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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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über das Chryseische Meer hereinbrach, machten sie sich auf den Weg nach unten.

    Als Kommandierender des Landeunternehmens stieg Thomas als erster aus der Landefähre. Durch seinen Anzug behindert, kletterte er rückwärts aus der Luke und die Außenleiter hinunter. Er gewann erste helle Eindrücke vom Marshimmel, und dieser war orangefarben, wie es von ihm zu erwarten war. Seine erste instinktive Reaktion war Erleichterung, gefolgt von einem seltsamen Anflug perverser Enttäuschung, welche ihn überraschte. Als er an der Leiter hing, ein Fuß dicht über dem Marsboden, hielt er inne, um die Worte herunterzuspulen, die irgendein Public-Relations-Mann der NASA für diese Gelegenheit ausgesucht hatte: »Im Namen der gesamten Menschheit weihen wir den Planet des Krieges dem Frieden. Möge Gott uns unsere Bitte erfüllen.« Er stellte den Fuß in den Staub, dann blickte er sich von der Leiter herab um und drehte sich, um die Umgebung zu betrachten.
    »Jesus Christus«, murmelte er einige Male. Orangefarbener Himmel oder nicht, da waren irgendwelche Pflanzen, die dort wuchsen. Fast knietief stand er zwischen ihnen, ein dichter, verfilzter federnder Teppich grau-ockerfarbener Vegetation. Er kniete sich hin und betastete die Gebilde vorsichtig.
    »Es sieht aus wie irgendein Moos«, berichtete er. »Es ist biegsam und gibt auf Druck nach, um sich danach wieder aufzurichten. Ich kann es mit der Hand abbrechen.«
    Die Übertragung von der Plowshare knisterte und summte. »Thomas«, sagte die Stimme des Commanders in seinem Ohr, »wovon reden Sie? Sind Sie okay?«
    Thomas richtete sich auf und verschaffte sich einen ersten Eindruck, indem er sich langsam und ausgiebig umsah. Das ockerfarbene Moos streckte sich in allen Richtungen bis zum orangefarbenen Horizont und bedeckte die flache Ebene in ihrer unmittelbaren Umgebung sowie ein Gebiet sanft gewölbter Hügel in mittlerer Distanz nach Norden. Hier und da ragten aus dem Moos dichte Büsche mit spinnenartigem Astwerk, vorwiegend braun oder schwarz und glänzend oder schmutzig violett, und vereinzelt war auch mal ein einsamer Baum zu sehen. Die Bäume waren tiefrot und etwa zehn Fuß hoch; die Stämme hatten die Farbe von glänzendem, frischem Blut, und die glasartigen Blätter erinnerten an flache Scheiben aus Amethyst. Thomas taufte sie Flammenbäume.
    Die Landefähre stand nur wenige hundert Yards von einem Kanal entfernt.
    Er war breit, dieser Kanal; und in seinem stillen, klaren Wasser spiegelte sich der Himmel wider, so dunkel wie Wein und so rot wie Blut. Kleine gelbe Blumen schoben feine Tentakeln von den Uferwänden aus ins Wasser. Die Uferbegrenzung war alt und brüchig und wurde von Wirbeln und Kreisen verziert, bei denen es sich möglicherweise um eine Art von Runen handelte.
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte Thomas benommen.
    Johnboy und Woody stiegen die Leiter hinunter, unbeholfen und koboldhaft in ihren klobigen Anzügen, und Thomas trat zur Seite, um ihnen Platz zu machen.
    »Liebe Mutter«, hauchte Woody, sah sich um, und in seiner Stimme schwang Verwunderung mit. »Hier ist wirklich was los, oder?« Er legte Thomas eine behandschuhte Hand auf die Schulter. »Das ist es also, was wir von oben gesehen haben.«
    »Aber es ist unmöglich«, wandte Thomas ein.
    Woody zuckte die Achseln. »Wenn es wirklich eine Halluzination ist, dann auf jeden Fall eine verdammt schöne.«
    Johnboy war wortlos ein Stück gegangen, bis er sich einige Yards von der Fähre entfernt hatte; nun blieb er stehen und starrte über die moosbedeckte Ebene hinweg zu den Bergen in der Ferne. »Es ist genauso, als sei man wiedergeboren«, flüsterte er.
    Der Commander ließ sich wieder vernehmen, auch diesmal ließ die Statik seine Stimme knistern und rauschen. »Meldet euch! Was ist da unten los?«
    Thomas schüttelte den Kopf. »Commander, ich wünschte, ich wüßte es.«
    Er löste die Außenkamera von der Landefähre, installierte sie auf einem Stativ und entfernte die Abdeckung der Linse. »Beschreiben Sie, was Sie sehen.«
    »Ich sehe Sand, Staub, Felsen ... was soll ich denn ihrer Meinung nach sonst sehen?«
    »Keine Kanäle?« fragte Thomas traurig. »Keine Bäume? Kein Moos?«
    »Himmel, Sie träumen ja schon wieder!« rief der Commander. »Das hatte ich befürchtet. Ihr alle, aufgepaßt! Hört gut zu! Dort unten gibt es keine gottverdammten Kanäle! Vielleicht kann man in einigen Metern Tiefe Wasser im Permafrostzustand finden. Aber die Oberfläche ist genauso trocken wie die

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