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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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verloren sie ihre Kraft.
    Da die Planetoidenkristalle für den militärischen Gebrauch von größter Wichtigkeit waren, hatte man sie als strategisches Material klassifiziert und unter die Jurisdiktion von ExxTel und Space Service gestellt. Mehr zum Schein und recht planlos bewachten Patrouillen in der sicheren Entfernung eines halben Lichtjahrs das Antares-System, denn gleich den Himmelstoren war es so gut wie unzugänglich.
    Jedes große Raumschiff, das in einem Zeitalter der Spezialisierung viele Techniker zur Wiederherstellung ausgefallener Systeme braucht, würde unweigerlich von der Schwerkraft des Antares gepackt und zerstört werden. Bislang war es ExxTel-Wissenschaftlern nicht gelungen, die Bordcomputer und Leitsysteme eines Raumschiffs gegen die Wirkung der Kristalle zu schützen. Ebensowenig hatten sie Fortschritte beim Kopieren der Molekularstruktur der Kristalle gemacht, die scheinbar allen physikalischen Gesetzen trotzte. Selbst die Erschaffung eines Umfeldes, in dem sich die Kristalle - wie innerhalb des heimischen Planetoidengürtels - aus sich selbst heraus erneuern konnten, war ihnen nicht geglückt.
    Nur ein außergewöhnlich intelligenter Transportcaptain wie Drake konnte sich mit funktionsuntüchtigen Leit- und Kommunikationssystemen in ein Planetoidensystem wagen und sie ohne Hilfe von Robotern oder Fernanleitung wieder in Funktion setzen.
    Plötzlich hatte Harper das Gefühl, beobachtet zu werden, und wirbelte herum. Am Rande ihres Blickfeldes nahm sie ein schwaches, dunkles Flattern wahr. Sie blinzelte kurz, und das Flattern verschwand. Verärgert blinzelte sie noch einmal. Sie war erst ein paar Stunden im Weltall, viel zu kurz, um schon Halluzinationen zu haben ...
    Mit anmutigen Bewegungen ihres langen schlanken Körpers betrat Drake den Raum. Sie schenkte sich einen Becher Tomatensaft aus dem Autoserv ein, nippte im Stehen daran und sah Harper aus dunklen, unergründlichen Augen an.
    »Essen Sie jetzt zu Abend?« fragte Harper höflich.
    »Später«, antwortete Drake mit ihrer tiefen Cellostimme. Nachdenklich betrachtete sie den Tomatensaft, lächelte, trank ihn aus und warf den Becher fort. Wortlos verließ sie den Raum.
    Zu erschöpft, um noch weitere Spekulationen über den rätselhaften Captain Drake anzustellen, begab sich Harper in ihre Kabine. Im Notfall würde die Alarmanlage des Raumschiffs oder Drake selbst sie wecken. Doch dieser Fall würde nicht eintreten.

    Früh am nächsten Morgen war Drake nicht in der Kommandokabine. Harper wußte, daß sie sich in ihrem Quartier aufhielt, denn inzwischen war ihr klar geworden, daß der sogenannte ungewöhnliche Rhythmus des Captains - sie schlief tagsüber - unzweifelhaft als Ausrede diente, um Harpers Gesellschaft zu meiden.
    Nachdem sie über den Privatkanal eine liebevolle Nachricht von Niklaus empfangen und ihm eine Message zurückgeschickt hatte, ging Harper hoch zum Aussichtsdeck. Als sie von der Rampe trat, sah sie sich erstaunt um. Der Raum war mit den üblichen Bibliothek-Terminals und audio-visuellen Geräten ausgestattet, besaß jedoch auch ein paar sehr unübliche Einrichtungsgegenstände: Ein riesiges, weich gepolstertes, erdfarbenes Sofa und zwei überdimensionale, in einem warmen Goldton bezogene Sessel, die mit dem Rücken zu den entspiegelten Fenstern standen. Harper seufzte glücklich.
    Sie verbrachte den ganzen Tag auf dem Aussichtsdeck und verließ es nur, um zu essen und hin und wieder die obligatorischen Statusüberprüfungen der Betriebssysteme des Raumschiffs durchzuführen. Sie machte es sich auf dem Sofa gemütlich, verlor sich im spektakulären Lichtkranz der Sonnen, den schimmernden Schleiern aus Sternenstaub und den glühenden Farben der Sternsysteme, die sich jenseits der Fenster entfalteten.
    Gegen sieben Uhr abends, als Harper gerade ihre Bouillabaisse aß, erschien Drake im Speiseraum. Sie trug wieder schwarze Hosen und eine hochgeschlossene, diesmal scharlachrote Bluse. Und wieder erschrak Harper, verwirrt von der Maskulinität, die allein durch ihre feminine Schönheit gemildert wurde. Als sie sich wieder gefangen hatte, sagte sie trocken: »Guten Morgen. Fertig zum Frühstücken?«
    Wie letzten Abend, schenkte Drake sich auch jetzt einen Tomatensaft aus dem Autoserv ein. »Mehr brauche ich nicht«, antwortete sie mit ausdrucksloser Stimme. Wie eine Blume ruhte eine Hand blaß auf ihrer Hüfte, während sie an dem Saft nippte. Dabei musterte sie Harper eingehend, bis diese sich unter ihrem
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