Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
plötzlich auf ihre Bitte eingegangen war. Dass er Tasken kannte, aber nicht erwähnen wollte woher und den Zauberer auch auf Avakas ansprach, fanden beide jedoch noch rätselhafter. Doch ohne noch einmal darauf einzugehen, tranken sie ihre Becher aus und erklärten, dass sie ihre Sachen aus dem Planwagen holen wollten. Doch gerade als sie sich von ihren Stühlen erhoben kamen Leeni und Cale hineingerannt. Sie hatten mit den Momlingen verstecken gespielt, doch nun war Jindos Enkel hungrig, und da sein Großvater ohnehin der Meinung war, dass es Zeit fürs Abendbrot sei, rief er die Momlinge doch noch einmal hinein und bat sie für die Gäste ein Nachtlager im Haus einzurichten und das Abendbrot vorzubereiten.
Ohne lange zu fackeln, wuselten die kleinen Wesen durch den Raum, kramten hier und dort in den Schränken und teilten sich anschließend in zwei Gruppen auf.
Als Jesta und Candol gerade die Decken aus dem Wageninneren holten und der Zauberer anschließend wieder ins Haus zurückkehrte, stupste Leeni den Durandi in die Seite.
„Ich weiß etwas, dass du nicht weißt!“, flüsterte sie, und bekam gleich darauf Taykoo in die Hände gedrückt.
„Halt ihn mal eben“, bat Jesta und faltete seine Decke zusammen. „Irgendwie benimmt er sich eigenartig die letzte Zeit. Er schläft so viel.“
„Hast du mir eigentlich zugehört?“, fragte sie und hatte Mühe das Wullom auf ihren kleinen Armen zu halten.
„Wie? Hast du was gesagt?“
„Ich sagte, dass ich etwas weiß, dass du nicht weißt!“
„Und was? Vielleicht weshalb Taykoo so lange schläft?“
„Nein. Ich weiß, warum Cale nur einen Handschuh trägt!“
„Oh! Und weshalb trägt er nur einen Handschuh? Ich mein, schau dir mal seine Füße an, an denen stecken gar keine Schuhe. Bei mir ist das normal aber bei einem Menschen? Sehr merkwürdig, wenn du mich fragst!“
Leeni verdrehte die Augen und übergab ihm Taykoo. „Jetzt sei doch mal still! Also...seine linke Hand kann…seltsame Dinge.“
Jesta sah sie gelangweilt an. „Dinge?“
„Seltsame Dinge!“, flüsterte Leeni betonend.
„Und was für seltsame Dinge? Kann er seine Finger ineinander verknoten? Oder lustige Schatten mit ihr an die Wand werfen?“
Leeni stemmte verärgert die Arme in die Hüften „Du machst dich über mich lustig, nicht wahr?“
Jesta schüttelte verneinend den Kopf und wollte gerade hinaussteigen, als Leeni ihm energisch an der Weste zupfte.
„Jetzt bleib doch mal hier! Cale kann mit seiner Hand, und nur mit seiner linken Hand, sehen...“
„Er kann mit seiner Hand sehen?“, fragte Jesta verblüfft. „Deshalb etwa der Handschuh? Er hat ein Auge in seiner linken Handfläche? Ist ja eklig!“
Leeni holte tief Luft um einen Wutanfall zu unterdrücken.
„Nein, Jesta, er hat kein Auge in seiner Hand! Aber sobald Cale einen Gegenstand berührt, kann er sehen, wo dieser sich in der Vergangenheit bereits aufgehalten hat! Verstehst Du?“ Sie zeigte auf den Ring ihrer Mutter. „Ich habe ihm diesen Ring von mir gegeben und er konnte mir genau sagen, wann, wo und von wem ich ihn bekommen habe! Jetzt verstanden?“
„Unglaublich“, hauchte Jesta erstaunt. „Ist das wahr? Du flunkerst mich auch wirklich nicht an?“
Sie schüttelte den Kopf. „Sicher nicht, ganz großes Ehrenwort!“
„Hast du es Candol schon gesagt?“
„Nein, weil ich es Cale eigentlich nicht vorwegnehmen wollte. Ich glaube nämlich, dass er sehr stolz auf diese Gabe ist und sie euch noch persönlich vorführen möchte.“
„Dann werde ich ihn mal während der Rückkehr zur Schneestadt auf seinen Handschuh ansprechen!“, sagte Jesta grinsend und stieg mit einigen Decken wieder aus dem Wagen.
Rückkehr zur Perlmuttstadt
Für Renyan und Crydeol brach der vierte Tag in Antis an. Nachdem sie den ersten Abend mit Tasken und Nomys im Wolfsfelsen verbracht hatten, nahmen sie sich in dem Gasthaus zwei Zimmer, in denen sie die Nächte bis zur Rückkehr ihrer Freunde verbringen wollten.
So zogen sie am Tage durch die Straßen der Stadt und trafen sich abends in der Schankstube des Gasthauses um sich mit Crydeols Bruder auszutauschen. Tasken konnte nicht an ihrer geselligen Runde teilnehmen, da er bereits am nächsten Tag ihrer Ankunft wieder mit seiner Mannschaft in See stechen musste, um weitere Güter nach Kumai zu bringen, einem kleinen Dorf an der nordwestlichen Küste Fyrilons. Heute aber sollte die Eiswind wieder von dort zurückkehren.
Nachdem sie aufgestanden waren, hing der
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