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Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Titel: Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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weshalb?“
    Sie nickte, worauf der Junge eine große Kiste vor die hohe Fensteröffnung hinter sich schob. „Komm her und schau mal hinaus“, rief er und winkte sie zu sich.
    Das ließ sich Leeni nicht zweimal sagen und lief zu ihm. Da die Kiste jedoch zu hoch für sie war, hielt Cale ihr eine Hand hin und half ihr hinauf. Nun standen sie nebeneinander vor dem Fenster und sahen hinaus.
    „Ist das nicht ein wunderschöner Anblick?“, fragte Cale und Leeni nickte staunend. Sie konnte über den gesamten Wald blicken, bis zu den schneebedeckten Bergen im Westen und dem Ende des Frosthauch Tals.
    „Verstehst du jetzt, weshalb ich so gern hier hinaufkomme?“
    „Ja, wunderbar! Wie weit man sehen kann. Siehst du die hohen Berge dort hinten im Westen? Von dort sind wir aufgebrochen, kurz nachdem wir den Hafen von Antis erreicht hatten.“
    Cale sah sie neugierig an. „Warum seid ihr zu uns gekommen? Was wollen deine Begleiter von Großvater? Und wer oder was ist dieser Wolkenwal?“
    „Du bist aber ganz schön neugierig, was?“
    Auf diese Bemerkung reagierte der Junge empfindlicher als Leeni es vermutet hätte. Mit einem Satz sprang er von der Kiste und lief zurück zur Tür, durch die sie das Zimmer betreten hatten. „Tut mir leid!“, rief Leeni, als er gerade durch die Tür hinaus eilen wollte. „Ich wollte dich nicht ärgern. Pass auf – ich erzähle dir, warum wir gekommen sind, aber zuerst beantwortest du mir eine Frage.“
    Der Junge hätte wohl am liebsten Nein gesagt, aber seine Neugier zwang ihn über seinen Schatten zu springen und so gab er nur ein brummiges „Was?“ von sich.
    „Wo ist der andere?“, fragte Leeni.
    „Was?“
    „Der Handschuh. Wo ist dein zweiter Handschuh? Er muss doch irgendwo sein.“
    „Es gibt keinen Zweiten“, antwortete Cale, doch irgendetwas an der Art, wie er es sagte, ließ in Leeni den Verdacht aufkeimen, dass er bereits ganz wild darauf war, ihr den Grund für das Fehlen des zweiten Handschuhs zu erklären.
    „Weshalb sollte jemand nur einen Handschuh tragen?“, fragte Leeni neugierig.
    Nun legte sich ein seltsamer Ausdruck auf Cales Gesicht und er zog langsam den Handschuh an seiner linken Hand aus.
    „Hast du einen persönlichen Gegenstand bei dir?“, fragte er geheimnisvoll. „Vielleicht etwas das du von jemanden geschenkt bekommen hast?“
    Leeni überlegte kurz und band anschließend eine der vielen Schnüre los, mit denen sie immer noch ihre Haare zusammengebunden hatte.
    „Hier.“
    Cale nahm die Schnur in seine linke Hand und schloss die Augen. Nach einiger Zeit schüttelte er den Kopf, seufzte und öffnete die Hand wieder.
    „Damit geht’s nicht. Hast du nichts anderes?“
    Verwundert nahm Leeni die Schnur wieder an sich und zog einen kleinen Ring von einem ihrer Finger.
    „Der hier vielleicht?“
    Wieder nahm Cale den Gegenstand in die Hand und schloss die Augen. Als er sie Sekunden später wieder öffnete, lächelte er, atmete tief durch und gab ihr den Ring wieder zurück.
    „Du hast den Ring von einer Frau bekommen, stimmt´s? Deine Mutter nehme ich an. Sie hat ebenso rote Haare wie du und den Ring gab sie dir, als sie krank im Bett lag.“
    Leeni starrte ihn mit großen Augen an.
    „Du hast geweint, als du ihn angenommen hast und zu ihr gesagt: Du brauchst ihn mir noch nicht geben. Du wirst noch lange Zeit bei uns sein und schon bald wieder gesund werden.“
    Tränen liefen über Leenis Gesicht. Der Junge vor ihr hatte recht. Alles war genau so passiert, wie er es gesagt hatte, als wäre er selbst dabei gewesen.
    „Sie war meine Mutter. Sie starb vor sechs Jahren an einer schweren Krankheit und ich wusste damals bereits, dass sie nicht wieder gesund werden würde. Ich habe den Ring seit jenem Tag nie wieder abgenommen. Seltsam das ich es jetzt getan habe.“
    „Es tut mir leid, dass ich dich wieder daran erinnert habe. Hätte ich´s gewusst, hätte ich dich nach etwas anderem gefragt.“
    Leeni betrachtete den Ring und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ist schon gut, Cale. Der Ring erinnert mich jeden Tag daran.“
    So standen sie sich noch eine Weile gegenüber, ohne dass einer auch nur ein Wort sprach.
    Schließlich zog Leeni den Ring wieder über ihren Finger und blickte Cale fragend an, der sich gerade den Handschuh überzog.
    „Wie machst du das?“
    „Weiß ich selbst nicht. Ich kann das schon, seit ich denken kann, aber nur mit der linken Hand. Aber auch nicht immer. Bei einigen Dingen funktioniert es nicht. Warum kann

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