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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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ein richtiger Club werden. Caroclub . Oder nein, lieber Papaclub . Also, Kai, kannst du das machen? So einen Keller suchen und einrichten, mit coolem Licht, Bar, Bühne und allem? DJ s hab ich übrigens auch schon. Die bringen ihr eigenes Zeug mit. Und eine Agentur ist gerade dabei, noch eine Band zu suchen, die passt.«
    »Ähm, nun …«
    »Ich hab auch schon Amélie Bleudkinon gefragt, aber die blö… Also, sie hat gesagt, sie hat keine Zeit.«
    Herr Rockerer feuert die ganze Zeit Blicke auf mich ab, die mir so etwas sagen sollen wie: »Das Mädchen schmeißt mit Geld nur so um sich, wenn sie will. Sei nicht blöd und raff an dich, was du nur raffen kannst!« Bis Mittwoch wäre unter normalen Umständen natürlich ausgeschlossen, aber ich denke schon seit Caros ersten Sätzen an den nicht fertig gebauten Club, den wir geplant haben, an die Leitungen, die nur noch angeschlossen werden müssten, an die Damentoilette und vor allem an …
    »Nein, tut mir leid, Caro, aber ich fürchte, ich habe auch keine Zeit.«
    »Schade. Na ja, aber wenn du einen richtig coolen Architekten weißt, dann wärs echt nett, wenn du mich anrufst. Oder, noch besser, Skype.«
    Sie zieht eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche und reicht sie mir.
    Carola »Caro« Löwenstein
Multitalent ;-)
    Glänzende silberne Buchstaben auf mattgoldenem Grund. Ich stecke die Karte ein und kippe den Rest in meinem Champagnerglas in einem Zug herunter.
    »Deine Gummistiefel sind übrigens richtig cool, Kai. Ich hab sie mir gleich mal nachgekauft. Ich hoffe, du bist mir nicht böse?«
    »I wo.«
    L ARA    »Sonntagsshopping.« Ein Wort, das so viele Kilometer von dem Wort »Hürzelspitze« entfernt ist, dass man sich kaum vorstellen kann, dass es ein Herz gibt, in dem beide Wörter die gleiche Begeisterung auslösen. Dass Adrian so ein Herz hat, ist eine seiner vielen geheimen Superkräfte.
    Ich selbst habe eben auch eine geheime Superkraft in mir entdeckt: Ich kann auf einmal das Wort »Butzi« ausblenden, wenn Adrian spricht. Es ist gar nicht schwer:
    »Kannst du dir das vorstellen, (…)? Vor zehn Jahren war genau hier, wo wir jetzt stehen, sonntags shoppingtechnisch absofuckinglutely gar nichts zu reißen. Nicht mal in Roaring Berlin waren die Geschäfte offen, (…), nicht mal in Roaring Berlin, das muss man sich mal reinziehen. Bier und Chips an der Tanke, sonst nichts. Aber sich Kulturhauptstadt nennen. Okay, aber lassen wir die finsteren Zeiten. Was sagst du zu dem hier, (…)? Der ist doch göttlich, oder?«
    Adrian schwenkt seinen rechten Fuß, auf dem ein bunter Sneaker mit einem irrwitzigen Preisschild steckt, vor meiner Nase hin und her (was nur geht, weil ich gerade tief in einem der Sitzsäcke versunken bin, die in Adrians Lieblings-Sneakerladen Jumpfreaks herumstehen).
    »Ich finde, er riecht ganz okay, Adrian, aber wenn ich sein Aussehen beurteilen soll, müsstest du ihn etwas weiter von mir weghalten.«
    »Ups, sorry, (…). So besser im Fokus?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Hmwas?«
    »Kaufen?«
    Mist. Ich kann mich nicht konzentrieren. Warum müssen wir ausgerechnet Schuhe shoppen? Wenn es etwas gibt, das mich sofort an Kai erinnert, dann Schuhe. Argh! Vielleicht bringe ich es mal fertig, mich endlich zusammenzureißen?
    »Zeig nochmal.«
    Ich greife mir Adrians Fuß.
    »Na ja, ein bisschen bunt, aber warum nicht. Hundertneunundzwanzigneunzig ist natürlich ein wenig teuer für einen Schuh, der nicht mal aus Leder ist …«
    Nein! Jetzt höre ich mich auch schon an wie Kai!
    »… aber kann man ja mal machen. Ach was, das sollte man sogar unbedingt mal machen! Wer zur Hölle sagt eigentlich, dass ein Schuh unbedingt aus Leder sein muss? Wow, und guck mal hier, der hat eine Computertastatur als Sohlenmuster.«
    Adrian guckt nicht, sondern fällt mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Muss ich mir auch mal merken, dass man einen Schuh, in dem ein Fuß mit Bein und Mensch dran drinsteckt, nicht einfach hin- und herdrehen darf.
    »Hupsa. Tschuldigung, Adrian.«
    Er rappelt sich hoch. Ich versuche mich zu erinnern, wie ich das gerade gemacht habe. Kann man ja vielleicht mal brauchen, Selbstverteidigungssituation und so.
    »Gehts wieder?«
    »Kein Problem. OH MEIN GOTT! DA IST WIRKLICH EINE COMPUTERTASTATUR AUF DER SOHLE! ICH MUSS IHN HABEN! «
    Eine Stunde später sitzen wir in einem Café in einer Seitenstraße. Um uns herum Volk aus allen Altersgruppen, vereint durch eine gemeinsame Eigenschaft: Kaufkraft. Stehfähige Einkaufstüten aus

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