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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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prima, wenn ich nicht dauernd Angst hätte, dass ich etwas vergessen habe. Wenn man nämlich später noch wegen irgendwelcher Dingelchen bei dem kleinen Fischlein Löwensteinvilla bei ihr anruft, kann sie ziemlich unwirsch werden.
    Fischlein. Ich zucke zusammen, wenn ich nur an das Wort denke. Kein Wunder, denn …
    »Jetzt noch das Wichtigste, Herr Findling: Können wir kommenden Montag schon anfangen?«
    »Ko… ko… kommenden Montag? Und, ähm, was meinen Sie mit anfangen ?«
    »Sonntag feiern wir ersten Spatenstich, Montag kommen die Bagger. Ich weiß, das ist ein böser Überfall, aber Holundermann-Erdbau kriegt Kapazitätsschwierigkeiten, wenn wir jetzt noch zwei Kalenderwochen warten, bis die Planung komplett steht. Wenn das ein Problem für Sie ist, müssten wir eine Übergangslösung finden, aber …«
    »Nein, nein, ich kann das schon irgendwie … freischaufeln.«
    »Großartig, Herr Findling. Ich weiß schon, warum ich auf Sie setze.«
    Dieses Cheflächeln. Man fühlt sich machtlos, wie ein Schüler, der nach Schulschluss zufällig in den Direktor gelaufen ist und nun auf dessen freundliche Bitte hin dem Hausmeister noch ein wenig bei einem Entrümpelungsjob im Keller hilft. Ganz freiwillig. Das werde ich wohl nie so hinbekommen wie sie.
    »Das wäre es aus meiner Sicht auch schon, Herr Findling. Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?«
    Ich röntge ein letztes Mal meinen Notizzettel. Irgendwas habe ich bestimmt vergessen. Es ist immer so, da kann man so lange im Geschäft sein, wie man will. Jedes Gebäude, egal wie klein, ist eine verflixt komplizierte und unübersichtliche Angelegenheit. Und je mehr es ins Detail geht, umso verflixter und unübersichtlicher wird es. Und die Bauphase, die meine Leute und ich wuppen sollen, ist die, in der es sich nur noch um Details dreht. Verflixter und komplizierter geht es nicht. Kein Wunder, dass die Klapphorst und die Bleudkinon damit nichts zu tun haben wollen und lieber ein externes Büro beauftragen.
    Das ist mein Glück, klar. Und wenn eines Tages die letzten Handwerker aus der Villa draußen sind, die Bauabnahme geschafft und die letzte Honorartranche auf meinem Konto gelandet ist, werde ich dieses Glück ausgiebig zu würdigen wissen. Im Moment muss ich aber mehr daran denken, was uns davor alles blüht.
    Ab Montag werden sich die Anrufe im Büro verdreifachen. Aushubfirma, Bodengutachter, Bauingenieur und tausend andere werden dauernd was von uns wollen. Joan wird von Tag zu Tag nöliger werden. Bald wird sie behaupten, dass sie komplett überlastet ist, und dass ab jetzt alle dafür zuständig seien, die Anrufe von außen entgegenzunehmen. Dass Alyssa, Jeffrey, Moha und Jochen Anrufe entgegennehmen, ist aus verschiedensten Gründen keine gute Idee, aber ich werde es eine Woche so laufen lassen. Danach werde ich Joan ins Gewissen reden, ihr aufzählen, was alles schiefgegangen ist, und sie überzeugen, dass niemand so gut Anrufe entgegennimmt wie sie. Davon beflügelt wird sie ungefähr zwei weitere Wochen durchhalten. Anschließend wird sie sich für längere Zeit krankschreiben lassen. Ab dann muss sich Jeffrey um die Anrufe kümmern, nachdem ich ihm zuvor eine gründliche Nicht-nuschel-und-Höflichkeits-Schulung verpasst habe. Alyssa wird den größten Teil von Jeffreys Arbeit übernehmen und ich wiederum einen Teil von Alyssas Arbeit. Das wird mir Spaß machen. So viel Spaß, dass ich meinen eigentlichen Job, aufzupassen, dass nichts schiefgeht, sträflich vernachlässige. Vor allem Mohas Arbeit muss in dieser Phase dauernd kontrolliert werden. Wenn ich das nicht tue, macht es Jochen, und das ist nicht gut, weil er erstens ohnehin überlastet ist und zweitens den armen Moha für jede noch so kleine falsche Strichellinie dermaßen zusammenscheißt, dass der Kerl bereits in der Frühphase des Projekts in Stressgelächter ausbricht, was wiederum Alyssa ansteckt, die darüber dann auf einmal auch Fehler macht, und so weiter.
    Ein paar Wochen später werde ich mich dafür entscheiden, eine Ersatzkraft für Joan zu engagieren. Eine Menge junger Damen werden sich bewerben, eine pfiffiger als die andere, und eine von ihnen wird sich in kürzester Zeit so gut einarbeiten, dass alles wieder fluppen könnte. Leider werden sich aber Jeffrey und Moha beide in sie verlieben und ihre gesamte Energie fürderhin in einen bombastischen Balzwettbewerb stecken. Am Ende werde ich Joan mit Unmengen von Blumensträußen, einem neuen Computer und einer Gehaltserhöhung davon

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