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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Klapphorst, die nun vor mir steht. Ich schaue kurz kleinlaut zurück. Schon klar, wir sind beide Drückeberger. Andererseits, eine bessere Rede als die Löwensteintochter hätte keiner von uns halten können. Ich sollte also wirklich aufhören, mit gesenktem Kopf dazustehen und die Schlammspritzer auf Frau Klapphorsts Schuhen zu …
    »Hören Sie auf, die Schlammspritzer auf meinen Schuhen zu zählen, Herr Findling. Ich hätte ja auch lieber Gummistiefel angezogen, wie Sie, aber Amélie Bleudkinon hält das nicht für angemessen.«
    »Sie sollten die Schuhe zu Hause zunächst gut durchtrocknen lassen. Danach erst abbürsten. Und beim Trocknen auf keinen Fall auf die Sohlen stellen. Lieber auf die Seite kippen.«
    »Weiß ich doch, Herr Findling. Was denken Sie eigentlich von mir?«
    »Entschuldigung. Scheint tatsächlich so, als ob wir die gleiche Religion hätten.«
    »Die Löwensteintochter müsste man sein. Die hat vorhin, gleich nachdem Sie mit Ihren Stiefeln angekommen sind, den Chauffeur losgeschickt, damit er ihr auch so coole gelbe Gummistiefel besorgt.«
    »Ich wüsste nicht, wo der arme Kerl am Sonntag gelbe Gummistiefel herbekommen könnte.«
    »Nicht unser Problem. Lassen Sie uns auf dieses Glück anstoßen, bevor hier die tausend Probleme losgehen, die dann wirklich unsere sein werden.«
    Wir bewegen uns zum Buffet. Frau Klapphorst setzt ihre Füße sehr vorsichtig voreinander. Ich tue das auch, obwohl es mit Gummistiefeln eigentlich nicht nötig ist, aber so passe ich mich ihrem Tempo an. Kaum halten wir unsere Gläser in der Hand, bekommen wir auch schon Gesellschaft.
    »Ja, der Herr Findling, des hab i mir schon denkt, des i Sie hier treff.«
    »Guten Tag. Darf ich vorstellen, Frau Klapphorst? Eduard Rockerer, Hotelbesitzer und Freund der Familie Löwenstein.«
    Und nicht der Mann, der heute in der Lage ist, meine Laune zu heben. Kaum sehe ich sein Gesicht, fühle ich einen Stich in der Brust. Den ganzen Vormittag über habe ich es geschafft, nicht an Lara zu denken, aber nun ist von einem Moment auf den anderen alles wieder da. Mein Herz sackt langsam tiefer, weiter und weiter, ohne Aussicht darauf, dass es jemals wieder anhält.
    »Des Buffet, des wo Sie da sehen, des is vo meine Leit.«
    »Was Sie nicht sagen. Sie scheinen ja ein hochklassiges Hotel zu führen, Herr Rockerer.«
    »Mei Hotel hod nur vier Sterna, aber i hob a no an erstklassigen Cäjtering-Service. Zum Wohl. Ah, da schau her, da kummt ja a no die Caroli.«
    »Hi! Ihr könnt Caro zu mir sagen. Ist cooler.«
    »Hallo Caro.«
    Unglaublich. Die Löwensteintochter ist jetzt tatsächlich mit gelben Gummistiefeln ausgestattet. Der Löwensteinchauffeur muss einen Pakt mit dem Teufel haben. Ich habe schon oft versucht, mir auszumalen, wie die richtig reichen Leute leben, aber anscheinend reicht meine Vorstellungskraft dazu nicht aus. Dieses kleine blonde Mädchen mit der kecken Stupsnase kommt aus einer anderen Galaxis. Schön, dass wir trotzdem miteinander reden können.
    »Der Eduard hat mir gesagt, Sie sind Architekt und Sie haben schon mal einen Club geplant?«
    »Ja, ähm, das stimmt.«
    »Cool.«
    Sie schaut sich um und senkt dann ihre Stimme.
    »Mein Vater hat am Mittwoch Geburtstag, und ich will eine Überraschungsparty ausrichten. Und zwar in Berlin. So als Einstimmung für unser neues Haus. Und ich will das so richtig cool berlinmäßig aufziehen, in einem abgerockten Keller irgendwo mitten in der Szene und so. Kennen Sie den Knusperclub in Kreuzberg?«
    »Ich war zufällig letzten Sonntag drin.«
    »Bombe, oder?«
    »Ja, vor allem die Damentoilette. Bist du überhaupt schon volljährig?«
    »Na ja, schon fast. Und für die Zeit bis dahin hab ich nen gefälschten Ausweis, hihi. Aber nicht verraten. Jedenfalls, genau so wie im Knusperclub soll das auf der Party für Papa sein. Nur noch abgerockter. Papa war in den Achtzigern Student in Berlin. Das soll ihn daran erinnern, verstehen Sie? Oder kann ich du sagen?«
    »Ähm, klar, ich bin Kai.«
    »Ähm, Erika.«
    »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, abgerockt. Das muss richtig nach Siff riechen und so. Nur die Toiletten müssen picobello sein, sonst rastet Mama aus. Wobei, eigentlich reicht die Damentoilette, hihi. Und das Catering muss natürlich auch erste Sahne sein, aber das macht ja der Eduard.«
    Irgendwie schafft sie es, Herrn Rockerer den Arm um die Schultern zu legen, obwohl ich vorher hätte schwören können, dass sie zu klein dafür ist.
    »Und nach der Party soll das dann

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