Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
einige Meter über den Sand gezogen hatten, war nicht mehr da.
„Es ist weg!“, rief Jesta und zeigte auf eine eingedrückte Spur im Sand, die sich weiter bis zum Meer zog.
„Das Boot ist nicht das Einzige, was nicht mehr da ist!“, rief Candol und deutete über die Wellen im Westen.
Dort, wo bei ihrer Ankunft noch die Eiswind vor Anker gelegen hatte, war nun nichts mehr von dem Schiff zu sehen.
„Was hat das zu bedeuten?“, rief Jesta und sah die beiden Männer fragend an.
„Ich habe mir bereits gedacht, dass er uns hier zurücklassen wird“, antwortete Jindo. „Tasken hat uns hintergangen! Das sieht diesem Gauner ähnlich!“
„Was meint ihr damit?“, rief Jesta empört. „Tasken würde so etwas nicht tun. Er ist unser Freund! Sagt es ihm Candol, ihr seid doch meiner Meinung, nicht wahr?“
Doch der Zauberer zögerte. „Mir ist bereits im Hafen der Schneestadt aufgefallen, dass ihr Kapitän Dint und Pelrin äußerst skeptisch gegenübersteht. Erzählt uns doch bitte, was ihr wisst, Jindo.“
„Nun, Kapitän Dint ist nicht der für den ihr ihn haltet. Zwar ist er der Kapitän der Eiswind und steht somit auch im Dienst von König Braskar, aber auf der anderen Seite ist er auch ein sehr gerissener Gauner, der selbst vor dem Handel mit den Garlan nicht zurückschreckt, wenn sich daraus für ihn ein lohnendes Geschäft ergibt.“
„Tasken handelt mit den Garlan? Aber die Garlan sind doch Feinde aller westlichen Völker!“
„Das stimmt, Jesta. Aber Dint interessiert es nicht, mit wem er Geschäfte macht. Er hat sicher schon mit dem Amulett der Vlu vor euch geprahlt, hab ich recht?“
Sowohl der offene Mund des Durandi, als auch der überraschte Blick des Zauberers gaben ihm recht und so fuhr der Vanyanar fort: „Dann hat er euch bestimmt auch von seiner angeblichen Heldentat erzählt und wie er den Sohn vom König des Wasservolkes vor seinen falschen Freunden gerettet hat, nicht wahr?“
„Ja“, antwortete Jesta verblüfft, „die Männer sind ihm in den Rücken gefallen und wollten durch die Gefangennahme des Vlu an die Schätze des Wasservolkes gelangen. Stimmt das denn nicht?“
„Nicht ganz. Denn Dint war nicht derjenige, der den Vlu gerettet hat, sondern er war der Anführer der Bande, die den armen Händler hintergangen hatten! Dint überlebte die Rache der Vlu und es gelang ihm, den Strand von Nimgahl zu erreichen. Nachdem Vluvash Nilmsch und sein Sohn dem Händler zum Dank ihr Amulett überreicht hatten und sie sich anschließend wieder in die Tiefen des Meeres zurückgezogen hatten, tötete Dint den Mann und nahm das Zeichen der Vlu an sich. Als er dann wieder an Bord der Eiswind war, kamen einige Zeit später ein paar Schiffe der Garlan vorbei, und sie halfen ihm das Schiff in die Nähe des Hafens von Antis zu bringen.“
„Tasken ist ein Mörder?“, stotterte Jesta. „Woher wisst ihr das?“
„Na von wem schon? Von Pelrin! Er hat es mir selbst erzählt, als er wieder einmal zu tief ins Glas geschaut hatte. Pelrin hatte Gewissensbisse und wollte aus der Mannschaft seines Kapitäns aussteigen. Er hatte schon oft mit Tasken gemeinsame Sache gemacht und ihm immer wieder den Rücken gestärkt, wenn einer der anderen Händler Verdacht geschöpft hatte. Als Tasken erfuhr, das sein bester Mann etwas von ihren dunklen Geschäften ausgeplappert hatte – obgleich Pelrin bei dem Vorfall gar nicht anwesend war - drohte Dint ihm mit dem Tod und das schüchterte den alten Pelrin Pessgard so sehr ein, dass er ab diesem Zeitpunkt nie wieder einen von Taskens Plänen infrage stellte. Schlimmer noch, er ließ sich von ihm und seinen Männern demütigen und übernahm ab jetzt all die Arbeiten, für die sich die anderen zu schade waren.“
„Jetzt verstehe ich auch, was die Worte zu bedeuten hatten, die ihr in Antis zu Pelrin gesagt habt, als ihr ihm an Bord der Eiswind begegnet seid“, sagte Jesta nachdenklich. „Aber was meintet ihr, als ihr sagtet, er wäre einst ein ehrenwerter Mann gewesen? Das er euch von Taskens Mord an dem Händler erzählt hat ist doch nicht ehrenhaft! Ehrenhaft wäre es gewesen, wenn er König Braskar von Taskens Gräueltat berichtete hätte!“
„Ohne jegliche Beweise? Wer sollte einem stets betrunkenen Seebären schon Glauben schenken, hm? Zudem genießt Kapitän Dint das höchste Ansehen und Vertrauen des Königs.“
Jindo machte eine kurze Pause und setzte sich auf einen flachen Felsen, der neben ihnen aus dem Sand ragte. „Pelrin war einst ein
Weitere Kostenlose Bücher