Andromeda
Erstickungstod. Aber auch das bezweifle ich. Wenn jemand keine Luft bekommt, lockert er zuerst seine Kleidung, besonders am Hals und um den Brustkasten. Sehen Sie sich den Mann dort drüben an. Er trägt eine Krawatte und hat sie nicht berührt. Und da die Frau mit dem hochgeschlossenen Kleid.«
Burton begann sich jetzt nach dem anfänglichen Schock wieder zu fassen. Das klare, logische Denken setzte wieder ein. Sie gingen zu dem Militärfahrzeug, das mitten auf der Straße stand. Die Scheinwerfer glommen noch schwach. Stone griff ins Führerhaus und schaltete sie aus. Dann schob er die starre Leiche des Fahrers vom Lenkrad und las den Namen auf der Brusttasche seines Anoraks. »Shawn.«
Der andere Mann, der steif im hinteren Teil des Fahrzeugs hockte, war ein Soldat namens Crane. Bei beiden war die Totenstarre eingetreten. Stone deutete auf die Geräte. »Ob das noch funktioniert?«
»Ich denke schon«, sagte Burton.
»Dann suchen wir zuerst den Satelliten. Um alles andere können wir uns später kümmern.«
Er blieb stehen und starrte Shawns Gesicht an. Im Augenblick des Todes schien er hart nach vorn aufs Steuerrad geschlagen zu sein. Sein Gesicht wies eine lange, bogenförmige Wunde auf, die quer über den Nasenrücken verlief. »Das begreife ich nicht«, sagte Stone.
»Was?«
»Diese Verletzung. Sehen Sie sich das mal an.«
»Sehr sauber«, sagte Burton. »Bemerkenswert sauber sogar. Praktisch überhaupt keine Blutung …« Und dann ging Burton ein Licht auf. Verblüfft wollte er sich am Kopf kratzen, aber der Plastikhelm war ihm im Wege.
»Eine solche Schnittwunde im Gesicht«, sagte er. »Zerrissene Kapillaren, gebrochenes Nasenbein, verletzte Schädelvenen – das müßte doch bluten wie eine …«
»Ja«, sagte Stone. »Müßte es. Und sehen Sie sich die anderen Leichen an. Selbst da, wo die Raubvögel schon am Werk waren – keinerlei Blutung!«
Burtons Verwunderung nahm immer mehr zu. Keine der Leichen wies auch nur einen einzigen Blutstropfen auf. Jetzt fragte er sich, warum ihm das nicht gleich aufgefallen war. »Vielleicht liegt das am Wirkungsmechanismus dieser Krankheit …«
»Ja«, sagte Stone. »Da könnten Sie recht haben.« Ächzend zerrte er Shawn aus der Fahrerkabine. Es kostete ihn einige Mühe, bis er den steifen Körper hinter dem Steuerrad weggezogen hatte. »Los, holen wir uns den verdammten Satelliten«, sagte er. »Die Sache macht mir allmählich Sorgen.« Burton ging nach hinten und zog Crane aus dem Wagen. Dann stieg er ein. Stone drehte den Zündschlüssel um. Der Anlasser machte ein paar schwerfällige Umdrehungen, aber der Motor kam nicht ins Laufen.
Stone versuchte es vergeblich ein paar Sekunden lang. Dann sagte er: »Das verstehe ich nicht. Die Batterie ist zwar ziemlich leer, aber es müßte doch noch reichen …«
»Und wie steht’s mit dem Benzin?« fragte Burton. Es entstand eine Pause, dann stieß Stone einen lauten Fluch aus. Lächelnd kroch Burton wieder aus dem Wagen. Sie gingen gemeinsam die Straße entlang bis zur Tankstelle, fanden einen leeren Eimer und füllten ihn mit Treibstoff, nachdem ihnen zunächst der Mechanismus der Pumpe einiges Kopfzerbrechen bereitet hatte. Mit dem Benzin gingen sie zum Wagen zurück, schütteten es in den Tank, und dann versuchte es Stone noch einmal mit dem Anlasser. Der Motor sprang sofort an und lief ruhig durch. Stone lachte. »Los geht’s!«
Burton stieg wieder nach hinten, schaltete die elektronische Ortung ein und ließ die Antenne auf dem Dach rotieren. Er hörte das leise piepende Signal des Satelliten. »Schwaches Signal, aber noch vernehmlich! Scheint irgendwo von links zu kommen.«
Stone legte den ersten Gang ein. Sie rumpelten davon. Den Leichen auf der Straße wichen sie aus. Das Piepsen wurde lauter. Sie fuhren an der Tankstelle und an dem Gemischtwarenladen vorbei. Plötzlich wurde das Piepsen schwächer. »Wir sind daran vorbeigefahren! Umdrehen!« Stone brauchte eine Weile, bis er den Rückwärtsgang gefunden hatte. Dann wendete er und richtete sich nach der Lautstärke des Signals. Nach einer Viertelstunde merkten sie, daß der Ursprung des Signals am nördlichen Rand von Piedmont liegen mußte.
Endlich hielten sie vor einem schlichten, einstöckigen Fachwerkhaus. Ein Schild knarrte im Wind: dr. alan benedict.
»Hätte ich mir gleich denken können, daß sie das Ding zum Doktor schleppen«, sagte Stone.
Die beiden Männer stiegen aus und gingen auf das Haus zu. Die Tür stand offen und schlug im
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