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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Spezialistenteam einer genauen Überprüfung unterzogen, und Spezialisten waren auch für die abschließende Systemprüfung dieses Zivilraumschiffs herangezogen worden. Aber Drake hatte sie alle ignoriert. Sie war eins mit ihrem Schiff gewesen, hatte die Daten auf sämtlichen Monitoren mit einem Blick gleichzeitig erfaßt und robotergesteuerte Reparaturen und Anpassungen selbst durchgeführt.
    Einige Militärraumschiffe waren losgeflogen und nie wieder zurückgekehrt, und ihre letzten Übermittlungen lieferten noch heute Stoff für Legenden und Alpträume im Dienst. Aber Harper war sicher, daß Drake bei Problemen mit der Scorpio IV sofort wissen würde, welcher Art sie waren und wie sie gelöst werden konnten.
    Dieser Auftrag war für Harper eine Auszeichnung. Andere Offiziere waren gleichermaßen qualifiziert, die militärische Präsenz in diesem Raumschiff zu verkörpern, aber sie hatte man auserwählt. Sobald die Scorpio IV mit ihrer unschätzbaren Fracht vom Planetoidengürtel des Antares zurückgekehrt war, würde sie allen materiellen und immateriellen Nutzen aus dieser Reise ziehen können.
    Sie rieb sich die Augen, die vom langen Starren auf die Bildschirme in dem viel zu hellen Raum schmerzlich brannten. Sie dachte an ihr Psycho-Training, an all die Übungen, wie man sich auf langen Weltraumreisen über unterschiedliche Bedürfnisse gemeinsam auseinandersetzte, und mußte lächeln. Mit dieser autokratischen Frau würde es keine gemeinsamen Auseinandersetzungen geben. Drake besaß einzigartige Fähigkeiten und die notwendige emotionale Grundlage, um die besten Jahre ihres Lebens im Weltraum zu verbringen, ohne dabei den Verstand zu verlieren. Die Scorpio IV war Drakes Zuhause. Harper war diejenige, die sich anpassen mußte.
    Aber die Entschädigung war ansehnlich. Für jeden einzelnen Tag in den nächsten vier Monaten konnte sie eine Gutschrift auf ihrem Konto verbuchen, und am Ende dieser Dienstreise bekam sie eine steuerfreie Gefahrenzulage, die dem Gehalt von drei Jahren entsprach. Wenn ihre militärischen Verpflichtungen erfüllt waren, würde sie in den Ruhestand treten, sich auf der Erde niederlassen, einen Beruf wählen und vielleicht mit dem treuen, geduldig wartenden Niklaus seßhaft werden.
    Sie öffnete den Sicherheitsgurt und stand auf. »Kann ich Ihnen etwas bringen, Cap - äh - Drake?«
    Drake blickte sie an, und Harper schreckte zurück vor den von Kummer gezeichneten Augen, die so leer und trüb waren wie ein toter Stern. »Nein, Harper, danke«, antwortete sie mit gedämpfter, ausdrucksloser Stimme.

    Wohl wissend, daß Drake nicht beabsichtigte, gemeinsam mit ihr zu essen, stellte sich Harper ihr Dinner am Autoserv zusammen. Sie maß ihrer Wahl kaum Beachtung bei, da alles Essen an Bord eines Raumschiffs - unabhängig vom Geschmack, der meistens recht gut war - auf einer synthetischen Zusammensetzung der gleichen Nährstoffe basierte. Eine Raumfahrtcrew konnte also ausschließlich von Schokolade leben und sich trotzdem ausgewogen ernähren.
    Während Harper pflichtbewußt ihre pochierte Forelle und den Gemüsesalat aß, arbeitete sie daran, ihre Selbstsicherheit zurückzugewinnen. Drake mochte zwar sämtliche technischen Konfigurationen ihres Raumschiffs kennen, dachte sie boshaft, aber das hieß noch lange nicht, daß sie ein höheres Wesen war. Gerüchten zufolge waren Transportcaptains asexuell und extrem introvertiert - Hauptursachen dafür, daß sie ihre Arbeit im Weltraum so diszipliniert und erfolgreich verrichteten.
    Außerdem stand die formidable Drake rangmäßig nicht höher als sie - zumal zivile Captains einer sterbenden Rasse angehörten. Immer mehr Transportschiffe flogen unbemannt, wurden im zivilisierten Universum von einem Netz aus Raumstationen gesteuert. Wenn erst einmal eine andere Methode gefunden war, mit der man die Planetoidenkristalle des Antares ernten oder aber vervielfältigen konnte, würde für eine Spezialistin wie Drake kaum noch Arbeit übrigbleiben. Ihre Aufgabe würde darauf beschränkt sein, gewöhnliche Fracht zwischen jenen wenigen Kulturen zu transportieren, die hartnäckig auf traditionell bemannten Schiffen für kommerzielle Transaktionen bestanden.
    Drake mochte zwar bei der angesehenen ExxTel Corporation unter Vertrag stehen, aber sie, Harper, war die Repräsentantin des gewichtigen Space Service, des militärischen Zweigs der mächtigsten Koalition unternehmerischer, militärischer und demokratischer Kräfte in der Geschichte der Erde. Sie war
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