Andromeda
gleichgültig sein. Es war kein Mensch da, dem ich von meinen Abenteuern zu berichten vermocht hätte. Es war niemand da. Nur die AMÖBE und ich.
Und so machte ich mich auf den Heimweg. Es war die gleiche beschwerliche Sandwaterei – völlig ereignislos diesmal –, das gleiche Hinauf und Hinab über Schutthalden und durch das Tonnengewölbe hindurch, und erst spät in der Nacht befand ich mich wieder in meiner Wohnung.
Zornig hatte ich Alpha und Omega von der Wand hinweggewünscht, hatte alles hinweggewünscht und nur nach Ruhe und Dunkelheit verlangt. So lag ich nun da auf meinem schwebenden Bett, hatte die Flasche mit der AMÖBE auf die Tischplatte gestellt und sah ihrem langsamen Sterben zu. Das grünliche Fluoreszieren wurde schwach und schwächer, und es war tatsächlich, als schaute ich einem lautlosen Todeskampf zu.
Da kam mir noch eine letzte Idee für diesen Tag. Metall! dachte ich. Und hatte ich die AMÖBE im Traum nicht flammen sehen wie die Sonne selbst?
Draußen auf der Terrasse lagen ja immer noch die Reste meiner Landekombination. Einige ihrer Innentaschen waren mit metallenen Druckknöpfen gesichert gewesen. Die Druckknöpfe mußten noch da sein!
Ich sprang auf, eilte hinaus und hatte dann doch schwer zu tun, dem stabilen Gewebe der Kombination meine Beute zu entreißen. Ein Messer hatte ich ja nicht mehr – so mußten es die Zähne und die reine Muskelkraft tun. Es lohnte sich aber. Und wie es sich lohnte!
Ich ließ einen der Knöpfe in die Flasche hineingleiten, und die soeben noch in den letzten Zuckungen liegende AMÖBE belebte sich auf wundersame Weise. Es war wirklich wie im Märchen. Die Flasche begann nicht nur zu leuchten, sie begann zu strahlen und zu flammen. Ein grünweißes Licht von geradezu schmerzhafter Helligkeit brach aus ihr hervor, daß es war, als wäre ein Teil der Sonne mitten ins Zimmer gestürzt.
Da hatte ich meine Lampe! Endlich hatte ich Licht! Ich kam mir vor wie der erste Mensch, dem Prometheus das Feuer schenkte. Nun dürfte mir nichts mehr im Wege stehen. In die tiefsten Schlünde dieses Planeten würde ich hinabsteigen können – an der Beleuchtung meines Pfades sollte es nicht fehlen. Und Metall gab es genug drunten im Tonnengewölbe. Die erforderlichen kleinen Stücken davon wollte ich mir schon beschaffen. So hart war das Material ja gar nicht. Irgend etwas würde mir schon einfallen.
Ich saß noch lange im Glanz des neuen Lichtes und wußte mich nicht zu lassen vor Freude. Ich wunderte mich nur, daß mir bei der ersten Begegnung mit der GROSSEN AMÖBE, als sie drunten auf der Straße die drei Zuckerhüte verschlungen hatte, und auch später dann im Tal, als sie mir das Messer raubte, nichts von dieser Verstärkung des Lichteffektes aufgefallen war. Die Erklärung war dann einfach: Hier in der Flasche hatte ich eine winzige Menge der AMÖBE mit einem relativ großen Metallknopf gefüttert. Draußen jedoch hatten sich Tonnen und aber Tonnen der glimmenden Masse über die Zuckerhüte und über mich hinweggewälzt. Das bißchen Metall mußte für sie ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen sein.
So froh war ich über meine Entdeckung, daß ich erst sehr spät bemerkte, daß an meinem Dosimeter der rote Warnpunkt zu glühen begonnen hatte. Er lag freilich weit unter der Gefahrenmarke. Die GROSSE AMÖBE emittierte also nicht bloß Licht, sondern auch Strahlung, und dies unter Umständen über alle Wellenbereiche hinweg. Möglichkeiten deuteten sich damit an, die ich in jener Stunde noch gar nicht zu überblicken vermochte.
Ich glaube, ich schlief dann mit einem sehr zufriedenen Lächeln ein.
V
Ich kann nicht mehr sagen, wieviel Wochen es dauerte, bis ich alle Vorbereitungen abgeschlossen hatte, die mir für meinen großen Ausflug in die Unterwelt nötig schienen. Daß ich hinunter mußte, in das Gewirr der Gänge und Stollen unter den Häusern eindringen, das war mir seit meiner Rückkehr vom Krater endgültig klargeworden. Wenn draußen die GROSSE AMÖBE lebte, dann mußten logischerweise die Tantaliden dort leben, wo die GROSSE AMÖBE nicht weilte. Und unter den Häusern befand sie sich nicht, dessen war ich mir nahezu sicher. Wenn sie dort unten Zutritt gehabt hätte, wären alleine schon die vielen metallenen Rohrstränge im Tonnengewölbe als willkommene Nahrung längst von ihr verschluckt worden.
Mindestens vier volle Tage verbrachte ich schon damit, meine auf so wundersame Weise gewonnene Lampe zu testen und genau zu erproben. Ich hatte sieben
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