Andere tun es doch auch (German Edition)
sagt einem die Erfahrung, dass man besser in Deckung gehen sollte.
Ich könnte es natürlich ebenso gut bleiben lassen. Erstens wäre mein halbherziger Versuch, mich hinter Frau Klapphorst/Erika zu verstecken, auch bei vollherziger Herangehensweise gescheitert, zweitens ist Caro Löwenstein niemand, von dem ich etwas wirklich Schlimmes erwarte. Oder macht mich der Alkohol leichtsinnig?
»Hallo Caro! Wer hat dich denn eingeladen?«
»Na hör mal. Du! Gerade eben.«
»Oh! Okay, herzlich willkommen im Hasenstall. Ich kann dir zwar nicht erklären, warum ich gerade Hasenstall gesagt habe, aber willst du vielleicht einen Drink?«
»Klar.«
»Angelina! Einen Halts Maul und trink! für Caro!«
»Du bist ganz schön besoffen, was?«
»Etwas. Aber der Drink heißt wirklich so.«
»Sag mal, kann es sein, dass du viel zu viele Leute eingeladen hast? Ich habe zehn Minuten gebraucht, um mich von der Tür bis zur Bar zu drängeln. Und auf der Tanzfläche haben sie angefangen, sich gegenseitig auf den Schultern zu tragen.«
»Das ist Absicht. Wegen der Zugluft.«
»Zugluft. Mitten im Sommer?«
»Du hast ja keine Ahnung.«
»Hihi, ich mag dich. Sag mal, kannst du es dir nicht vielleicht doch noch überlegen, ob du den Auftrag mit dem Party-Club annehmen willst, Kai? Ich habe heute schon mit ganz vielen anderen Architekten gesprochen, aber das waren alles Pappnasen, hatten keine Ahnung davon, was ich will, und haben rumgezickt, weil ja heute ihr ach so heiliger Sonntag ist.«
»Schande.«
»Weißt du, bei dir hab ich einfach ein gutes Gefühl. Und ich hab schließlich auch noch was anderes zu tun, als Architekten zu casten.«
»Natürlich. Ich bin ja auch wirklich genau der Richtige für dich. Ich weiß einen Hauseigentümer, der einen Clubbetreiber für seinen versifften Keller in Kreuzberg sucht. Alle Leitungen sind schon gelegt. Und ich weiß auch genau, in welchem Schrank ich die fertigen Pläne für diesen Club habe. Sie sind großartig. Mit einer Damentoilette, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.«
»Das sagst du nur, weil du besoffen bist.«
»Ich glaube nicht.«
»Also, wirklich alles schon fertig?«
»Yep.«
»Und … wieso ist das nicht gebaut worden?«
»So weit ich mich im Moment erinnern kann, ist der, der den Club eröffnen wollte, im letzten Moment abgesprungen. Und er hat natürlich auch meine Rechnung nicht bezahlt. Ja, ich glaube, so war es.«
»Okay, und warum lässt du dich nicht von mir damit beauftragen, wenn du doch nur die fertigen Pläne aus deinem Schrank holen musst?«
»Hab ich gesagt, dass ich nicht will?«
»Ja.«
»Gute Frage. Ja, stimmt, da war irgendwas.«
Wirklich? War da was? Pah! Gar nichts war da!
»Coole Schuhe übrigens schon wieder. Wie nennt man die nochmal?«
»Spectators. Zum Wohl.«
»Prost … He! Da ist ja fast kein Alkohol drin.«
»Das Besondere beim Halts Maul und trink! ist, dass man weder nachfragen noch meckern darf.«
»Echt? Na, von mir aus. Aber jetzt sag endlich, machst du es? Bitte! Ich wäre so froh.«
»Natürlich mache ich es. Hand drauf, Caro.«
»Halt, wir müssen erst noch über Geld sprechen.«
»So?«
»Pass auf, du schreibst jetzt auf einen Zettel, was du für den Auftrag haben willst, und ich schreibe auf einen Zettel, was ich dir zahlen würde.«
Ah, die Standard-Szene, die sie in Filmen immer nehmen, wenn es um Geld geht. Ich habe noch nie kapiert, was das mit den Zetteln soll. Wahrscheinlich machen sie es immer ganz falsch.
»Das geht anders. Ich schreibe auf meinen Zettel meine Kontonummer, und du schreibst auf deinen Zettel dein Geburtsdatum.«
»Hä?«
»Dann teilen wir meine Kontonummer durch deinen Geburtstag, und das Ergebnis ist mein Honorar.«
Ob das stimmt? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich da einen Wurm reingebracht habe.
»Okay. Dann sag mal deine Kontonummer.«
Caro zückt ihr Handy und ruft die Taschenrechnerfunktion auf. Ich versuche mich an meine Kontonummer zu erinnern. Kann aber auch sein, dass es Natalie Portmans Telefonnummer oder der Geheimcode für das Tor von Fort Knox ist, was ich da aufsage.
»Und jetzt mein Geburtsdatum. Mit oder ohne Nullen vor Monat und Tag?«
»Ganz wie du willst.«
Caro tippt. Mist, ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.
»Fertig. Okay so?«
Sie zeigt mir das Ergebnis. Ich kann die Zahl nicht lesen. Kein Mensch kann zu dieser Tageszeit fünfstellige Zahlen lesen. Aber ich finde, sie sieht sehr ästhetisch aus.
M ONTAG
L ARA Heute Morgen hatte ich
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