Andere tun es doch auch (German Edition)
abgespart. Wenn du mit deinen Riesenflossen auch nur in ihre Nähe kommst, setzts was!«
»Angelina, mach bitte einen Angel Face für Erika und mich!«
»So was Kitschiges mixe ich nicht mehr. Einen Halts Maul und verzieh dich! könnt ihr haben.«
»Ich will einen. Heißt der wirklich so?«
»Fast. Er heißt Halts Maul und trink!«
»Ich will trotzdem einen.«
»Ich auch.«
»Ich nicht, ich geh jetzt.«
»Jochen! Das kannst du nicht machen. Wir haben noch gar nicht angefangen.«
»Und wer löst die tausend Baustelleneinrichtungsprobleme, die morgen ab acht Uhr auf uns reinprasseln werden, und zwar im Minutentakt, mmh? Joan ist nicht mehr ansprechbar, Jeffrey balanciert auf deinem Balkongeländer, Alyssa liegt seit zwei Stunden in deiner Badewanne und kichert, und Moha sagt, er fühlt sich nicht mehr negroni, sondern infernali. Oh, und jetzt fängt er auch noch an, jemanden zu küssen.«
»Nur noch ein letzter Drink. Schau, selbst Frau Klapphorst ist noch hier. Du kannst unsere Auftraggeberin nicht brüskieren.«
»Hmpf, na gut.«
Ich flüstere Angelina etwas ins Ohr. Eine Minute später hat Jochen einen Cocktail in der Hand. Zwei Minuten später zieht er sich mit einem Ruck seine Jacke wieder aus und springt in hohem Bogen mitten unter die Tänzer. Frau Klapphorst/Erika schaut mich an.
»Ich sehe, du hast deine Angestellten besser im Griff als ich meine, Kai.«
»Manchmal. Apropos, wo sind deine Angestellten?«
»Keine Ahnung. Zu Hause?«
»Hatte ich dir nicht gesagt, dass du sie mitbringen sollst?«
»Nein.«
»Mist! Ruf sie schnell an! Alle! Nein, austrinken kannst du später.«
Vielleicht sollte ich mal nach Alyssa in der Badewanne sehen? Jochen hat mir weder was über den Wasserstand gesagt noch mit wie vielen Leuten sie den Ort teilt. Oder sollte ich Jeffrey, der auf dem Balkongeländer balanciert, Priorität einräumen? Nein, am wichtigsten ist, dass ich Mohas sich anbahnende Liebesaffäre unterbinde. Echt jetzt. Das steht doch bestimmt in seinem Arbeitsvertrag, dass er keine Affären haben darf, während sein Chef gerade Liebeskummer hat. Liebeskummer! Nur wegen dir auf einmal dieses Wort in meinem Kopf, Moha, du Arsch!
»Angelina! Ich …«
»Ah, da bist du ja!«
L ARA Ich finde, Alkohol hat einen viel schlechteren Ruf, als er verdient. Einerseits macht er mutiger. Aber er macht auch, und darüber wird viel zu wenig geredet, dass man sich weniger ärgert. Und mutiger sein und sich gleichzeitig weniger ärgern, ist eine großartige Mischung. Damit kann man auch mal ein größeres Problem ganz schwupps, eins, zwei, drei lösen. Manchmal entdeckt man sogar ganz neue Seiten an sich. Geduld zum Beispiel. Und auf einmal macht es sogar Spaß, Konflikte zu diskutieren, die einen nüchtern dazu bringen würden, den anderen mit Schimpfwörtern zu überschütten.
»Adrianchen, kann es sein, dass deine neuen Sneaker bei uns im Bett liegen?«
»Ich hab sie wirklich total gut ausgeklopft, Butzi.«
»Mit anderen Worten, deine neuen Sneaker liegen wirklich bei uns im Bett, ja?«
»Genau genommen, ja.«
»Würdest du sie bitte nehmen und vor das Bett stellen? Wärst du so nett?«
Ich kann gar nicht glauben, was ich da sage, aber es macht Spaß.
»Wäre es vielleicht okay, wenn ich nur den linken drin lasse, Butzi?«
»Nein, du, ehrlich gesagt, aus meiner Sicht ist es nicht so richtig okay. Weißt du, das ist ein Gegenstand von der Spezies Schuh, und der hat hier nichts verloren. Und falls dir das nicht einleuchtet, versuch dir einfach vorzustellen, in was du heute Abend möglicherweise alles deine Computertastaturabdrücke hinterlassen hast, mmh?«
»Och, das war doch fast nur schöner weißer Sand, wo wir rumgelatscht sind.«
»Schöner weißer Sand.«
Nicht dass ich jetzt auch nur einen Funken mehr Lust auf Sneaker im Bett hätte, aber irgendwie … Ach, zur Hölle, ich finde es einfach schön, wie der sich noch freuen kann.
»Also gut, ganz ausnahmsweise. Du darfst den linken drin lassen. Aber nur heute. Und am Fußende.«
»Super, Butzi!«
»Schon okay.«
»Darfst auch einen von deinen mitnehmen, wenn du willst.«
»Danke, nein.«
…
»Oh, und was das betrifft, sorry, aber ich kann nicht, wenn ein Schuh zuschaut. Gute Nacht.«
K AI Die Stimme, die »Ah, da bist du ja!« gesagt hat, war nicht unangenehm. Aber wenn man eine Menge getrunken hat und von jemandem mit »Ah, da bist du ja!« angesprochen wird und derjenige kein Kellner mit einem vollen Tablett ist, dann
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