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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Stunden lang herumprobiert hatte, erkannte er, dass selbst der optimierte Kode immer noch viel zu langsam war, wenn er die Erwartungen seines neuen Arbeitgebers erfüllen wollte.
    Scheiß drauf, dachte er sich, kopierte die verschlüsselten Daten auf seinen eigenen Computer und knackte den Kode. Das war nicht besonders schwierig, denn man hatte dazu das Verschlüsselungsprogramm benutzt, das mit dem Betriebssystem des Computers ausgeliefert wurde. Die Verschlüsselung basierte auf einem angeblich nicht zu knackenden Standard von 16.384 Bit, aber dank der schlampigen Kodierung des Softwareproduzenten wies der in das Betriebssystem integrierte Verschlüsselungsgenerator typische nichtzufällige Artefakte auf, die sich benutzen ließen, um den Kode mit peinlicher Mühelosigkeit zu entschlüsseln. Diese Tatsache war allgemein bekannt, seit ein lokaler Fernsehsender in Minneapolis einen Achtjährigen vorgeführt hatte, der die Verschlüsselung geknackt hatte.
    Zufällig ereignete sich fast zum selben Zeitpunkt der Fernsehsendung im Stadtgebiet von Seattle ein Erdbeben der Stärke 5,3 auf der Richter-Skala. In Technikerkreisen kursierte der Witz, die Katastrophe sei darauf zurückzuführen, dass Bill Gates in seinem Grab rotiert habe. Der Produzent des Betriebssystems stellte einen Patch zur Verfügung, mit dem sich die Panne beheben ließ, aber IT-Manager in Staatsdiensten waren nicht dafür bekannt, dass sie die Updates ihrer Programme stets auf dem neuesten Stand hielten.
    Die Daten entpuppten sich als DNS-Sequenzen, was für Archie eine wunderbare Neuigkeit war. Im Fall von genetischer Daten ließ sich eine Suche sehr gut optimieren, weil man die DNS-Sequenzen einfach »sampeln« konnte, um dann nach Abweichungen zu suchen, die nur im betreffenden Abschnitt der DNS auftraten und nicht im gesamten Genom. Jede DNS, die Abweichungen aufwies, konnte aus der verschlüsselter Datenbank geworfen werfen, worauf ein erheblich kleinerer Datensatz übrig blieb, der sich durch noch rigoroseres Sampling untersuchen ließ. Wenn man das ein paarmal mit immer kleineren Mengen an DNS-Molekülen wiederholte, würde man sehr schnell die gesuchten Treffer landen.
    Jetzt musste Archie nur noch die Spezies bestimmen. Er lud sich einen Shareware-Sequencer aus dem Netz herunter, der nach den Angaben des Anbieters eine Referenzdatenbank mit über 30.000 Tier- und Pflanzenarten enthielt (die sich für nur 19,95 $ auf 300.000 aufstocken ließ!), sowie eine spezielle Datenbank mit den Gensequenzen von 1500 handelsüblichen Vieh-, Haustier- und Nutzpflanzenrassen. Dann aktivierte er das Programm und spazierte zum Automaten hinüber, um sich eine Cola zu besorgen.
    Die er prompt zu Boden fallen ließ, als er nach seiner Rückkehr an den Computer sah, woher die DNS stammte. Es folgten mehrere Sekunden lang völlige Fassungslosigkeit mit starrem Blick und offenem Mund, bis Archie urplötzlich an den Computer stürzte. Er deinstallierte den Sequencer, löschte die entschlüsselten Daten und kaute etwa dreißig Sekunden lang an seinem Daumennagel. Schließlich rief er die Systemverwaltung seines Computers auf und formatierte sämtliche Speicher. Nur um ganz sicherzugehen.
    Danach ging er durch den Korridor zum Badezimmer, hockte sich in eine Kabine und tätigte mit seinem Kommunikator einen kurzen, geflüsterten, aber äußerst nachdrücklichen Anruf. Als er damit fertig war, saß er noch mehrere Minuten lang auf der Toilette, während sein Gesicht einen Ausdruck zeigte, demzufolge er entweder eine tiefgreifende, sehr bewegende religiöse Erkenntnis hatte oder unter schweren Blähungen litt.
    Er litt nicht unter Blähungen.

4

    »Hallo! Und herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Computer!«, sagte das Bild zu Creek, als er seinen neuen Computer einschaltete. Das Bild zeigte einen jungen Mann, der Kniebundhosen, einen langen schlichten Mantel und einen Quäkerhut trug. »Ich bin Ihr persönlicher intelligenter Agent, gesponsert von America Online. Nennen Sie mich Todd. Aktivieren Sie mich, und haben Sie fünfundvierzig Tage FREIEN Zugang zu America Online, dem ältesten und größten kontinuierlich betriebenen Netzwerk der Erde.«
    Creek schmunzelte, als sich der hoffnungsvoll lächelnde Agent auf seine Monitorbrille einprägte. »Hallo, Todd«, sagte er zum intelligenten Agenten. »Zeig mir doch bitte deinen Quellkode.«
    »Mein Quellkode ist das geistige Eigentum von America Online sowie der Muttergesellschaft Quaker Oats Holding«, sagte Todd. »Ich

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