Andere tun es doch auch (German Edition)
ich es nicht mehr aus.
Vielleicht gucke ich einfach mal bei den Schauspielerbiografien. Ja, gute Idee. Das allein ist schon ein Grund, hierherzukommen. Die sind nämlich sehr teuer, und die Bibliothek ist erbärmlich schwach damit bestückt. So sehr habe ich anscheinend doch keinen an der Waffel.
Ich muss die Treppe in den dritten Stock hoch und darf dann auf keinen Fall nach links schauen. Da stehen nämlich die Kochbücher. Adrian muss ich auch langsam mal Bescheid geben, dass es klappt mit Mittwoch, fällt mir gerade ein. Und Kai muss ich absagen. Wobei, die Pfeife hat sich immer noch nicht gemeldet, dem muss ich nicht absagen. Der hat sich selbst abgesagt.
Huch!
Das gibts doch nicht. Da steht er! … Ja, er ist es. Als hätte ich ihn herbeigedacht … Ach, was für ein Blödsinn!
Er ist ganz vertieft in ein Buch. Muss der nicht arbeiten? Ach nein, Barmänner haben um die Zeit ja frei. Der ist bestimmt gerade erst aufgestanden. Ich verstecke mich jetzt hinter diesem Regal und warte, bis er weg ist.
Ein schöner Plan. Dumm nur, dass mein Körper etwas ganz anderes macht. Kann doch nicht wahr sein. Warum fühle ich mich so zu ihm hingezogen? Ich will doch gar nichts von ihm.
»Hallo Kai.«
»Hu … ha… ha… ha… hallo! So eine Überraschung.«
»Ich hab auch nicht schlecht gestaunt.«
»Tja, Zufall, ne?«
»Hmhm.«
»Also … ich freu mich wirklich riesig auf morgen Abend mit dir, Lara. Ich, äh, wollte dich gerade nochmal anrufen deswegen.«
»Hat also geklappt mit dem Freischaufeln?«
»Ja.«
Plimplam! Plimplam!
»Tschuldigung, ich muss da rangehen.«
»Na klar. Bis morgen dann?«
»Bis morgen.«
Okay, ich lasse es jetzt fünfmal klingeln und bringe in dieser Zeit so viele Regalreihen zwischen ihn und mich, wie es nur irgend geht. Schnell … So.
»Hotel … Royal. Guten Abend, was … kann ich für Sie … tun? … Ja, Hotel Royal … Nein, ich bin nicht … außer Atem … Nein, ich kann nicht lauter sprechen … Unser Rezeptionshamster … schläft gerade.«
K AI Mist!
Was habe ich getan?
Jetzt muss ich Frau Klapphorst absagen! Ich fasse es nicht. Einen lodernden Brandsatz in mein Büro zu werfen könnte kaum gefährlicher für meine Existenz sein. Es gibt Hunderte Büros, die den Löwenstein-Bauleitungsjob machen könnten. Dass wir ihn bekommen, liegt nur daran, dass Frau Klapphorst meine Nase etwas besser gefällt als die der anderen Kleinarchitekten. Und so eine Nasenmeinung kann sich sehr schnell ändern.
Genau das habe ich mir heute Vormittag im Büro immer wieder vorgebetet. Und dann habe ich immer wieder versucht, Lara anzurufen, um unser Date zu verschieben. Aber ich habe mich nicht getraut. Das erste Date verschieben. Das wäre wiederum das Gleiche, wie ein Fass Feuerlöschschaum auf einen noch nicht angezündeten Brandsatz zu kippen. Ich will mich zwar nicht verlieben, aber für eine beginnende Freundschaft gelten solche Regeln bestimmt auch, oder?
Ach, Blödsinn, klar hätte ich anrufen können. Jeder beliebige andere Abend wäre gegangen, und sie hätte es verstanden. Wenn ich es ihr erklärt hätte, hätte sie es verstanden. Aber meine Hand ist immer wieder von meinem Handy weggezuckt, als wäre es eine Giftschlange. Und einmal hat meine Hand sich sogar das Bürotelefon gegriffen und die Nummer von Frau Klapphorst aus dem Nummernspeicher herausgefischt. Als mir klar wurde, was ich da gerade tun wollte, bin ich sofort raus aus dem Büro. Als Chef muss ich meine Leute schließlich vor meinen Kurzschlusshandlungen schützen.
Ich habe mich ganz ruhig auf eine Parkbank gesetzt und nochmal versucht, Lara zu erreichen, um unseren Filmabend zu verschieben. Und es ging wieder nicht. Dann bin ich ein wenig herumgestromert, Jochen hat angerufen und wir haben die neusten Fehlerchen von Mohamadou, Alyssa, Jeffrey und dem Ingenieurbüro Schneckel durchdiskutiert, und am Ende bin ich in diesem Riesenbuchgeschäft gelandet.
Weil ich schon mal da war, habe ich mir gleich die Fachbücher über Cocktails angesehen. Und als Lara dann aus heiterem Himmel auftauchte, konnte ich einfach nicht anders! Ich bin wahnsinnig …
Ob sie gesehen hat, dass ich über einem Cocktailbuch gebrütet habe? Bestimmt. Wie peinlich. Jetzt weiß sie, dass ich keine Ahnung habe. Was wollte ich überhaupt mit dem Ding? Es hatte doch keinen Sinn. Ob das mit dem Cocktail-Kino-Abend was wird, stand vorhin noch völlig in den Sternen.
Na ja, wenigstens sind die Würfel jetzt gefallen. Ich
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