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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Stockwerk, öffnete den Schaukasten, dem er das echte Stück entnommen hatte. Als er gerade den Ersatz hineinstellen wollte, erschien eine weitere Person auf dem Bildschirm. Ein Mann in Uniform! Er faßte Brian am Ärmel und stellte ihm offenbar einige Fragen. Mir wurde übel, aber es konnte ja weiter nicht von Bedeutung sein. Sein bevorstehender Tod machte alles andere gegenstandslos. Was sollte er auch schon sagen können? Sicher nicht, daß er gewohnheitsgemäß mitten in der Nacht Museumseigentum entfernte.
    Er sagte jedenfalls etwas, ganz ruhig und natürlich. Der Museumswärter nickte und half Brian, den Schaukasten wieder zu schließen. Sie redeten noch miteinander. Der Wärter bot Brian eine Zigarette an, doch er lehnte ab. Dann trennten sie sich. Ich wurde gewahr, daß ich während dieser Szene den Atem angehalten hatte. Ich drehte mich zu Banny um, die mir über die Schulter geschaut hatte. »Den will ich haben«, sagte ich mit leicht zitternder Stimme. »Er war doch verdammt gut, nicht wahr?«
    »Verdammt gut!« In Bannys Stimme vernahm ich viktorianische Untertöne, so als gratuliere ein Gentleman mit großen rötlichem Schnurrbart seinen Genossen nach einer Partie Karten.
    Ich schaltete den Computer aus. »Wo ist der Vogel?«
    »Auf dem Weg zu Mark. Sobald du ihn durchgebracht hattest, habe ich ihn via Narses nach oben geschickt.«
    »Gut. Diese Sache schien ihm sehr wichtig zu sein. Vielleicht bekommen wir alle Verdienstpunkte dafür.«
    Bannys stieß ihren Atem geräuschvoll durch die Nase aus, so als vermeide sie bewußt, ihn anzuhalten. Dann sagte sie bedächtig: »Ich frage mich, wieviele Verdienstpunkte Mark hat.«
    Meiner Meinung nach hatte es keinen Sinn, über Mark zu spekulieren, auch nicht in bezug auf seine Bürgerschaft. Der einzige sichere Punkt war, daß er unter Zellstabilisierung stand, und das auch nur, weil die Fakten für sich sprachen. War dem nicht so, konnte er kein Mensch sein. Marks unangenehme Seiten aber waren typisch menschliche Regungen.
    Banny fuhr fort: »Er lebt im Äußeren Ring. Ich habe sogar gehört, daß unter seinen Dienern Bürger sind. Leben alle Sektionschefs so? Das muß doch an Kosten zehnmal höher sein als die Zuteilung. Ich verstehe nicht, wie er das macht.«
    Ich sah sie an, hielt aber den Mund. Meine Mitstürmer redeten immer so. Was war mit ihnen los?
    Mir war immer absolut klar gewesen, wie er das machte.

    Die Mannschaft war ausgehungert nach der Bergungsaktion. Wenn ich sie länger festhielt, würden sie zu losen beginnen, ob sie nun etwas essen oder gleich schlafen gehen sollten. Also ließ ich sie zu Chan und Chin gehen, außer Banny. Ich erklärte ihr, da seien noch ein paar Kleinigkeiten, die wir in Ordnung bringen müßten. Als wir allein waren, weihte ich sie darin ein, was Angelo und ich vorhatten.
    »Du mußt nicht unbedingt mitmachen, Ban. Es könnte immerhin schiefgehen.«
    »Sei nicht albern! Was soll ich tun - oder soll ich mich nur in ›Bereitschaft halten‹?«
    War ich erleichtert! »Als erstes senden wir eine Holo.«

    Etliche Stunden später kam ich erst zum Schlafen. Noch nie zuvor hatte ich mich nach einer Sturmaktion so lange wach halten können. Diese Überaktivität diente wohl teilweise dazu, meine Schuldgefühle zu dämpfen. Immerzu dachte ich daran, was Brian auf der parallelen Zeitfrequenz durchmachen mußte ... Wir hatten ihn dazu gebracht, daß er ein erderschütterndes Ereignis zu erwarten habe, wenn er uns die Möwe lieferte. Er hatte die Vision sogar gefragt, ob er sie in die andere Welt begleiten könne, und gewiß hatte ihm niemand mit »nein« geantwortet. Das muß für ihn ein Zusammenbruch gewesen sein. Nein, sagte ich mir, das richtige Wort wäre: welche Verlassenheit ! Sein Leid konnte zwar nur noch wenige Stunden andauern, doch dieser Gedanke trug nicht dazu bei, daß ich mich besser fühlte. Endlich sog mich der Schlaf in tiefste Dunkelheit, so wie mich eine Zeitwelle mitzureißen pflegte.
    Nach einer Sturmaktion schlafe ich gewöhnlich etwa zwölf Stunden, noch länger, wenn es sich um einen Bergungsauftrag oder Durchstoß handelte. Diesmal hatte ich den Schlaf hinausgezögert, und er war entsprechend tiefer, das Aufwachen um so schwerer. Endlich wurde ich gewahr, daß mein Schlafzimmer versuchte, mir einen wichtigen Besuch anzukündigen. »Wer?« fragte ich schlaftrunken.
    Ich ließ Angelo hinein. Er holte gleich kaltes Wasser aus dem Bad und befeuchtete mein Gesicht. »Wach auf, Ceece! Ich kann dir jetzt kein

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