssen, was ein toter Oger und ein toter Ritter auf meinem Rasen zu suchen haben. Ich weiß nichts von einer Krone. Aber wenn Ihr auf der Stelle geht, dürft Ihr Euer Schoßtier mitnehmen. Wir können dieses Geplänkel hier ganz einfach … beenden.« Der Hauptmann musterte Croy mit traurigem Blick. Er wusste ganz genau, dass es anders enden würde. »Sir Croy, auf eine bessere Lösung könnt Ihr nicht hoffen.«
»Ohne Krone gehe ich nicht«, beharrte Croy.
Der Hauptmann hob enttäuscht die Hände. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und gab dem Bogenschützen ein Zeichen.
Die Sehne schnappte, und der Pfeil flog durch die Luft, zu schnell für jedes menschliche Auge. Er schoss geradewegs auf Gurrhs unverletztes Auge zu. Gleichzeitig traten die vier Wächter um Croy in fehlerlos gedrilltem Gleichschritt vor und stachen mit ihren Hellebarden und Glefen zu.
Gurrh fing den Pfeil aus der Luft, einen Sekundenbruchteil, bevor er sich in sein Auge bohrte. Er zerbrach ihn zwischen den Fingern.
Was nun geschah, vermochten nicht einmal Croys Sinne zu erfassen, die von der Aufregung des Kampfs und im Angesicht des Todes aufs Äußerste geschärft waren. Glücklicherweise musste er nicht alles sehen oder hören. Genau diesen Ablauf möglicher Ereignisse war er bei der Ausbildung zum Ancient Blade tausendmal durchgegangen. Sein Fechtmeister hatte gewusst, dass der Tag kommen würde, an dem er sich einem aussichtslosen Kampf stellten musste.
Eine solche Lage ließ nur eine einzige Handlungsweise zu. Man verteidigte sich gegen jeden Angriff, sofern dazu Zeit blieb – und man verringerte den Schaden der Angriffe, denen man nicht ausweichen konnte, so gut wie möglich.
Croys Schild schlug eine Glefe zur Seite. Sein Kurzschwert parierte die Axklinge einer Hellebarde; beide Waffen schabten gegeneinander, bis sich die Hellebarde mit der Parierstange des Schwerts verhakte. Croy drehte flink die Hüfte, und ein dritter Angriff – der von hinten kam – streifte ihn lediglich.
Die vierte Attacke traf ins Ziel, und sechs Zoll Eisen gruben sich ihm in die Seite.
Croy keuchte vor Schmerzen auf, aber er spürte, dass der Stoß die Niere verfehlt hatte. Was bedeutete, dass er nicht an dieser Wunde sterben würde. Zumindest nicht sofort. Also blieb ihm noch etwas Zeit. Zeit für einen Gegenangriff.
Die Glefe, die sein Schild abgewehrt hatte, zeigte in die Luft. Ihr Träger wechselte den Griff und versuchte sie wieder zum Einsatz zu bringen. Croy senkte den Kopf und stürmte auf den Mann zu, während er die rechte Hand drehte, um das Kurzschwert von der Hellebarde zu lösen, die es feshielt.
Er fühlte, wie das Schwert freikam, aber es war sein Schild, der in das Gesicht des Glefenmannes krachte. Mit einem Grunzen ging der Mann zu Boden. Croy fuhr herum, und plötzlich standen ihm drei Gegner gegenüber, statt ihn zu umzingeln.
Eine mit seinem Blut besudelte Hellebarde kam auf sein Gesicht zu. Er wehrte den Angriff mit dem Kurzschwert ab, dann schwang er den Schild herum, um einen Glefenstich zu parieren, der von unten auf ihn zu senste. Er nahm nicht länger die Männer wahr, die die Waffen hielten – er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Bewegungen der Hellebardenspitzen, der Äxte und der funkelnden scharfen Schneide der Glefe zu verfolgen.
Eine Hellebarde stach nach seinem linken Bein. Croy brachte den Schild nach unten, und die Spitze bohrte sich so fest in das Eichenholz, dass sie auf der anderen Schildseite wieder zum Vorschein kam. Ohne auf den Schmerz im Rücken zu achten, holte er mit dem linken Arm weit aus und hebelte dem Mann die Waffe
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