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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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ist also Nacht zu Brians Zeit? Und das Museum ist geschlossen?«
    Sie nickte. »Er ist drinnen, wie wir es von ihm verlangt haben.«
    »Gut. Spielt die letzte Holo, diejenige, die ihn auffordert, die Möwe in unsere Kontaktschärfe zu bringen.«
    Ich hatte weder Lust noch Zeit, sie mir anzusehen, während sie ablief. Ich mußte mich auf die kommende Aktion der Mannschaft konzentrieren. Sie arbeiteten ruhig und flott, wie immer. Zwischen ihnen funktionierte die optimale, effiziente Verständigung, die Leute auszeichnet, die aufeinander eingespielt sind und das seit einiger Zeit. Das durfte ich mir zu einem großen Teil selbst zuschreiben. In den paar Fällen, in denen Mark mir Nieten zugeteilt hatte statt der angeforderten brauchbaren Rekruten, hatte ich jedem von ihnen eine Chance gegeben. Mehrere Chancen sogar, denn ich wollte nicht, daß meine Mannschaft mich für absolut willkürlich hielt. Wenn dennoch einer von ihnen uns zur Last wurde, manövrierte ich den fraglichen in eine Situation, von der ich wußte, daß er ihr nicht gewachsen war, er sich selbst aber gewachsen fühlte. So schaffte ich ihn aus dem Weg, bevor er zu einer Gefahr für die Mannschaft werden konnte. Nach solchen Zwischenfällen war jedesmal eine erhebliche Entspannung zu verzeichnen gewesen. Ich weiß nicht, ob Mark ahnte, daß ich sie vorsätzlich getötet hatte - es hätte jeweils ebenso gut Selbstmord sein können.
    Das Ergebnis war immerhin die beste Mannschaft weit und breit, meiner Meinung nach. Ich war stolz, wenn ich Leute sagen hörte »Ceeces Mannschaft«. Es klang wie »Fieldings« oder »Balthasars Mannschaft« zu meiner Ausbildungszeit. Abgesehen von den Nieten hatten wir die niedrigste Verlustrate in der Sektion.
    »Es kann losgehen!« Banny unterbrach meine Gedankengänge. Ich stieg hinunter zu meinem Stuhl in der »Sturmgrube« und sie schnallte mich an. Dann ging sie zurück zum Schaltpult, und alle - außer mir - schluckten ihre Pillen.
    »Dann los!« rief ich. Der Ozean sog mich in sich hinein.
    Es war eine herrliche, berauschende Strömung. Ich flog dahin; die ganze Last der Anstrengung hatten Banny und der Rest der Mannschaft zu tragen. Aber wie immer war ich ihrer nur vage bewußt. Das war die Versuchung beim Wellenreiten: man glaubte, es geschehe aus eigener Kraft.
    Allzu schnell war es vorbei, und ich befand mich vor dem Fenster. Es war leicht, den Punkt der besten Kontaktschärfe zu finden - es war ganz deutlich der klarste Punkt inmitten der Wellen. Der dritte Stock des Museums, stumpfer hölzerner Fußboden, Vitrinen voller indianischen Kunsthandwerks, Sternenlicht, das durch die Fenster hineinfiel. Brian stand wartend da. Er hielt die Möwe in beiden Händen, so als habe er Angst, sie könne ihm entgleiten. Er konnte mich natürlich nicht sehen.
    Verdammt noch mal, Brian ... Ich sah auf meine eigene Hand hinab, in der ich eine perfekte Kopie der Möwe hielt. Ich stellte sie vorsichtig auf den stumpfen Holzfußboden, trat gleich wieder zurück und sagte zu Banny: »Jetzt!« Meine Mannschaft stürmte mit aller verfügbaren Kraft gegen die Zeitgrenze. Die Möwe verlor ihr realistisches Aussehen und nahm den todesähnlichen, künstlichen Schein an, der für mich die Strömungen einzuhüllen schien. In diesem Moment weiteten sich Brians Augen. Dann gewann er plötzlich das volle Bewußtsein wieder, kniete nieder, nahm meine Möwe entgegen und tauschte sie gegen die seine aus. Die Mannschaft stürzte sich darauf wie eine Horde Wölfe. Sie wurde realistischer, realistischer, und ich hob sie auf.
    »Erledigt«, sagte ich - zu mir selbst, denn meine Mannschaft wußte es bereits. Ich ließ mich von der Strömung zurücktragen, ließ meine Füße ein wenig nachschleifen. Der Anblick Brians, wie er dort allein im Museum zurückblieb, wurde unklarer, weniger wirklich, so als sehe ich ihn durch den Boden eines Glases.
    Zuerst war Banny bei mir, wie gewöhnlich. »Ich kann jetzt nicht reden. Warte, bis ich das Kotzen hinter mir habe!«
    Als ich damit fertig war, wandte ich mich Banny zu. »Laß mich die Aufzeichnung sehen!« Banny trat vom Schaltpult zurück, und ich sah mir die Bergungsaktion an, so wie der Recorder sie aufgezeichnet und Brian erlebt hatte: die Materialisierung der falschen und das Verschwinden der echten Skulptur. Meine Augen folgten Brian, als er die Fälschung entgegennahm und aus dem Bereich der Kontaktschärfe hinaustrug in die verschwommeneren Gänge des Museums. Er brachte sie in das darunterliegende

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