Andere tun es doch auch (German Edition)
Ufern in Laraland. Kann man mehr wollen?
Ja, verdammt nochmal, natürlich kann man mehr wollen! Es war demütigend! Er hat »Pinklbräu Fete« auf meinen Bauch geküsst! Ich bin aus dem Bett geschossen wie ein Weltrekord-Dragster und habe ihn zusammengeschrien. Und mich gleichzeitig angezogen. Und das war ein Fehler. Dicke Rotbuchstaben-Notiz an mich: Nie wieder mit jemandem Schluss machen und sich währenddessen anziehen. Geht immer schief. Ganz besonders gestern. Ich mag gar nicht mehr dran denken. Adrian wollte die ganze Zeit etwas dazwischensagen, aber ich habe ihn nicht gelassen. Weil er »Butzi« gesagt hat und weil ich dachte, dass er mir erklären wollte, dass »Pinklbräu Fete« eine verkappte Liebeserklärung ist. Als er dann endlich doch noch den Mund aufmachen konnte, kam heraus, dass ich mir mein T-Shirt als Schlüpfer angezogen hatte und eine von seinen Vortagssocken am linken Fuß trug. Spätestens damit war auch meine letzte Chance, noch mit stolz erhobenem Kopf aus diesem Desaster herauszukommen, dahin.
Trotzdem, ich nehme mir fest vor, nicht gegen den Mülleimer an dem Halteverbotsschild dort drüben zu treten. Obwohl er so schön übervoll ist und ganz wunderbar jede Menge Unrat von sich schleudern würde. Ich lasse das jetzt alles schön hinter mir und schlage das erste Kapitel im Buch meines neuen Lebens auf, fertig.
Und das Kapitel heißt »Notaufnahme«. Ja, gut, es gibt freundlichere Frisörnamen, aber das brauche ich jetzt nicht. Im Gegenteil, Notaufnahme passt perfekt für mich. Ich will meinen Ponyschnitt. Auf der Stelle!
»Guten Morgen. Haben Sie einen Termin?«
»Ja. Lara Rautenberg, elf Uhr dreißig. Aber ich dachte, ich komme einfach jetzt schon. Je früher, umso besser.«
»Nehmen Sie bitte kurz …«
»Und hör bitte sofort mit der Siezerei auf, das kann ich gerade gar nicht haben … Tschuldigung.«
»Kein Problem. Wie gesagt, nehmen Sie Platz, ein bisschen dauerts noch.«
Ich setze mich in den Wartewinkel. Nehme ich mir die Gala ? Nein! Genau das mache ich nicht. In meinem neuen Leben hat die Gala nichts …
Zirrrp! Zirrrp!
Nanu?
»Hallo Jenny.«
»Hallo Lara, ich hoffe, ich habe dich nicht aus dem Bett geholt?«
Nein, du blöde Schnepfe, ich bin in den letzten Wochen nicht verlottert, obwohl ich wegen euch arbeitslos bin. Und werde auch weiterhin nicht verlottern. Und sei es nur, um dich zu ärgern. Ärgern, ha, genau.
»Uaaa. Moment … muss mich erst mal strecken … Wasn los? … Boa! Elf Uhr. Ist ja noch mitten in der Nacht. Gähn.«
»Haha, du lässt es dir gutgehn, was?«
»Kannst du bitte nicht so laut reden? Weißt du, ich hab mir gestern Abend höllisch die Kante gegeben. Ich weiß überhaupt nicht, wo ich gerade bin, geschweige denn wo meine Hose ist.«
»Haha, die gute alte Lara. Pass auf, ich hab mich nochmal voll für dich reingehängt und, stell dir vor, es gibt einen Hoffnungsschimmer!«
»Echt jetzt?«
Pah. Ein Hoffnungsschimmer von Jenny. Wenn ich das schon höre.
»Ja. Ich hab gestern mit Kanzberger zu Mittag gegessen. Wir haben so ganz entspannt geplaudert, und da habe ich mir ein Herz gefasst und ihn auf dich angesprochen.«
»Aha. Und, war er dann immer noch entspannt?«
»Ehrlich gesagt, er hat sofort abgewinkt, als er nur deinen Namen gehört hat. Aber ich hab nicht lockergelassen. Ich hab ihm immer wieder gesagt, dass es dir echt leidtut und dass das bestimmt ein einmaliger Ausrutscher war.«
Einmaliger Ausrutscher? Wer sagt das überhaupt?
»Und am Ende war er wirklich bereit, dir nochmal eine Chance zu geben.«
»Was? Wirklich? Ausgerechnet Kanzberger?«
»Er hat gesagt: Frau Rautenberg muss kapieren, dass wir als Team funktionieren, dann ist alles in Ordnung .«
»Und was heißt das im Klartext?«
»Demnächst macht unser ganzes Büro eine Teambildungsmaßnahme. Wir müssen an einem Wochenende auf einem Abenteuerspielplatz eine zweigeschossige Holzhütte ohne fremde Hilfe nach einem Bauplan errichten, oder so ähnlich. Wenn du da von Anfang bis Ende aktiv mitmachst, können wir dir wieder Aufträge geben, hat er gesagt.«
»Nein! Echt wahr? Hey, dafür werde ich die Hütte sogar ganz alleine aufbauen, Jenny! Wirklich, ihr könnt euch alle ins Gras legen und zuschauen.«
»Haha, na, dann hoffe ich mal, dass du bis dahin ausgeschlafen hast.«
»Versprochen. Und ich komme sogar angezogen.«
»Prima. Ach, eine Sache hätte ich fast vergessen. Du müsstest deine Teilnahmegebühr selbst bezahlen, hat Kanzberger
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