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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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überzeugen, dass sie über den Berg ist und langsam wieder zu arbeiten anfangen kann.
    Inzwischen wird Jochen so gestresst sein, dass man ihn nicht mehr ansprechen kann, weil er sonst platzt. Das ist äußerst problematisch, denn er ist meine rechte Hand und ich müsste ihn eigentlich andauernd ansprechen. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als die wichtigen Fragen mit Moha zu erörtern und dabei mit Absicht so viel Blödsinn zu reden, dass Jochen es irgendwann nicht mehr aushält und sich in das Gespräch einmischt.
    Und das ist nur der Teil, der sich vorhersehen lässt. Was sonst noch kommen wird, will ich mir gar nicht ausmalen. Erst wenn das alles überstanden ist, werde ich das Glück dieses Auftrags wirklich zu würdigen wissen.
    »Nein, Frau Klapphorst, ich denke, wir haben alle Punkte durch.«
    »Na wunderbar, dann werden wir zügig den Vertrag aufsetzen. Und wenn Ihnen noch was einfällt, rufen Sie mich einfach an.«
    »Sicher.«
    Ich werde mich hüten.
    L ARA    Kann doch nicht wahr sein! Jetzt komme ich auch noch zu spät. Zuerst habe ich viel zu lange rumgegrübelt, ob ich Adrian nochmal anrufen soll, um ihm zu sagen, dass die Fortbildungsveranstaltung zwar ausfällt, dass mich aber dafür der Dozent, der ziemlich dick ist und überhaupt nicht gut aussieht, eingeladen hat, einfach so mit ihm den Film zu gucken und nachher bei einem Glas darüber zu plauschen. Dann wurde mir endlich klar, dass meine erste Version ungefähr genauso wahr ist und dass Adrian mich ja eigentlich selbst nochmal anrufen wollte und dass er mich für heute Abend einfach mal kann.
    Hätte ich nur früher drauf kommen sollen, denn nun habe ich ein echtes Problem. Ich müsste genau jetzt auf der Straße stehen und losrennen, um mit den angemessenen zehn Minuten Verspätung bei Kai zu klingeln und damit meinen ersten Beitrag zu einem perfekten Abend zu leisten. Zehn Minuten sind mein Markenzeichen. Kein akademisches Viertelstündchen. Ich habe nie studiert und bin stolz darauf.
    Ich kann aber nicht losrennen, denn der große Spiegel, vor dem ich gerade stehe, sagt mir überdeutlich, dass ich im Moment nichts trage außer einem Slip. Und ich habe nicht die geringste Aussicht, dass sich daran was ändert. Wenn ich schon völlig überfordert war, mir die richtigen Klamotten für einen schlichten Spaziergang herauszusuchen, wie zur Hölle soll ich dann etwas finden, das zu einem ersten Date passt? Sogar den Slip stelle ich gerade in Frage. Zu knapp? Lieber was mit Spitze? Oder den roten? … Hey! Ich will doch gar nichts von ihm!
    Eben. Und damit er das auch mitbekommt, springe ich jetzt einfach in Jeans, T-Shirt, karierte Knitterjacke und Turnschuhe. Genau, Turnschuhe. Damit kann ich gut rennen.
    K AI    »Ist doch wunderbar, dass wir noch vor dem Essen alles geregelt haben, Herr Findling. Jetzt haben wir endlich mal Zeit, ausgiebig zu plaudern. Wenn das kein guter Auftakt ist.«
    »Ja, Frau Klapphorst, ich finde das auch ganz toll.«
    »Man erzählt sich, dass beim Bauvorhaben Kindertagesstätte Haselnuss aufgrund eines Planungsfehlers eine Toilette ohne Tür gebaut wurde. War das nicht Ihr Büro?«
    »Leider ja. Aber die Baufirma hat die Tür nachträglich auf eigene Kosten ergänzt. Der Spaß war es ihnen wert, hat der Projektmanager gesagt.«
    »Haha, wenn alle immer so entspannt wären. Ich freue mich schon so auf die Vorspeise, Herr Findling. Trüffelsuppe habe ich zuletzt im … Oh, sehen Sie den Fisch, der da gerade an den Nebentisch geliefert wird? Der sieht aber auch nicht schlecht aus. Was meinen Sie, ob ich meinen Hauptgang nochmal umbestellen k… AHHH !«
    Nicht zu fassen. Der dicke bärtige Gast, der den Fisch bestellt hatte, hat vor Freude die Arme hochgerissen. Kann man ja machen, ist ja keine Kadettenanstalt hier. Nur ist der Kerl sich offenbar nicht der Länge seiner Arme bewusst. Sein Teller mit dem wunderbar hindrapierten 30-Euro-Seesaibling ist im hohen Bogen durch die Luft geflogen und dermaßen laut klatschend mit der falschen Seite nach vorne auf Frau Klapphorstens Chanel-Kostüm gelandet, als wäre das hier ein früher Charlie-Chaplin-Film. Was für eine Katastrophe! Was für ein Tölpel! Die Soße ist ihr bis in die Haare gespritzt.
    »Oh, oh! Das tut mir so leid!«
    »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Schauen Sie, was Sie angerichtet haben! Der Abend ist für die Dame gelaufen! Sie kann jetzt erst mal nach Hause gehen und sich in die Badewanne legen! Und das ohne Essen im Bauch! Schämen

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