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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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B4-Taste auf dieselbe gepresst wurde. Archie keuchte auf, als zum vierten Mal an diesem Tag der glühende Schmerz durch seinen Kopf raste und er sich mächtig anstrengen musste, aufrecht stehen zu bleiben. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er sabberte, und er bemühte sich nach Kräften, sich nicht auf den Verkaufsautomaten zu übergeben. Er schloss die Augen und wartete, bis der Schwindelanfall vorbei war. Als er sie wieder öffnete, stand Acuna neben ihm.
    »Was zum Henker ist los mit dir?«
    »Kopfschmerzen«, sagte Archie mit feuchter Aussprache. »Ziemlich schlimm. Das ist was Allergisches.«
    Acuna musterte Archie einen Moment lang von oben bis unten. »Na gut. Hör zu. Du kommst mit uns. Schroeder sagt, dass der Typ, zu dem Creek und das Mädchen gegangen sind, eine Menge Computer- und Technikzeugs in seinem Laden hat. Wenn die beiden nicht oder nicht mehr da sind und der Typ uns nicht weiterhelfen kann, sollten wir versuchen, etwas aus seinen Computern herauszuholen.«
    Archie nickte. Er hatte die Augen wieder geschlossen. »Einverstanden«, sagte er. »Aber ich brauche noch ein paar Minuten. Ich muss ein paar Sachen vorbereiten, bevor wir gehen. Ich muss einige Bohrmaschinen ansetzen, um in Creeks Computersystem zu kommen.«
    »Bist du immer noch nicht drin?«, fragte Acuna.
    Archie schüttelte den Kopf – aber langsam. »Der Kerl hat sein System mit einer unglaublich guten Abwehrsoftware gesichert. Solche Sachen werden sonst nur vom Militär benutzt.«
    »Gut«, sagte Acuna. »Ich muss mich selbst noch ein bisschen mehr betäuben. Aber mach schnell.« Er blickte zum Verkaufsautomaten und runzelte die Stirn. »Was hast du bekommen?«
    »Was?«, fragte Archie.
    »Du hast etwas gewählt, aber unten im Fach liegt nichts.«
    »Ich habe versehentlich auf B4 gedrückt«, sagte Archie. »Aber es ist ausverkauft. Eigentlich wollte ich B5 haben, aber dann hast du mich aus dem Konzept gebracht.«
    Acuna schnaufte. »Nimm lieber G2. Da ist Aspirin drin.« Er ging.
    Archie stand noch einen Moment lang da, dann zückte er erneut seine Kreditkarte und schob sie in den Verkaufsautomaten. Er drückte auf die G2-Taste und holte die Packung mit Schmerzmitteln aus dem Fach.
    Als er wieder an seinem Computer saß, dachte Archie noch einmal über das Problem nach, das Creeks System darstellte. Er musste zugeben, dass es ein verdammtes Meisterwerk der Sicherung war. Archie hatte immer neue Bohrer auf das Ding angesetzt, autonome Programme, die nach bestimmten Schwächen im Abwehrsystem suchen sollten, um dann einzudringen und das Loch offen zu halten, damit andere Programme Daten auslesen konnten.
    Jeder durchschnittliche Heimcomputer ließ sich innerhalb von höchstens fünfzehn Sekunden mit einem nicht allzu komplexen Bohrmaschinenprogramm knacken, bei dem es sich im Wesentlichen um einen Passwortgenerator handelte, unterstützt durch einen Spoofer, der dem System vorgaukelte, jedes eingegebene Passwort wäre der erste Versuch. Die Netzwerke von kleinen Firmen und von Leuten, die in der Computerindustrie arbeiteten oder einfach nur paranoid waren, was ihre persönlichen Daten betraf, benötigten einen etwas spezielleren Bohrer, der subtilere Methoden benutzte.
    Auf einem solchen mittleren Komplexitätslevel setzte Archie am liebsten Bohrer ein, die das Protokoll zum Austausch von Informationen innerhalb des Netzwerks imitierten. Dem System wurde vorgetäuscht, es hätte selbst eine Abfrage gestartet, worauf ein sich selbst entpackendes Programm eingeschleust wurde, das sich festsetzte und die Daten nach draußen schickte, und zwar huckepack auf dem vom System selbst legitimierten Datenverkehr nach draußen.
    Größere Firmen und staatliche Organisationen, die einen besseren Schutz benötigten, erforderten hochkomplexe Bohrer, die zu multidimensionalen simultanen Angriffen auf das System fähig waren. Solche Programme waren die Königsklasse, und ein Hacker, der etwas zusammenbaute, das in ein bestens geschütztes System eindringen konnte, wurde schlagartig zu einer Berühmtheit in der Hackerszene – ungefähr sechs Stunden lang, was die durchschnittliche Zeitspanne war, die die IT-Experten benötigten, um den Bohrer unschädlich zu machen und das Loch in der Systemsicherheit wieder zu stopfen.
    Archie hatte Creek und seinem System die professionelle Reverenz erwiesen, gar nicht erst davon auszugehen, dass er mit einem simplen Bohrer etwas ausrichten konnte, und den Angriff gleich mit Programmen mittlerer Komplexität

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