Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
Vom Netzwerk:
offensichtlich nicht. Wahrscheinlich ein Fehler in der Elektronik ...«
    Woody machte Anstalten, ebenfalls seinen Helm zu öffnen.
    »Nein!« brüllte der Commander, und gleichzeitig stürzte Thomas vor und rief: »Woody! Halt! Stopp!«, und versuchte ihn festzuhalten, doch Woody entwand sich seinem Griff und hüpfte lässig außer Reichweite.
    Vorsichtig nahm Woody den Helm ab. Er schnüffelte argwöhnisch, wobei sein hageres, lederartiges Gesicht seine innere Anspannung widerspiegelte. Dann entspannte es sich, und ein Lächeln breitete sich darauf aus. »Huuii!« atmete er gelöst aus.
    »Setzen Sie schnellstens den Helm wieder auf!« rief der Commander. Doch Woodys medizinische Anzeige flackerte bereits orange, und noch während der Commander redete, sprang sie auf rot.
    »Zu spät!« stöhnte der Commander. »Oh Gott, zu spät ...«
    Woody blickte in seinen Helm und betrachtete seine eigene medizinische Anzeige. Für einen kurzen Augenblick zeigte sein Gesicht einen Ausdruck der Überraschung, doch dann brach Woody in lautes Gelächter aus. »Hahaha«, wieherte Woody, »nun, da ich ja offiziell eine Leiche bin, brauche ich das wohl nicht mehr.« Er schleuderte den Helm weg; er tanzte und hüpfte über den dichten Moosteppich. »Thomas«, meinte Woody, »du kannst ja tun und lassen, was du willst, aber nachdem ich ein paar Monate lang in einer stinkenden Blechbüchse eingeschlossen war, werde ich jetzt mein Gesicht in klarem, unrecyceltem Wasser waschen!« Er grinste Thomas an und stapfte von ihm weg auf den Kanal zu. »Vielleicht schwimme ich auch ein Ründchen.«
    »Thomas ...« Die Stimme des Commanders klang gebrochen. »Kümmern Sie sich nicht um die Leichen. Lassen Sie alles so, wie es ist. Steigen Sie nur endlich in die Fähre. Sobald Sie drin sind, leite ich den Start ein.«
    Johnboy starrte ihn belustigt und voller Mitgefühl an - und wartete.
    »Johnboy ...«, stammelte Thomas, »Johnboy, woher weiß ich, was echt ist?«
    »Das liegt allein an dir«, erwiderte Johnboy ernst. »Es kommt ausschließlich auf jeden selbst an.«
    »Hören Sie, Thomas«, flehte der Commander; in seiner Stimme schwang Panik mit. »Sie führen schon wieder Selbstgespräche. Was immer Sie zu sehen oder zu hören oder sogar zu fühlen glauben, ist nicht echt, existiert nicht. Es gibt auch taktile Halluzinationen, müssen Sie wissen. Es ist nicht real!«
    »Der alte Ahab dort oben hat seine Wahl getroffen«, fuhr Johnboy fort. »Für ihn, in seinem eigenen konzeptionellen Universum, sind Woody und ich mausetot. Und das stimmt auch - für ihn . Doch du brauchst dich nicht für diese Realität zu entscheiden. Du kannst dir diese hier aussuchen.«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Thomas. »Ich weiß wirklich nicht ...«
    Woody tauchte in einer Wolke aufspritzenden Wassers in den Kanal. Er machte ein paar Schwimmstöße, stieß ein begeistertes Geheul aus, dann drehte er sich auf den Rücken und ließ sich treiben. »Kommt schon, Jungs, macht mit!«
    Johnboy lächelte, dann wandte er sich um und brachte sein Gesicht dicht an Thomas’ Helm heran und starrte ihm durch die Sichtscheibe in die Augen. Johnboy hatte noch immer diesen seltsamen, verträumten Ausdruck im Gesicht, der so wenig zu seinem sonstigen hektischen Benehmen paßte, und seine Augen blickten klar, voller Mitgefühl und gelassen. »Nun ist ein Akt des Glaubens gefragt, Thomas, vielleicht fängt so eine jede Welt an.« Er grinste Thomas an. »Unterdessen sollte ich wohl auch ein Bad nehmen.« Er schlenderte zum Kanal hinüber und erhob sich bei jedem federnden Schritt ein wenig in die Luft.
    Thomas blieb regungslos stehen, während die beiden roten Kontrollämpchen seiner Kinnanzeige blinkten.
    »Sie sind beide schwimmen gegangen«, sagte Thomas mit ausdrucksloser Stimme.
    »Thomas! Können Sie mich hören, Thomas?«
    »Ich höre Sie«, murmelte Thomas.
    Sie vergnügten sich in ihrer neuen Welt, hatten Spaß - das konnte er deutlich sehen. Einen Spaß, wie Kinder ihn haben ... wie er für jedes Kind völlig selbstverständlich war. Da war die Freude des Entdeckens neuer Wunder ... die Freude, die auf dem beschwerlichen, grauen Weg in das Erwachsensein Stück für Stück verloren zu gehen schien ...
    »Sie müssen mir nur vertrauen, Thomas. Vertrauen Sie mir! Glauben Sie mir, daß ich genau weiß, wovon ich rede. Sie müssen es einfach glauben. Und jetzt hören Sie genau zu: Ganz gleich, was Sie dort unten erleben, was Sie dort zu sehen glauben, nehmen Sie auf keinen Fall

Weitere Kostenlose Bücher