Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
schlug ihnen der blanke Hass entgegen. Sie sahen dunkle Augen, gelbe Zähne in weit aufgerissenen Mäulern, schmutziges dunkles Haar und ebenso schmutzige Haut unter dreckiger, zerfetzter Kleidung.
Die schrecklichen Fratzen schienen sie geradewegs aus der Kugel heraus anzustarren. Plötzlich wurden riesige Äxte, klobige Schlachthämmer, verrostete Krummsäbel und eine Vielzahl anderer, nicht minder schrecklicher Waffen von den kräftigen Armen der Männer in die Luft gehievt. Es schien, als würden sie den Dreien etwas zubrüllen, doch bald sahen sie, wem die Kampfschreie wirklich galten. Und es waren keine Kampfschreie, sondern schreckliche Schreie der Freude, die sie einem großen Schiff zuriefen. Es war die Eiswind.
Noch ehe die Kugel ihnen mehr zeigen konnte, griff der Vanyanar plötzlich in sie hinein und nahm den Runenstein wieder an sich, worauf der helle Schein umgehend verschwand.
„Hey! Was macht ihr denn da?“, rief Jesta.
„Das sollte als Beweis reichen! Wir haben keine Zeit mehr um uns den Rest anzusehen, aber das, was ihr gesehen hättet, werde ich euch in kurzen Worten wiedergeben.“
„Sind Crydeol und die anderen etwa in Gefahr?“
„Das sind sie!“, beantwortete Candol die Frage des Durandi. „Und nicht nur sie, sondern auch ganz Vaskania, habe ich recht, Jindo? Tasken hat den Garlan das Zeichen zum Angriff gegeben.“
„Ja, das hat er. Und in diesem Augenblick, wo wir drei hier zusammenstehen, sind sie bereits auf dem Weg nach Vaskania! Wir müssen unseren Freunden eine Botschaft zukommen lassen – und das so schnell wie möglich!“
„Dann sollten wir Avakas schicken!“, rief Jesta, hielt dann jedoch kurz inne und fragte: „Könntet ihr nicht mit eurer Gabe der Gedankenübertragung mit ihnen in Verbindung treten, Jindo?“
„Dafür sind wir viel zu weit von ihnen entfernt. Unsere einzige Hoffnung beruht nun ganz allein auf Avakas!“
„Besteht überhaupt Hoffnung, dass Avakas noch vor der Ankunft der feindlichen Flotte die Perlmuttstadt erreicht, Candol?“
„Und ob! Avakas ist schnell wie der Wind und Pausen sind ihm fremd! Wir sollten ihn sogleich losschicken!“, antwortete er und griff nach einer kleinen Pergamentrolle sowie der weißen Feder des Raben, die er beide unter seinem Gewand versteckt hatte. Nachdem das Pergamentstück aufgerollt war, schrieb der Zauberer eilig einige Sätze nieder und unterzeichnete sie mit seinem Namen.
„Wie viele Tage wird Avakas für den Flug nach Vaskaan benötigen?“, fragte Jesta und ließ seinen Blick gen Westen wandern.
„Die Ereignisse, die uns das Runenauge gezeigt hat, sind nur wenige Stunden her. Ich schätze, dass die Garlan vier Tage brauchen werden, da ihre Schiffe um einiges langsamer sind als die Eiswind“, sprach Jindo und blickte zu Candol hinüber. Der hatte soeben die kleine Pergamentrolle an einen Fuß des Raben gebunden und kritisch den Knoten der Schnur überprüft.
„Du wirst keine vier Tage brauchen, nicht wahr mein Freund? Nein, du bist schneller!“, sagte er und strich über den Rücken des Raben. Und einen Augenblick später war dieser schon am Abendhimmel verschwunden.
„Fliege wie der Wind und eile wie die Strahlen der Morgensonne!“, rief Candol ihm hinterher, als Jesta plötzlich an seinem Ärmel zupfte.
„Wir haben etwas vergessen!“, sagte er besorgt. „Etwas sehr Wichtiges sogar!
Sollte Avakas Vaskania bei Tage erreichen, werden die anderen mit unserer Warnung nichts anzufangen wissen!“
„Mach dir deswegen keine Sorgen!“, antwortete der Zauberer gelassen. „Avakas wird sofort nach Leeni Ausschau halten wenn er die Stadt erreicht hat! Sie kennt das Geheimnis seiner Feder und wird sich an meine Worte hoffentlich erinnern.“
„Dann können wir nur noch abwarten und hoffen, dass er sie rechtzeitig findet!“, seufzte Jesta.
„Das wird er bestimmt. Es sei denn, Knubber und die anderen Woggels vergessen die Nachricht wieder an Avakas Fuß zu binden, nachdem sie sie gelesen haben!“
Jesta schüttelte sich. Nicht weil ihm kalt war, nein, er hatte für einen Augenblick geglaubt, den Namen „Knubber“ und das Wort „Woggels“ gehört zu haben.
„Der Rabe wird zuerst zum Rotschleier Wald fliegen?“, fragte Jindo erstaunt. „Darf ich fragen weshalb?“
„Ich habe Avakas gebeten, dort die Woggels aufzusuchen. Sofern sie meiner Bitte nachkommen, werden sie sowohl mit meinen zwei Booten als auch mit Proviant hier auftauchen. Und das hoffentlich so rasch wie
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