Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Ha…«
Cubill schnalzte mit der Zunge.
»… zu dem Mann gehen, der sie hat«, sagte Malden, starrte in die Zimmerecken und fragte sich, warum der Meister nicht wollte, dass er Hazohs Namen aussprach. »Ich kaufe sie zurück. Oder luchse sie ihm ab.«
»Das ist ziemlich unwahrscheinlich.«
»Erlaub mir, es zu versuchen!«, flehte Malden. Welche Wahl blieb ihm?
»Also gut«, lenkte Cubill ein. »Tu, was du tun kannst. Aber nur damit das klar ist: Solltest du versagen, wird man mich töten.«
»Das weiß ich«, sagte Malden. »Ich hörte …«
»Man wird mich ins Verlies schleppen, mich foltern und hängen. Vielleicht auch vierteilen. Das wird ein paar Tage dauern. Und während dieser Zeit, solange ich noch lebe, setze ich mich mit den noch verbliebenen Getreuen in Verbindung. Zumindest einige der Diebe werden sich loyal verhalten. Du kannst sicher sein: In dem Augenblick, wenn ich sterbe, wird man dir die Kehle von einem Ohr zum anderen aufschlitzen. Solltest du versagen, Malden, sterben wir beide.«
»Und wenn ich Erfolg habe … musst du mir eine Belohnung gewähren«, sagte Malden.
»Ach? Muss ich das? Dann verrate mir – was ist dein Herzenswunsch?«
Malden schluckte den Kloß in der Kehle hinunter. »Natürlich mein Leben. Und die Wiederaufnahme in deine Bücher.«
»Ich schätze, das eine ist ohne das andere nicht möglich. Geh, Malden! Du hast nicht viel Zeit, also solltest du besser gleich beginnen.«
»Ich verspreche, ich werde …«
»Geh!«, wiederholte Cubill.
Malden ergriff die Flucht.
Kapitel 42
Man hatte Sir Croy zum Ritter erzogen, zu einem Helden auf dem Schlachtfeld, zu einem Dämonenjäger, zu einem frommen Mann. Man hatte ihn von Geburt an ausgebildet, Heere anzuführen und temperamentvolle Schlachtrosse zu reiten.
An diesem Abend musste er eine ganz andere Pflicht erfüllen. Sein Gönner, der reiche Kaufmann, der ihn vor dem Gesetz versteckte, hatte darauf bestanden, dass er als Ehrengast eines Abendessens fungierte. Man wollte ihn für die Gäste des Kaufmanns zur Schau stellen, ein Symbol für die Macht und Großzügigkeit des Kaufmanns.
Es war das Einzige, das der Mann als eine Art Entschädigung für seine Freundlichkeit verlangt hatte. Croy konnte sich nicht weigern. Wäre allerdings in diesem Augenblick eine Legion von Dämonen aus einem Spalt in der Welt gesprungen, wäre er nie glücklicher gewesen, Schwefel in der Luft zu riechen.
»Es heißt, der Burggraf sei erkrankt – habt Ihr davon gehört, Croy? Vielleicht wurde er ja beim Einsturz des Turms verletzt.«
Croy wandte sich der Frau zu seiner Linken zu, die ihn angesprochen hatte. Sie trug ein Brusttuch und einen lächerlich spitzen Hut, vermulich um die Aufmerksamkeit von der unmodischen Rundlichkeit ihres Gesichts abzulenken. Er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern. Sie war die Frau eines reichen Kaufmanns – eines Seidenhändlers? Vielleicht waren es auch Pelze. Er wusste nur, dass sie den ganzen Abend versucht hatte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, und wenn sie mit ihm sprach, strich sie ihm unter dem Tisch mit der Schuhspitze über die Wade. Die Höflichkeit gebot, dass er nicht darauf einging. Ihm fiel auf, dass ihr Becher fast leer war, und er schenkte ihr aus der Weinkanne vor ihm auf dem Tisch nach.
»Ich hatte in letzter Zeit nicht die Muße, mich auf dem Laufenden zu halten«, entschuldigte er sich.
»Heute erschien er nicht vor Gericht«, fuhr sie fort, als hätte er nichts gesagt. Als eine Platte mit gebratenen Lerchen vorbeigetragen wurde, spießte sie einen der Vögel mit dem Messer auf und ließ ihn auf ihren Teller fallen. Es war der siebte oder achte Gang – es würden noch Dutzende folgen, kleine Gerichte, die man servierte, sobald sie frisch aus der Küche kamen. Das war das Besondere an dieser Art von Bankett. Als man ihm die Lerchen hinhielt, winkte Croy ab. Er war nicht hungrig. »Dabei sollte ein spannender Fall verhandelt werden, ein Mann hat seine Frau umgebracht. Er behauptet, sie sei wankelmütig gewesen, womit sich die Sache üblicherweise erledigt hätte, aber den Zeugen zufolge war sie schwanger, was die Sachlage verschärft. Ich gehe manchmal gern zu den Gerichtsverhandlungen. Es gefällt mir, mir die Männer auf der Anklagebank anzusehen, sie sind so … verzweifelt. So wild. Ich verspüre immer ein kleines Kribbeln, wenn sie mit den Zähnen knirschen und ihre Unschuld beteuern.«
Sie plapperte weiter, und er nickte höflich. Man hatte ihm beigebracht, wie man
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