anderbookz Short Story Compilation
des Mondes!«
»Aber hier wächst irgendeine Moosart«, widersprach Thomas. »Die Farbe ist ein grauer Ockerton, Höhe etwa anderthalb Fuß. Dann sehe ich kleine Buschgruppen. Und sogar einige seltsame Bäume. Sehen Sie denn nichts von alledem?«
»Sie phantasieren schon wieder«, stellte der Commander fest. »Glauben Sie mir, die Kamera zeigt da unten nichts als Sand und Felsen. Sie stehen auf einer gottverdammten Mondwüste und erzählen mit etwas von Bäumen, zum Teufel noch mal! Jetzt reicht es mir! Kommt sofort zurück, und zwar alle! Ich hätte mich von euch zu diesem Quatsch nicht breitschlagen lassen dürfen. Houston soll sich darum kümmern. Das ist nicht mehr unser Problem. Woody, kommen Sie her! Und bleibt zusammen, verdammt noch mal!«
Johnboy stand noch immer an der Stelle, wo er stehengeblieben war, als wäre er in Trance gefallen, doch Woody wanderte auf den Kanal zu, stocherte im Boden herum und forschte.
»Hört endlich zu!« befahl der Commander. »Steigt augenblicklich wieder in die Landefähre! Ich hole euch raus, ehe jemandem von euch etwas zustößt. Ihr kehrt jetzt zurück! Das ist ein Befehl! Ein Befehl, der auf der Stelle auszuführen ist!«
Woody wandte sich widerstrebend um und bewegte sich langsam auf die Landefähre zu, blieb dabei alle paar Schritte stehen und blickte über die Schulter zum Kanal hinter ihm.
Thomas seufzte. Er schien sich nicht entscheiden zu können, ob er darüber, daß er diesen Ort so bald schon verlassen mußte, glücklich oder traurig sein sollte.
»Okay, Commander«, antwortete Thomas. »Wir haben Sie verstanden. Wir kommen rauf. Jetzt gleich!« Er machte ein paar leichte, federnde Schritte - dabei unterdrückte er den Impuls, wie ein Känguruh vom Boden hochzuspringen - und klopfte Johnboy leicht auf die Arme. »Komm jetzt. Wir müssen wieder zurück zum Schiff.«
Johnboy wandte sich langsam um. »Müssen wir das?« fragte er. »Müssen wir das wirklich?«
»Es ist ein Befehl«, meinte Thomas unbehaglich und spürte, wie sich etwas in ihm rührte und in den verborgensten Nischen seiner Seele herumrumorte. »Ich hab auch noch keine Lust dazu, aber der Commander hat recht. Wenn wir wieder Halluzinationen haben ...«
»Red nicht so ’n Scheiß!« schnitt Johnboy ihm heftig das Wort ab. »Halluzinationen, daß ich nicht lache! Du hast das Moos doch berührt, oder etwa nicht? Du hast es gefühlt. Das ist keine Halluzination oder Massenhypnose oder irgend so ein Quatsch. Dies ist eine Welt, eine neue Welt, und sie gehört uns!«
»Johnboy, sofort zurück in die Landefähre!« schaltete der Commander sich ein. »Das ist ein Befehl!«
»Leck mich, Ahab!« erwiderte Johnboy. »Und auf deine Befehle scheiß’ ich!«
Thomas war schockiert - verspürte aber gleichzeitig ein seltsam angenehmes Prickeln bei diesem Ausbruch von Ungehorsam, eine Empfindung, die ihn überraschte und die er augenblicklich zu leugnen versuchte, indem er meinte: »Das geht zu weit, Johnboy. Jetzt hör mir mal gut zu ...«
»Nein, du hörst mir jetzt zu«, unterbrach Johnboy ihn heftig. »Sieh dich um! Ich weiß, daß du Romane von Burroughs gelesen hast. Du weißt genau, wo wir sind! Auf dem Grund eines toten Meeres, der mit einem ockerfarbenen Moos bedeckt ist. Die Berge. Ein Kanal!«
»Genau deshalb kann das alles nicht real sein«, meinte Thomas unsicher.
»Es ist real, wenn wir wollen, daß es real ist«, sagte Johnboy. »Allein wegen uns existiert das alles. Es wurde für uns geschaffen. Es wurde von uns gemacht.«
»Hört auf herumzuquatschen und steigt in die Landefähre!« brüllte der Commander. »Marsch! Setzt eure Ärsche in Bewegung!«
Woody hatte sich zu ihnen gesellt. »Vielleicht sollten wir lieber ...«, setzte er an, doch Johnboy schnitt auch ihm das Wort ab.
»Hör mal zu! In dem Moment, als ich hinaussah und den Mars von Schiaparelli und Lowell erkannte, den alten Mars, wußte ich, was los war. Woody, du hast doch gemeint, daß Lowell das sah, was er hatte sehen wollen. Das stimmt, aber anders, als du es meinst. Sie mal, andere Astronomen betrachteten den Mars in der gleichen Zeit wie Lowell, mit den gleichen Instrumenten, und sahen überhaupt keine Kanäle. Habt ihr schon mal was von einer einvernehmlichen Realität gehört? Weil Lowell sie sehen wollte, existierte sie für ihn! Genau wie alles für uns existiert, weil wir uns ihre Existenz wünschen. Wir brauchen die graue Wirklichkeit unseres Ahab und der armseligen kleinen Männchen der NASA nicht zu
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