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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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anzuhaben vermochte. Etliche ließen sich sogar überhaupt nicht biegen. Sie erinnerten mich an das Material der Panzerkuppeln auf Parzival, und ich konnte nur staunen, daß die überhaupt geborsten waren und nun abgesprengt lose auf dem Boden herumlagen. Die tektonischen Kräfte, die hier zugepackt hatten, mußten ungeheuer groß gewesen sein. Jetzt erst begriff ich ganz, welch technische Wunderleistung diese Tantaliden-Bauten darstellten. Wenn sie einen solchen Angriff des Planeten noch so relativ gut überstanden hatten, dann mußten die eingesetzten Werkstoffe wirklich von unbegreiflicher Festigkeit und Widerstandsfähigkeit sein. Irdische Bauwerke jedenfalls wären sicher vollkommen zu Staub zerrieben worden.
    Dieser Eindruck festigte sich in mir während langer Tage harter Arbeit. Neben dem Respekt wuchs die Enttäuschung. Wenn ich abends todmüde auf mein Lager sank, noch hustend vom geschluckten Staub und die Glieder steif, konnte ich nur immer wieder mit stiller Erbitterung das jämmerliche kleine Häufchen gewonnener Metallsplitter betrachten. Das reichte nicht für das, was ich vorhatte. Es würde niemals reichen!
    Gleich an einem der ersten Tage hatte ich mir unten aus einem geeigneten Rohrstück eine Art Brechstange zurechtgeklopft. Sie war etwa anderthalb Meter lang, und ich gedachte sie als Hebel und Meißel, aber auch als Bergstock einzusetzen. Diese Stange warf ich in einer Nacht voll ohnmächtiger Erbitterung gegen die Wand, von der mich unverändert und immer wieder die verhängnisvolle Gleichung von Alpha und Omega zur Aufgabe zu bewegen versuchte. Die Stange prallte natürlich ergebnislos ab und auch die Schriftzeichen verschwanden nicht, aber ich hatte mir immerhin Erleichterung verschafft. Und diese neu gewonnene Distanz vielleicht war es, die mir dann beim Einschlafen die richtige Lösung eingab.
    Wozu Zacken abbrechen? Wozu das Metall in die Flasche führen? Führ doch die Flasche ans Metall!
    Ja, so dachte ich, schlief ein darüber und hatte am nächsten Morgen die Idee noch taufrisch im Kopf. Ich zögerte keine Minute mit dem Versuch. Ich sprang auf, raffte meine Brechstange an mich und neigte ihr dann die Mündung der Flasche vorsichtig entgegen. Nun verhielt sich die AMÖBE in ihrem Gefäß wie eine zähe Flüssigkeit, das heißt, ihre Oberfläche hielt sich stets in der Waagerechten. Je stärker ich die Flasche neigte, desto höher stieg die AMÖBE im Flaschenhals empor. Schließlich war sie nur wenige Millimeter vom Ende des Rohres entfernt. Da war es dann, als ob sie geradezu Witterung aufzunehmen begann. Sie leckte von sich aus über diese geringe Entfernung hinweg, biß sich regelrecht fest im Metall, und sei es nun, daß dieses Nahrungsangebot von besonders bekömmlicher Zusammensetzung war oder aber meine haltenden Hände zitterten vor freudiger Überraschung – jedenfalls schäumte die AMÖBE plötzlich wild aus der Flasche heraus, warf sich gierig auf das Rohr, und diesmal übersah ich nicht den kleinen Glutpunkt auf meinem Dosimeter. Er schnellte jäh empor in den Bereich der lebensgefährlichen Röntgengrade.
    Ich riß die Flasche vom Rohr los – sie war noch gut zu dreiviertel gefüllt –, stellte sie zurück auf den Tisch und starrte dann ratlos auf den schäumenden, nun wieder nach Faulschlamm stinkenden, blasenwerfenden und rostrote Dämpfe ausstoßenden Klumpen, der sich mit geradezu animalischer Wut in das Metall hineinfraß.
    Denken! fuhr es mir nachher durch den Kopf. Stell deine Gedanken auf die AMÖBE ein!
    Und das tat ich denn auch. Lange Minuten vergeblich freilich. Ich hielt das Rohr in einiger Entfernung direkt über die Flasche und wünschte, so intensiv ich nur vermochte, daß die AMÖBE in ihr altes Quartier zurückkriechen möchte. Schließlich tat sie es. Und abermals auf eine Art und Weise, die mich an ein denkendes Wesen glauben ließ. Sie gab das Metall preis, stellte das Blasenwerfen und Dampfausstoßen ein, formte sich zu einem länglichen Tropfen und glitt geschmeidig in den Flaschenhals hinein. Mir fiel auf, daß die gesamte Masse der AMÖBE kaum an Volumen zugenommen hatte, während von der Brechstange ein beachtliches Stück fehlte. Es war, als wäre eine echte Lösung des Metalls in der AMÖBE zustande gekommen, so wie sich Salz in Wasser löst. Auch da nimmt das Volumen ja kaum zu. Es handelte sich schon um eine wundersame Sache. Da hauste nun die AMÖBE wieder in der Flasche, leuchtete so intensiv wie nur je und machte alles in allem den

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