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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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geraten, würden sie sicherlich kurzen Prozess mit ihm machen.
    Die Zunge gefiel ihm ebenso wenig. Er konnte über die dunklen Teile des Bodens springen – eine Taktik, die sich im Palast hervorragend bewährt hatte. Aber wer sagte ihm, dass sich der Rachen nicht trotzdem öffnete? Dass ihn die Zunge nicht mitten in der Luft schnappte und zwischen die Reißzähne zog, bevor er die nächsten Lichtflecken erreichte?
    Das alles erforderte gründliches Nachdenken und einige Sorgfalt. Malden wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Es musste schnell erledigt werden. Aber wenn er zu schnell war, konnte ihm das zum Verhängnis werden.
    Er wollte wissen, wie nahe er dem Rachen im Boden kommen konnte, ohne ihn zu öffnen. Er blieb dicht an der Wand mit den Fenstern, wo das Licht am besten war, und trat in den ersten Mondlichkreis. Er beobachtete die Dunkelheit dahinter ganz genau und hielt nach Anzeichen Ausschau, ob sie sich seiner Anwesenheit bewusst war. Als seine Füße im Boden versanken, glaubte er anfangs, über einen dicken Teppich zu schreiten.
    Ihm fiel überhaupt nicht auf, dass der erhellte Boden nicht fest, sondern nachgiebig war und die Beschaffenheit von Haferbrei hatte, bevor er ihn bereits bis zu den Knöcheln verschlungen hatte.

Kapitel 79
    Weder wogte der Boden, noch funkelte er wie Flüssigkeit. Er sah so fest und flach aus wie Stein. Und doch sog er Malden in die Tiefe, und der Dieb fühlte, wie ihm die Masse in die Schuhe quoll und an den Beinhaaren klebte.
    Er versuchte den linken Fuß aus dem Boden zu ziehen, aber das brachte ihn bloß aus dem Gleichgewicht – sein rechter Fuß fand keinen Halt. Er fuchtelte mit den Armen, aber das beschleunigte das Versinken bloß, bis der Boden hungrig an seinen Knien zerrte. Er kippte nach hinten und wusste, dass er sich befreien musste. Sonst wurde er in den Boden gezogen, bis sein Gesicht bedeckt war, bis die silbrige Mondlichtmasse Nase und Mund füllte und er darin erstickte.
    Im ganzen Korridor erwachten die dunklen Flecken zwischen den Lichtinseln zum Leben; Rachen voller Reißzähne öffneten sich und schüttelten sich vor Lachen, während lange Zungen nach oben schlängelten und die Luft liebkosten. Der Korridor verspottete ihn.
    Malden dachte nicht daran, sich von einem Stück Boden zum Narren machen zu lassen.
    Auf der verzweifelten Suche nach einem Griff ertasteten seine zuckenden Finger die Fensterbank. Mitlerweile steckte er bis zur Taille im Boden, aber er konnte sich feshalten, wenn er die ganze Kraft seiner Arme einsetzte. Leider reichte diese Kraft nicht aus, um sich zu befreien.
    Er saß dem Fenster zugewandt fest. Hinter dem Glas sah er das Palastgelände – die Mauer des Schlosshügels erhob sich keine dreihundert Fuß entfernt, der Mond stand hoch am Himmel. Eine dünne Wolke teilte ihn in zwei Teile. Aber dann fiel Malden auf, dass die Wolke sich nicht bewegte. Die Sterne rings um den Mond funkelten nicht.
    Alles war nur eine Illusion. Der Mond, der nachgiebige Boden, die sabbernden und grölenden Rachen. Alles erschaffen von dem orangefarbenen Auge, das er in der Dunkelheit gesehen hatte. Es konnte ihn beeinflussen, es konnte ihn sicherlich auch töten, aber nichts davon war Wirklichkeit.
    Mit seiner ganzen Kraft zog er und schaffte es, sich ein paar Zoll höher zu kämpfen. Genug, um den rechten Ellbogen auf die Fensterbank zu stemmen. Dort stützte er sich ab und übertrug den größten Teil seines Gewichts auf die Wand. Dann löste er die Finger der linken Hand von der Fensterbank. Um ein Haar wäre er in das flüssige Mondlicht zurückgestürzt, aber es gelang ihm gerade noch, das Gleichgewicht zu bewahren. Das Fenster bestand aus einem Dutzend länglicher Scheiben, die mit Blei in einen stabilen Holzrahmen eingefasst waren. Mit der linken Hand schlug er auf die nächste erreichbare Scheibe ein. Sie zersplitterte nicht (wofür er eher dankbar war – er hatte befürchtet, das berstende Glas werde ihm das Fleisch von den Fingern schneiden), stattdessen spritzte sie von ihm fort und landete als Flüssigkeit auf dem Boden. Er griff durch die geschaffene Öffnung und fühlte Luft. Nur dass es eigenlich keine richtige Luft war. Als er versucht hatte, Kemper die Hand zu schütteln, hatte es sich genauso angefühlt. Kalt und feucht, ein Nichts, das seinen anderen Sinnen zufolge gar nicht vorhanden sein konnte. Sein Verstand erkannte dieses Nichts nicht an und verlieh ihm darum Beschaffenheit und Struktur, während es diese in Wirklichkeit

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