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Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)

Titel: Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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schreiben, nicht indem man sie in Tinte taucht, so wie man es mit jedem normalen Federkiel auch machen kann, nein, mit seiner Feder kann man eine Zauberschrift schreiben, die man im Sonnenlicht zwar nicht lesen kann, aber dafür des Nachts. Wenn es dunkel ist, leuchtet die Schrift, die man im Übrigen einfach schreibt, indem man die Worte nachzeichnet, in einem hellen schimmernden Blau!“
    „So hat Renyan also wieder zurück durch das Labyrinth gefunden“, stellte Jesta verblüfft fest. „Er hat einfach die Wege mit der Feder markiert!“
    „Ähm, nein. So war es nicht“, antwortete Candol, der nun peinlich berührt schien. „Renyan wusste gar nichts davon. Ich hatte leider vergessen, das zu erwähnen. Aber na ja, er hat ja auch so wieder zurückgefunden, nicht wahr?“

Der Letzte des Kreises

    Die Sonne ging auf und flutete das Tal mit ihren goldenen Strahlen. Nach einem eher kläglichen Frühstück zogen sie in südlicher Richtung weiter durch das Tal und erreichten dessen Ende kurz nach Mittag.
    Weit vor ihnen lagen nun die Grenzen der eisigen Wälder und Jesta wurde deutlich, weshalb sie diesen Namen trugen: Die ersten kahlen Baumreihen wirkten mit ihren dürren schwarzen Ästen wie kränkliche Baumgerippe, denen die Kälte jegliches Leben genommen hatte. Doch als der Wagen über einen weiten Hügel rollte, konnten sie über den gesamten Wald blicken, und die Bäume, die weiter in der Mitte standen, trugen dunkelgrüne Hauben von großflächigen Blättern, die die Baumkronen wie einen dichten schweren Teppich bedeckten. Seltsamerweise waren diese Bäume nicht von Schnee bedeckt, obwohl dieser jetzt wieder sanft vom Himmel rieselte.
    Jesta bat den Zauberer für einen Moment anzuhalten, um die Aussicht und die frische Luft zu genießen, die über den Hügel wehte. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck blickte er auf den Wald herab und da, inmitten dieses grünen Teppichs, bemerkte er ein dunkles, fast schwarzes Gebilde, das ein Stück weit aus den Kronen ragte.
    „Seht ihr das dort hinten?“, rief er Candol zu. „Genau in der Mitte des Waldes?“
    Die alten Augen des Zauberers blickten angestrengt in die Richtung, die der Durandi ihm gedeutet hatte. „Ja, ja jetzt sehe ich es. Sieht aus wie die Spitze eines Turms. Recht dünn möchte man meinen.“
    „Ob sie zu Jindos Unterkunft gehört?“
    „Wir können Avakas vorausschicken!“, rief Leeni. „Er kann uns zu dem Turm führen, sobald wir die Waldgrenze erreicht haben!“
    Candol nickte und der Rabe erhob sich sogleich in die Luft und flog den Hügel hinunter. Darauf setzte Candol den Wagen wieder in Bewegung und Nevur führte sie auf einer breiten Straße in Richtung der südlichen Waldgrenze.
    Als sie die ersten kahlen Baumreihen passiert hatten, bemerkte Jesta, dass es allmählich wärmer wurde, je weiter sie in den Wald hinein fuhren. Als Leeni einige Meter weiter schließlich nach oben sah, konnte sie die Schneeflocken zwar noch deutlich sehen, aber merkwürdiger weise fielen sie nicht auf sie herab, als würden sich die Flocken kurz vorm Erreichen der Bäume in Luft auflösen. Bald darauf verdichteten sich die Blätter dann so sehr, dass sie kaum noch die Wolken sehen konnte und ebenso wie die weißen Flocken war auch Avakas bald schon nicht mehr am Himmel ausfindig zu machen, doch seine Schreie leiteten sie immer tiefer in den Wald hinein. Der Weg, auf dem sie sich befanden, wurde nun allmählich schmaler und schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch, als wäre er eigens dafür vorgesehen sie bis zu dem Ort zu führen an den sie gelangen wollten. Und so war es auch. Nach kurzer Zeit tauchte zwischen den Bäumen ein großes aus dunklen Steinen erbautes Haus auf. Etwas rechts davon stand ein gewaltiger Turm, der nach oben hin schmaler wurde und durch die dichten Blätter dreier Bäume brach. Es war still an diesem Ort. Weder wehte ein Lüftchen durch die Äste, noch hörten sie irgendwo einen Vogel zwitschern. Dieser Ort wirkte leblos und verlassen.
    „Diese Stille“, sagte Jesta leise. „Irgendwie unheimlich meint ihr nicht auch?“
    Plötzlich ertönte ein Krächzen über ihnen und Leeni fuhr erschrocken zusammen, dann sah sie Avakas, der über den Baumwipfeln seine Kreise zog.
    Und nun tat sich etwas bei dem Haus, denn plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Junge kam hinausgerannt. Ohne ein Wort von sich zu geben, starrte er in die Gesichter der Fremden, verharrte noch einen Moment und rief: „Großvater, schnell! Hier ist

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