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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Tage von ihrem Ziel entfernt -, warteten sie jetzt auf rotes Licht vom Hauptquartier, um ihre Unternehmung fortsetzen zu können.
    »Unersättlichkeit, Falschheit, Dummheit ...« Jeden Morgen, wenn sie ihren widerstrebenden Körper aus dem Bett zwang, um die Übermittlung weiterer Unmengen von Daten über die Scorpio IV zu überwachen, betete Harper dieselbe Litanei von Verwünschungen herunter. Natürlich würden sie und Drake die Reise letztendlich fortsetzen und ihre wertvolle Ladung - die Planetoidenkristalle des Antares - aufnehmen, und das wußten auch diese übereifrigen Dummköpfe im Hauptquartier. Aber das Versagen des Schutzschildes berechtigte sie, unzählige Detailangaben von Harper zu verlangen und somit Abwechslung in den eigenen langweiligen, an die Schwerkraft gebundenen Alltag zu bringen.
    Aber so überflüssig und stupide ihre Mehrarbeit auch sein mochte, war Harper doch dankbar für die Ablenkung, denn die vielen freien Stunden ohne Drake zogen sich endlos dahin. Gleichgültig verzehrte sie ihre Mahlzeiten, denn sie mußte essen. Die übrige Zeit verbrachte sie damit, sich sorgfältig zu pflegen oder das glitzernde Universum jenseits der Aussichtsfenster zu bewundern. Aber ihr ganzer Sinn war von glühenden Bildern erfüllt, ihre Gedanken von Erinnerungen an Drake.
    Mit jedem Abend, an dem Drake auf dem Aussichtsdeck erschien, wurde sie schöner, lebendiger und attraktiver. Und mit jedem Abend gab Harper Drakes Marotten und Befehlen williger nach, enthüllte jede Einzelheit aus ihrem Leben, die Drakes Interesse wecken würde - und alles in Erwartung des einen Moments, in dem Drake sie berührte, ihr die Kleidung von den Schultern streifte und der kostbarste Teil des Abends begann.
    Einmal hatte sie versucht, etwas von der maßlosen Wonne an Drake zurückzugeben, bevor jene sie mit ihren Händen und dem Mund aufs neue zum Brennen brachte. »Dies«, hatte Drake mit glühenden Augen gesagt und Harper an sich gezogen, »ist alles, was ich brauche.«
    Mit dem kleinen Rest ihres Bewußtseins, der noch zu objektivem Denken fähig war, wußte Harper genau, daß sie mit ihrem Körper auch ihren Willen aufgab, ihre Identität und vielleicht sogar ihren Verstand. Sie war eine wollüstige Sklavin der allnächtlichen Erfüllungen geworden. Gedanken an die Vergangenheit endeten in der Wonne der letzten Nacht, Gedanken an die Zukunft gingen nicht über die kommende Nacht hinaus. Es war nur ein kleiner Trost, daß Drakes Leidenschaft nie endete, bevor Harpers Hunger völlig gestillt war. Sie war Drakes Schachfigur.
    Auf einer früheren Reise zum Orion hatte die fremdartige Weite des Alls sie auf subtile, aber grundlegende Weise beeinträchtigt. War dies etwa ein weiteres Symptom derselben Neurose? Vielleicht konnte sie nach dem Eintritt in den Planetoidengürtel des Antares, wenn Drake damit beschäftigt war, die funktionsuntüchtige Scorpio IV instandzusetzen - vielleicht konnte sie dann auch wieder der Stimme der Vernunft Gehör schenken ...

    Als die Scorpio IV nur noch ein Lichtjahr vom Planetoidengürtel des Antares entfernt war, erhielten sie vom Service Headquarter grünes Licht, genau wie Harper es vorausgesehen hatte. Das Rendezvous würde um zwanzig Uhr stattfinden.
    Harper zog den enganliegenden weißen Overall an, der speziell für den Aufenthalt in der Schwerelosigkeit vorgesehen war und an allen Oberflächen des Schiffs haften konnte, damit sie nicht wie eine hilflose Staubwolke umherflog. Wie alle Neulinge in der Raumfahrt, hatte auch sie sich langen Perioden sensorischer Deprivation unterziehen müssen. Das Verhalten in der Schwerelosigkeit hatte zu ihrem Weltraumtraining gehört, eine kuriose und durchaus vergnügliche Erfahrung, wenn man ihr nur kurzzeitig ausgesetzt war. Auf den ersten interplanetarischen Reisen der Pioniere des Weltraumzeitalters hatte sie jedoch schwere physische und psychische Traumata ausgelöst.
    Sie bewegte sich ungelenk in Richtung Kommandokabine, ärgerte sich irrationalerweise über die Schwere ihrer Füße, die sie nur schleppend vorwärtskommen ließ. Sie war sich der Ursache ihrer schlechten Laune wohl bewußt: Heute nacht würden sie sich nicht lieben können - und die kommenden Nächte ebenfalls nicht. Die schwierige Navigation des Raumschiffs würde Drake vollkommen in Anspruch nehmen.
    Drake saß im Kommandosessel. Sie heftete den Blick auf die schmalen Navigationsfenster, durch die der Planetoidengürtel zu sehen war, eine glühende Kette, von ihrem weit
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