Andalusisches Feuer
Braue, und Sarah registrierte plötzlich entsetzt, wie angespannt sein Körper war. „Oh doch, das wirst du. Hast du es jemals bereut?“
„Was bereut?“
Sie sah die Wut in seinem Blick, und kalte Schauer jagten ihr über den Rücken. „Den Preis, den du bezahlt hast, damit deine Familie dir verzeiht“, erklärte er schneidend. „Wenn du in den letzten fünf Jahren auch nur eine Nacht ruhig schlafen konntest, war Gott sehr gnädig zu dir.“
Verblüfft sah sie ihn an und murmelte: „Wovon sprichst du eigentlich?“
„Du weißt, was ich meine.“ Sein Ton war noch schärfer geworden, sofern das überhaupt möglich war. „Hat es dir so wenig bedeutet? Nur ein kurzer Aufenthalt in einer diskreten Klinik, wo ich dich nicht finden konnte? Es war gegen das Gesetz … wahrscheinlich sehr teuer. Aber was bedeutete deinen Eltern schon Geld, wenn sie den letzten Beweis für deine unglückselige Ehe vernichten konnten? Ah … du wirst blass. Glaubtest du, ich könnte so schnell vergessen? Niemals! Du hast aus Rache gehandelt, um mich zu bestrafen!“
„Rafael, ich …“, begann sie, verwirrt von den Vorwürfen, die sie nicht verstand.
„Du hast mein ungeborenes Kind ermordet, und dafür verfluche ich dich. Diese Entscheidung stand dir nicht zu. Nie werde ich das vergessen noch dir jemals vergeben“, verurteilte er sie unbarmherzig. „Ich hätte mein Kind zu mir genommen und es aufgezogen, da du es nicht wolltest …“
Die Welt um Sarah begann zu wanken. Ein leises Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit von Rafael ab. Gilly spähte um die Ecke, die Augen in ihrem niedlichen Gesicht zum Schutz vor dem hellen Licht zusammengekniffen. Plötzlich laut schluchzend, stolperte sie durch den Raum. „Ben hat gesagt, die Spinne fängt mich und frisst mich auf!“, jammerte sie und klammerte sich an Sarahs Rock. „Sie war in meinem Traum. Mummy, mach, dass sie weggeht!“
Rafael murmelte etwas Unverständliches auf Spanisch.
Sarah hob ihre Tochter hoch und streichelte über die zerzausten schwarzen Locken.
„Wer ist der Mann?“, fragte Gilly, das Gesicht an die Schulter ihrer Mutter gepresst.
„Das ist jetzt egal.“ Schützend die Arme um den kleinen, vom Bett noch warmen Körper geschlungen, versuchte Sarah, sich an Rafael vorbeizudrücken.
Er hielt sie fest. „Sie hat Mama zu dir gesagt. Wessen Tochter ist sie? Sprich!“, drängte er wild.
Sie entzog sich seinem schmerzhaften Griff und eilte in den Flur. Ihre einzige Sorge galt Gilly. Eher würde sie Rafael ein Messer zwischen die Rippen jagen, als ihn in die Nähe ihrer Kinder kommen zu lassen! Er hatte sie beschuldigt, abgetrieben zu haben! Aber das konnte er nicht wirklich glauben! Das war doch Unsinn. Ein hinterhältiger gemeiner Trick, um über vier Jahre Desinteresse an seiner Vaterschaft hinwegzutäuschen. Er musste sie für geistig minderbemittelt halten. Nun, das war sie nicht, und wenn es um ihre Kinder ging, würde sie kämpfen wie eine Löwin. War letztendlich doch sein Vaterinstinkt erwacht oder bloß seine Neugier? Tja, zu spät, fast fünf Jahre zu spät! Er konnte jetzt nicht einfach hereinspazieren und Rechte einfordern, auf die er freiwillig verzichtet hatte. – Keine Chance!
Sie drückte die Tür zum Kinderzimmer mit dem Ellbogen auf, trat ein und legte ihre kleine Tochter zurück ins Bett. Ihre Hände zitterten so heftig, dass sie Mühe hatte, das Kind wieder zuzudecken. Gilly war allerdings zu müde, um den Zustand ihrer Mutter zu bemerken.
„Ist die Spinne jetzt weg?“, murmelte sie.
„Ja, ganz weit weg“, tröstete Sarah mit bebender Stimme und warf ängstlich einen Blick auf das andere Bett. Von Ben war nichts zu sehen als eine Erhebung unter der Decke.
Rafael blockierte die Tür zum Kinderzimmer. Abwehrend hob Sarah die Hände. „Du kommst hier nicht rein.“
Er bewegte sich weder vorwärts noch rückwärts. „ Ma dre de Dios“, stöhnte er leise.
Sie stemmte die Hände gegen seine breite Brust, schob ihn mit aller Kraft weg, zog die Tür hinter sich ins Schloss und versperrte ihm so die Sicht. Angst und Wut beherrschten sie gleichermaßen. „Geh!“, keuchte sie. „Ich will dich nicht hier haben!“
Jäh packte er ihre Schultern, drückte sie an die Wand. „Meine Tochter … sie hat schwarzes Haar. Sie muss meine Tochter sein. Sag mir die Wahrheit!“
„Nein. Nur wenn man den bloßen Zeugungsakt schon als Vaterschaft ansieht!“
„Und das andere Kind?“
„Zwillinge.“
Ungläubige Wut loderte in seinen
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