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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Rotor wirbelte eine mächtige Staubwolke auf.
    Stone schaltete das Sprechfunkgerät ein. »Alles klar?«
    »Alles klar.«
    Stone begann die Leiter hinunterzuklettern. Burton wartete einen Augenblick, dann folgte er ihm. In dem Staubwirbel konnte er nichts sehen, aber dann spürte er, wie sein Schuh festen Boden berührte. Stones ballonartig aufgeblähten Anzug konnte er kaum ausmachen; er war nur ein verschwommener Umriß in einer düsteren Schattenwelt. Die Strickleiter verschwand, als der Hubschrauber wieder stieg. Der Staub legte sich. Sie konnten wieder sehen. »Gehen wir«, sagte Stone.
    In den Schutzanzügen bewegten sie sich schwerfällig. So stapften sie die einzige Straße von Piedmont entlang.

»Ein ungewöhnlicher Vorgang«
     
    Knapp zwölf Stunden nach dem ersten bekannten Kontakt eines Menschen mit dem tödlichen Rätselwesen trafen Burton und Stone in Piedmont ein. Noch Wochen später, in der Abschlußsitzung, erinnerten sich die beiden lebhaft an die Szene, die sich ihnen damals geboten hatte, und konnten sie in allen Einzelheiten beschreiben.
    Die Morgensonne stand noch tief am blassen Himmel. Sie schien matt und spendete kaum Wärme. Lange Schatten krochen über den mit einer dünnen Schneekruste überzogenen Boden dahin.
    Von der Stelle aus, wo die beiden Männer gelandet waren, konnten sie die Straße mit ihren grauen, verwitterten Holzhäusern nach beiden Seiten in voller Länge überblicken. Doch was ihnen zuallererst auffiel, war die Stille. Bis auf einen schwachen Wind, der mit leisem Wimmern durch die leeren Häuser strich, war es totenstill. Überall lagen Leichen. In einer Haltung, die von bassem Erstaunen sprach, lagen sie kreuz und quer auf dem Boden. Aber es war keinerlei Geräusch zu vernehmen – kein beruhigendes Motorengebrumm, kein Hundebellen, kein Kindergeschrei. Nur Stille.
    Die beiden Männer sahen einander an. Sie wurden sich schmerzlich bewußt, wieviel es hier zu entdecken und zu tun gab. Eine unbekannte Katastrophe war über diesen Ort hereingebrochen; darüber hatten sie jetzt so viel wie nur möglich in Erfahrung zu bringen. Aber es gab praktisch keine Anhaltspunkte, nichts, wovon man ausgehen konnte. Nur zweierlei wußten sie: Erstens, daß die Katastrophe offenbar mit der Landung von Scoop VII begonnen hatte. Zweitens, daß der Tod die Menschen dieses Ortes mit erstaunlicher Schnelligkeit befallen hatte. Wenn es sich um eine von dem Satelliten eingeschleppte Krankheit handelte, dann hatte die Geschichte der Medizin nichts Vergleichbares zu bieten.
    Lange standen die beiden Männer schweigend mitten auf der Straße, sahen sich um und spürten, wie der Wind an ihren aufgeblähten Anzügen zupfte. Schließlich sagte Stone: »Warum sind sie alle im Freien, auf der Straße? Wenn diese Krankheit sie nachts überrascht hat, dann müßten sich doch die meisten in ihren Häusern aufhalten.«
    »Nicht nur das«, fügte Burton hinzu. »Die meisten von ihnen tragen nur Pyjamas. Letzte Nacht war es sehr kalt. Man möchte meinen, daß sie sich wenigstens die Zeit genommen haben, eine Jacke oder einen Mantel überzuziehen. Irgend etwas Warmes.«
    »Vielleicht hatten sie es eilig.«
    »Weshalb?« fragte Burton.
    »Weil es etwas zu sehen gab«, antwortete Stone mit einem Achselzucken.
    Burton beugte sich über die erste Leiche, die sie erreichten. »Seltsam«, sagte er. »Sehen Sie einmal, wie dieser Mann da die Hand gegen die Brust drückt. Das tut übrigens eine ganze Reihe dieser Leute.«
    Stone betrachtete die anderen Leichen und bemerkte, daß viele von ihnen die Hände an die Brust preßten, einige flach, andere verkrampft.
    »Sie scheinen keine Schmerzen gelitten zu haben«, sagte Stone. »Ihre Gesichter wirken ganz friedlich.«
    »Ja, beinahe erstaunt«, ergänzte Burton und nickte. »Sie sehen aus, als hätte irgend etwas sie mitten im Gehen niedergestreckt. Aber sie pressen die Hand an die Brust.«
    »Koronarthrombose?«
    »Das bezweifle ich. Wir würden Grimassen sehen – das ist ja sehr schmerzhaft. Dasselbe gilt auch für Lungenembolie.«
    »Wenn es sehr rasch ging, haben sie es vielleicht gar nicht mehr gespürt.«
    »Kann sein. Aber irgendwie scheint es mir, als seien diese Leute eines schmerzlosen Todes gestorben. Das bedeutet, sie greifen sich nur an die Brust, weil …«
    »Weil sie keine Luft bekamen«, ergänzte Stone. Burton nickte. »Möglich, daß wir es mit Erstickung zu tun haben. Mit einem raschen, schmerzlosen, fast augenblicklich eingetretenen

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