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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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als Adrian, Punkt.
    Im Moment scheint er allerdings überhaupt nicht an Sex zu denken. Oder sagen wir so, er liegt auf seiner Bettseite und betrachtet den Bierdeckel, den er in seiner rechten Hand hält. Das allein muss natürlich nichts heißen, Männer denken ja sogar an Sex, während sie Blumen gießen oder Bücher schreiben. Nur dass er diesen Bierdeckel betrachtet, während ich mich in einem sehr dünnen T-Shirt und einem sehr knappen Höschen neben ihm räkele, gibt mir zu denken.
    »Ganz schön heiß heute, oder?«
    »Hmja.«
    Ich schlängele mich äußerst heimtückisch von der Seite an ihn heran. Nichts zu machen. Er bleibt in seiner niedlichen kleinen Bierdeckelwelt versunken. Ich versuche mich nicht zu ärgern und taste mich unter seiner Bettdecke zu einer bestimmten Stelle vor. Ich weiß nicht, was mir Kerstin morgen von ihrem Abend mit Moha erzählen wird, und ich will nicht schon wieder in eine Situation geraten, in der ich sie einfach hassen muss, weil … Und deshalb …
    »Wie findest du ihn, Butzi?«
    Wie bitte?
    »Du, mach dir keine Sorgen, ich finde ihn ganz ausgezeichnet. Vor allem wenn er … Oh, bitte sag jetzt nicht, du meinst den Bierdeckel?«
    »Nein, natürlich meine ich nicht den Bierdeckel.«
    »Sehr gut.«
    »Also, nicht nur den Bierdeckel. Der Bierdeckel ist ein kleiner Planet in einem ganzen Marketing-Universum von Pinklbräu Fete. Aber so klein er auch sein mag, Butzi, in ihm steckt das Große und Ganze drin. Willst du den Markenwert eines Bieres erfassen, schau den Bierdeckel an. Unumstößlicher Bier-Marketing-Grundsatz.«
    Und wenn eine Frau einen Mann lüstern von der Seite anschaut, dabei höchstens zwanzig Gramm Stoff am Leib trägt und sanft ihre Wade an seinem Schritt reibt, und er nicht im nächsten Moment über sie herfällt wie ein ausgehungerter Löwe über eine wohlgenährte Antilope, dann stimmt irgendwas ganz und gar nicht. Unumstößlicher Bettgrundsatz.
    »Also, jetzt sag mal, wie findest du ihn, Butzi?«
    Ich suche nicht nach einer Antwort. Ich suche nach etwas Hartem, das ich ihm auf den Kopf schmettern kann. Und es wäre besonders gut, wenn es dabei mit lautem Krachen zerbersten würde.
    »Weißt du, Pinklbräu Fete, das ganze Konzept, das hat sich alles Elvin ausgedacht. Völlig allein.«
    Ach so, daher weht der Wind. Jetzt fällt es mir wieder ein. Adrian fährt morgen mit dem komischen Exkollegen von der Party ins Gebirge. Zwei Tage, um ihn zum Naturburschen zu bekehren. Ein hartes Stück Arbeit. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie sich zerstritten hatten. Das beschäftigt ihn natürlich. Ausgerechnet jetzt.
    »Mach dir doch nicht so viele Gedanken, Adrian.«
    Ein völlig sinnloser Satz.
    »Du hast recht, Butzi.«
    Oh, doch nicht so sinnlos. Das Leben ist voller Überraschungen. Er lässt tatsächlich den Bierdeckel in Ruhe und dreht sich zu mir. Und eine halbe Sekunde später spüre ich, dass irgendetwas sanft, aber unerbittlich von unten gegen meine Wade drückt. Oh nein … Wieso habe ich gerade »oh nein« gedacht? Irgendwie habe ich keine Lust mehr … Nein! Stimmt doch gar nicht! Ich will! Ich bin eine vollgefressene Antilope, die … Na ja, irgendwie so halt. Jedenfalls habe ich Lust. Und wie. Gigantische hypermegavölligkurzvormausrastenmäßige Lust. Das ist ein Befehl!
    K AI    Es geht auf Mitternacht zu. Draußen ist es schon lange stockfinster. Ich sitze immer noch im Büro. Aber ich bin nicht der Einzige. Jochen hockt eisern auf seinem Platz und werkelt an irgendwas herum. Dass ich immer noch da bin, scheint er als Kriegserklärung zu verstehen. Er verlässt als Letzter das Büro, das ist hier Gesetz. Und keiner darf ihm dieses Recht streitig machen. Und ich wollte das auch nie, warum auch? Dass ich noch hier bin, liegt nur daran, dass ich unbedingt die Pläne für Caros Club fertigkriegen muss. Bereits heute Nacht machen Herrn Knöppers Leute im Bauscheinwerferlicht die ersten Handgriffe in Herrn Kanubskis Keller. Wenn sie nicht spätestens morgen früh den endgültigen Plan kriegen, lassen sie alles stehen und liegen, haben sie gesagt. Und zum fertigen Plan fehlt noch die ins Reine gezeichnete Damentoilette. Die Damentoilette, die eine flüchtige Bekannte, zu der ich keinen Kontakt mehr habe, neulich auf einer Papierserviette entworfen hat.
    Das dauert seine Zeit. Ist natürlich alles nicht mehr so romantisch wie früher, mit Tuschestiften, Reißschiene und großen Transparentpapierbögen. Auch als Architekt sitzt man heute vor einem

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