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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Grabstein.
    »Einigen von euch konnte ich mehr helfen als anderen«, sagte Creek.
    »Mach dir wegen Brian keine Vorwürfe, Harry«, sagte Javna. »Es hatte nichts mit dir zu tun. Es hatte einzig und allein mit ihm zu tun.«
    »Ich habe dir versprochen, auf ihn aufzupassen.«
    »Du nimmst ihn immer noch in Schutz. Du hast es selbst gesagt. Aber du kanntest Brian. Er ließ sich von niemandem etwas sagen. Man konnte nicht auf ihn aufpassen, weil er nie auf sich selbst aufgepasst hat. Das wissen wir beide. Wir haben dir nie die Schuld daran gegeben. Du hast getan, was du konntest. Und dann hast du dafür gesorgt, dass er zu uns zurückkehren kann. Die meisten Jungs, die da oben sterben, schaffen es nie zurück auf die Erde. Du hast ihn uns zurückgebracht, Harry. Das bedeutet uns mehr, als du ahnst.«

    »Das ist der Nationalfriedhof von Arlington?«, sagte Verteidigungsminister Pope zu Phipps, während er die Fotos betrachtete.
    »Richtig, Sir«, bestätigte Phipps.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, die beiden wollten sich in einer Bar treffen.«
    »Sie sagten, dass sie zu einem gewissen Brian gehen wollen«, bemerkte Phipps. »Wir sind nicht auf die Idee gekommen, dass Javna das Grab seines Bruders gemeint haben könnte, bis sie bereits dort eingetroffen waren.«
    »Nachlässige Arbeit«, tadelte Pope.
    Ach, und du wärst sofort darauf gekommen, was?, dachte Phipps. Arschloch!
    »Ja, Sir«, sagte Phipps. »Bei diesem Fall setzen wir nicht unsere eigenen Leute ein. Wir arbeiten mit einem Spezialisten zusammen, der uns von Jean Schroeder vorgeschlagen wurde. Rod Acuna. Schroeder sagt, dass er ihn und sein Team schon oft für Sonderaufträge eingesetzt hat.«
    »Schön«, sagte Pope. »Aber machen Sie ihm klar, dass er sich von nun an größere Mühe geben soll.« Pope schwenkte das Foto hin und her. »Wissen wir, worüber sie sich unterhalten haben?«
    »Nein«, antwortete Phipps. »Javna hatte einen tragbaren Akustikscrambler dabei.« Phipps machte sich auf einen weiteren Tadel wegen nachlässiger Arbeit gefasst, aber diesmal hielt Pope sich zurück. Nach einigen Sekunden Schweigen fuhr Phipps fort. »Aber wir glauben, dass dies der Mann ist, den Javna für sein Vorhaben einsetzen will.«
    »Wer ist er?«
    »Harris Creek«, sagte Phipps. »Eigentlich ist ›Harris‹ sein mittlerer Name. Sein erster Vorname lautet ›Horatio‹.«
    »Was erklärt, warum er sich mit seinem mittleren Namen anreden lässt«, bemerkte Pope.
    »Er ist ein alter Freund der Familie Javna«, erklärte Phipps und kramte in seinen Notizen. »Insbesondere von Brian Javna, dem jüngeren Bruder von Ben Javna. Der Altersunterschied zwischen den beiden beträgt zwölf Jahre. Creek und Brian Javna gingen gleichzeitig zur Armee, als sie achtzehn geworden waren. Beide nahmen an der Schlacht von Pajmhi teil. Dort starb Brian Javna.«
    Pope schnaufte. »Willkommen im Club«, sagte er. Niemand in UNE-Verteidigungskreisen sprach gern über die Schlacht von Pajmhi. Es mochte durchaus schwärzere Kapitel in der Militärgeschichte der Menschheit gegeben haben, aber Pajmhi hatte das Pech, das jüngste zu sein.
    »Creek wurde mit einem Verdienstorden ausgezeichnet«, fuhr Phipps fort, worauf Pope eine Augenbraue hochzog. »In Creeks Akte steht ein Vermerk seines vorgesetzten Offiziers, der Creek ursprünglich für den Verdienstorden des Kongresses vorschlagen wollte, doch dann regte sich Creek deswegen so sehr auf, dass er den Vorschlag zurückziehen musste. Wie es scheint, hat Creek niemals seinen Verdienstorden in Empfang genommen. Der größte Teil seines Bataillons wurde in Pajmhi ausgelöscht. Creek wurde danach zu einer Brigade der Militärpolizei versetzt, wo er den Rest seiner Dienstzeit ableistete. Er wurde noch einmal befördert und als Stabssergeant ehrenhaft entlassen.«
    Phipps blätterte zur nächsten Seite. »Nach seiner Dienstzeit ging Creek zur Polizei von Washington D. C, wo er elektronische Verbrechen bearbeitete. Sie wissen schon – Betrüger, Hacker, Kinderschänder in Chatrooms und solche Sachen. Hat vor drei Jahren bei der Polizei aufgehört und war ein paar Jahre lang ohne Beschäftigung.«
    »Wie? War er obdachlos?«, fragte Pope.
    »Oh nein«, sagte Phipps. »Alles andere als das. Seine Eltern hatten ihm ein Haus in Reston überschrieben, nachdem sie sich in Arizona zur Ruhe gesetzt hatten. Es ist nur so, dass er für niemanden mehr gearbeitet hat.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Verrät er nicht«, antwortete Phipps. »Doch vor etwa

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