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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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das hat sie mit Absicht gemacht … Oh, ich glaube, ich muss jetzt was sagen. Ich räuspere mich unhörbar und versuche die passende Stimme einzuschalten.
    »Ach, Kerstin, ich freu mich ja so für dich! Jetzt erzähl endlich mal mehr von ihm. Ich platze vor Neugier.«
    Ich weiß nicht, ob das überzeugend rüberkam, aber ich glaube, das ist gerade gar nicht so wichtig. Kerstin schießt los. Ich erfahre im Nu alle Einzelheiten über ihren großen schwarzen Märchenhelden mit dem sexy französischen Akzent, den schönen braunen Augen und dem Mund, der nie aufhört zu lachen. Jetzt mal echt, keiner verlangt, dass das Leben völlig gerecht ist. Aber sie kriegt den netten Architekten ab, ich den Arsch, sie diktiert mit ihren Artikeln die Mode, ich lasse mein Leben vom blöden Rockerer diktieren, und wenn sie mit ihren Artikeln mutig ist, wird sie berühmt, und das eine Mal, als ich als Cutterin mutig war … Egal, jedenfalls ist das keine normale, zufällige Ungerechtigkeit mehr, da muss gerade eine heftige Störung im Weltgefüge sein, oder so was.
    »Ach, Larchen, ich rede und rede. Gehts dir eigentlich wieder gut?«
    »Ja.«
    »Wie, hm, ist das denn jetzt mit Adrian und dir?«
    »Ach, weiß nicht, der fährt morgen mal wieder zwei Tage weg, irgendein Gebirge erforschen. Und wenn ich es richtig verstanden habe, hat er seinen Exkollegen Elvin, den er auf dieser Party gestern wiedergetroffen hat, breitgeschlagen, mitzukommen. Er will ihn wahrscheinlich bekehren.«
    »Irgendwie rührend.«
    »Manchmal glaube ich, Adrian hätte mich lieber, wenn ich ein Berg wäre.«
    »Und ich glaube, du musst ihm mal gehörig den Kopf waschen.«
    »Oder mir selbst.«
    »Hey, und vor allem nicht vergessen: am Mittwoch Tim Bendzko. Und wir zwei: ganz vorne.«
    »Oh ja!«
    Warum kann Kerstin nicht einfach ein Mann sein? Die Welt wäre so viel einfacher für mich. Ich wünsche ihr nochmal alles, alles Gute für den Abend mit Moha, aber ich weiß, dass sie mich vorher noch mindestens dreimal anrufen wird. Netterweise haben sich die Hotelanrufer diesmal zurückgehalten, während wir gesprochen haben. Dass es jetzt ein paarmal »plimplam« macht, finde ich völlig okay. Reservierungen buchen ist wenigstens etwas Sinnvolles und bei Licht betrachtet wirklich nicht viel Arbeit. Muss man auch mal so sehen.
    Ich schlendere mit dem Handy und dem Hotelbuch ins Bad. Ist doch toll. Wer hat schon eine Arbeit, bei der er sich nebenbei im Spiegel anschauen kann? Aber komisch. Wie ich mein Haupt auch drehe, ich denke die ganze Zeit immer nur »Kopf waschen«. Hab ich doch erst heute Morgen gemacht …
    »Wie gesagt, der September ist komplett ausgebucht. Aber ich notiere Ihre Nummer. Sollte jemand absagen, melden wir uns sofort … Natürlich, gern geschehen, auf Wiederhören.«
    Okay. Erstens: Irgendwas muss sich in meinem Leben ändern. Zweitens: Ich will nicht einfach rumsitzen und drauf warten, bis es passiert. Ich fahre mir noch einmal mit der Hand durch die Haare. Mittwoch, Tim Bendzko, ganz vorne  … Ja. Ich will die Ponyfrisur. Jetzt. Und wenn sie mich den letzten Euro kostet.
    K AI    Herr Kanubski ist nicht mehr der Jüngste, und sein Gesicht ist von den typischen Dauersorgen eines Kreuzberger Hauseigentümers gezeichnet. Auf der einen Seite hat ihn die dringend nötige Sanierung von Dach, Fassade und Keller eine Stange Geld gekostet. Auf der anderen Seite hat er keine Chance, mehr Geld von den Mietern einzunehmen, solange sie Modernisierungsmaßnahmen in ihren Wohnungen nicht zustimmen. Und der Kreuzberger Altmieter stimmt traditionell nichts und niemandem zu, was mehr Geld kostet. Deswegen würde es Herrn Kanubski überaus glücklich machen, wenn er den Keller neu vermieten könnte. Dass die Sache mit dem Club vor zwei Jahren im letzten Moment scheiterte, war ein harter Schlag für ihn. Keine Einnahmen und er blieb auch noch auf den Kosten für die neu verlegten Wasser- und Stromleitungen sitzen. Als ich ihn vorhin anrief und ihm von Caro Löwenstein und ihren Plänen erzählte, konnte er einen Freudenschrei gerade so noch unterdrücken, aber ich bin sicher, dass er im Anschluss an das Gespräch im Rahmen eines kleinen Tänzchens mit seiner Gattin durchs Wohnzimmer alles herausgelassen hat.
    Zum Glück treffen wir uns gleich vor Ort im Keller und nicht bei mir im Besprechungsraum. So kann ich den neuen Auftrag noch ein bisschen länger vor Jochen geheim halten. Leider ist es schon halb elf, und Caro ist immer noch nicht da. Herr Kanubski

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