Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
Zeit mehrere Beben und Seestürme auf Andular ereignet haben. Zudem hat dieser Durandi vor einiger Zeit den Wolkenwal am Himmel über Talint gesehen und ihn auf meine Bitte hin aufgesucht, um ihn nach seinem plötzlichen Erscheinen zu befragen. Ihr dürftet wissen, dass sich Urca schon seit Langem nicht mehr gezeigt hat, und deshalb vermuten wir, dass sich irgendetwas Bedrohliches auf Andular regen könnte.“
Der Alte hörte dem Zauberer aufmerksam zu. Zwar konnte keiner der Dreien auch nur eine Regung in seinem Gesicht erkennen, aber es war deutlich zu spüren, dass er an Candols Worten keinen Zweifel hegte. Erst nachdem der Zauberer seinen Bericht beendet hatte, legte sich ein sorgenvoller Ausdruck auf sein Gesicht.
„Was hat der Wolkenwal zu dir gesagt, Durandi?“
„Nicht viel, da ich, wie er mir sagte, nicht zum Kreis der Fünf gehöre. Ihr aber schon.“
Ein flüchtiges Lächeln huschte über Jindos Gesicht. „So ist es. Doch das ist lange her und mittlerweile gibt es den alten Kreis nicht mehr. Falls ihr also gehofft hattet, ich könnte euch mehr über die Geschehnisse auf Andular erzählen, so muss ich euch leider enttäuschen – ich habe den Wolkenwal seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich weiß, dass es in einigen Städten der Menschen heißt, er wäre längst gestorben, aber dem ist nicht so. Als ein ehemaliges Mitglied des Kreises spürt man so etwas einfach, und da du, Durandi, ihn erst vor Kurzem gesehen
hast, bestätigt das nur meine Ansicht.“
„Was ist ein Wolkenwal, Großvater?“ Der Junge zupfte aufgeregt am Gewand des Vanyanar, woraufhin er sich zu ihm hinunter beugte und antwortete: „Das werde ich dir ein andermal erzählen, Cale. Warum zeigst du dem Mädchen nicht deine Lieblingsstelle im Wald, hm? Von mir aus könnt ihr auch auf den Turm hinauf, wenn ihr euch benehmt!“
Sehr begeistert schien der Junge jedoch nicht von dem Angebot des Alten zu sein, was wohl nicht an dem Turm selbst lag, sondern an der Vorstellung, dass er mit einem Mädchen spielen sollte. Nach einigem überlegen willigte er dennoch ein und forderte Leeni mit einer raschen Kopfbewegung auf ihm zu folgen.
„Was euch betrifft“, sagte Jindo zu Candol und Jesta, „so lasst uns in meinem Haus weiter reden. Ich denke, dieses Thema wird einige Zeit für sich beanspruchen.“
„Das denke ich auch“, erwiderte der Zauberer und schritt zusammen mit Jesta hinter dem Alten her.
Währenddessen liefen Leeni und Cale den Turm hinauf. Viele Stufen einer schmalen Wendeltreppe mussten sie dabei nehmen, wobei Leeni einige Male kurz stehen blieb, da ihr schwindelig wurde.
Der Junge aber nahm darauf keine Rücksicht und lief immer weiter die Stufen hinauf, bis er schließlich durch eine kleine Tür in einem Zimmer verschwand.
Erst einige Zeit später trat auch Leeni in das Zimmer und hielt sich schnaufend am Türknauf fest.
„Du bist ganz schön langsam“, sagte der Junge und tat so, als ob er kein bisschen außer Puste sei.
„Angeber!“, erwiderte Leeni. „Darauf brauchst du dir gar nichts einbilden. Du bist auch größer als ich und außerdem ein Junge.“
Als sie sich wieder erholt hatte, sah Leeni sich in dem Raum um und nun erkannte sie, dass sie sich ganz oben in der Turmspitze befand. In der Mitte stand eine merkwürdige Apparatur, die auf drei hölzernen Beinen ruhte und in deren Mitte eine große leuchtende Kugel eingefasst war. Die Kugel drehte sich langsam und strahlte ein warmes, weißes Licht aus, dessen feine Strahlen durch eine kleine Öffnung in der Turmspitze nach draußen drangen.
„Was ist das?“, fragte Leeni und deutete auf die Apparatur.
„Das ist Großvaters „Schön – Wetter – Apparat“. Fass ihn bloß nicht an, hörst du?“
„Dann liegt es also an diesem Ding, dass der Wald nicht vom Schnee bedeckt ist?“
„Du bist ja `ne richtige Schlauliese“, erwiderte der Junge und fuhr mit einer Hand über die hölzernen Beine der Apparatur.
„Interessant. Aber wie funktioniert er?“
„Siehst du die Kugel in der Mitte? Großvater hat den Frühling in ihr eingefangen. Natürlich nur ein bisschen, aber mithilfe der Kristallkugel hält er die Kälte und den Schnee aus dem Wald fern.“
„Aber wie?“
„Och, bist du dumm! Natürlich mit dem Licht, das die Kugel ausstrahlt! Das Licht bildet eine Kuppel über den Bäumen, durch die weder die Kälte, noch die Schneeflocken dringen können.“
„Aha. Bist du oft hier oben, Cale?“
„Sehr oft! Soll ich dir zeigen
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