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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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sich aber bloß, dass Croy keine Waffen trug, bevor er ihn weiterwinkte. Obwohl Croy gesucht wurde, weil er vor dem Galgen geflohen war, warf der Mann nicht einmal einen Blick auf sein Gesicht.
    Croy kicherte leise, als er über den Hof auf den Palast zuschritt. »Du wirst selbstgefällig, Anselm«, murmelte er. Oben auf den Mauern standen keine Bogenschützen, und die wenigen Angehörigen der Wache, die zu sehen waren, stritten sich auf den Turmtrümmern mit den Steinmetzen. Die Steinmetze hatten einen gewaltigen dreieckigen Kran aufgebaut, der die zertrümmerten Steine wegräumen sollte, aber die Wächter schienen der Meinung zu sein, dass sie dabei den Palast beschädigen würden. Die Steinmetze waren der Ansicht, zu wissen, was sie da taten und dass man sie gefälligst in Ruhe lassen sollte. In der Zwischenzeit standen ihre Gehilfen untätig herum, stützten sich auf ihre Schaufeln oder teilten sich einen Krug Wein. Eine Gruppe Lehrlinge, von denen keiner älter als zehn Jahre alt war, hatte angefangen, Ball zu spielen, während sie darauf wartete, dass die Debatte ihr Ende nahm, damit sie weiterarbeiten konnte. Croy machte sich das Chaos zunutze, schlüpfte durch einen Hintereingang und ging unmittelbar am Kastellan vorbei, einem senilen alten Kerl, der viel zu sehr damit beschäftigt war, Körbe voller Kerzen zu zählen, als auf seine Umgebung zu achten.
    Hinter den Lagerräumen lagen die Diensbotenquartiere, schmale Kämmerchen, die noch winziger waren als Croys Gefängniszelle. Jetzt, mitten am Tag, waren sie alle verlassen – die Diener waren natürlich bei der Arbeit. Am Ende des Korridors stieg Croy eine Wendeltreppe hinauf und erreichte den ersten Stock, wo sich die Gemächer des Burggrafen sowie Vrys Amtsstube befanden.
    Immerhin stand oben an der Treppe ein Wächter. Er trug ein Lederwams mit Eisenplatten an Schultern und Unterarmen, dazu kam eine Eisenhaube mit breiter Krempe. Weil es ein warmer Tag war – das Göttinnenfest brachte immer sonniges Wetter –, hatte der Mann die gepolsterte Kapuze abgelegt, die er unter dem Helm hätte tragen müssen. Er senkte seine Hellebarde und befahl Croy stehen zu bleiben. »Was willst du hier?«
    »Ich bringe eine Botschaft für den Vogt«, sagte Croy und versuchte furchtsam zu klingen. Ein echter Bote würde die Klinge der Hellebarde anstarren, dachte er sich und wandte den Kopf, als betrachte er sie ängslich. Dabei aber ließ er die Hände des Wächters nicht aus den Augen.
    »Gib sie her, und ich sorge dafür, dass er sie bekommt.«
    »Oh, du willst sie haben?«, fragte Croy. »Schön.« Er zog den Knüppel hervor, den er unter dem Umhang verborgen hatte, und hieb ihn dem Wächter gegen die Schläfe. Der Helm klirrte wie eine Glocke, und der Wächter verzerrte das Gesicht, während sich seine Augen verdrehten. Croy konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er auf dem Boden landete.
    Dann verharrte Croy zusammengeduckt auf dem Treppenabsatz, den Wächter im Arm, und lauschte. Der Helm hatte viel mehr Lärm gemacht, als ihm lieb gewesen war, und er musste wissen, ob jemand etwas mibekommen hatte.
    Er hörte die Arbeiter draußen, die sich beschwerten, so lange warten zu müssen, um ihre Waren abzuladen. Er hörte Pferdehufe über das Pflaster des Schlosshofs klappern. Er hörte einen Wächter auf der Mauer, der seinen Kameraden auf der anderen Seite anrief und sich vergewisserte, ob alles in Ordnung sei. Aber er hörte nicht, was er befürchtet hatte: Alarmrufe, Stimmen im Palast, die sich erhoben und fragten, was es mit dem Laut auf sich habe. Niemand rief nach dem bewusslosen Wächter, um ihn zu fragen, was los sei.
    Sehr gut. Den Wächter die Treppe hinunterzuschaffen, war nicht leicht, aber Croy hatte ordenliche Muskeln in den Armen und einen starken Rücken. Er schleppte den Wächter in eine der Kammern, dann zog er ihm die Rüstung aus und fesselte ihm die Hände auf dem Rücken. Nachdem er ihm einen Knebel in den Mund gestopft hatte, glaubte er, für eine Weile sicher zu sein. Um der Schicklichkeit willen bedeckte er den Gefesselten mit seinem Umhang, dann schlüpfte er in das Lederwams. Am Gürtel des Mannes entdeckte er die wattierte Kapuze und zog sie ebenfalls über, bevor er den Helm aufsetzte. Sie verbarg sein blondes Haar und das kantige Kinn.
    Dann stieg er wieder zur ersten Etage hinauf und begab sich ohne Umweg zu Anselm Vrys Amtsstube. Er hob die Hand, um anzuklopfen und zu verkünden, dass eine Botschaft aus der Gildenhalle gekommen sei, die

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