Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
ehrenwerter Mann, weil er in meinen Augen etwas wirklich Ehrenhaftes getan hat.“
„Und das wäre?“, fragte Jesta.
„Einige Zeit bevor Tasken nach Nimgahl aufgebrochen war, hatte er den Garlan auf Merelon einen Besuch abgestattet, denn es hieß, sie hätten wertvolle Beute aus Asmadar mitgebracht!“
„Wertvolle Beute?“, fragte Candol nachdenklich. „Was meint ihr damit?“
„Sie hatten einen der weißen Wölfe gefangen genommen! Ein recht junges Tier, höchstens ein paar Monate alt. Tasken kaufte es ihnen für eine große Summe
ab, war er sich doch sicher, dass er den Wolf in Antis für mindestens das Dreifache verkaufen konnte.“ Jindo begann heiser zu lachen.
„Warum lacht ihr? Hat Tasken denn nicht das Geschäft seines Lebens gemacht?“
„Nein, Jesta. Konnte er auch gar nicht. Denn kurz nachdem sein Schiff wieder im Hafen der Schneestadt eintraf, begegnete ich Pelrin. Es war bereits spät am Abend und die Dunkelheit hatte sich schon über den Hafen gelegt, als er mich ansprach. Offensichtlich hielt er es für eine gute Idee, einen Vanyanar anzusprechen und so bat er mich auf das Deck der Eiswind. Es brauchte nur eine Sekunde, einen Blick in diese gelben Augen, und es war um mich geschehen. Ich konnte nicht anders und so habe ich ihn mitgenommen.“
„Ihr habt den Wolf mit euch genommen?“ Jesta starrte ihn mit großen Augen an.
„Ja das habe ich. Ich hatte vor, ihn irgendwann wieder nach Asmadar zurück zubringen, aber eines Morgens war er dann fort.“
Jesta fuhr erschrocken zusammen. Bei dem Gedanken, dass der Wolf während ihrer Reise durch das Frosthauch Tal ganz in ihrer Nähe hätte sein können, lief es ihm kalt den Rücken hinunter.
„Er ist euch entlaufen? Einer der wilden Asmadar Wölfe läuft jetzt frei durch die weiten Brahns?“
„Ganz recht. Und ich bin mir sicher, dass Pelrin seinem Kapitän etwas Ähnliches erzählt hat, nachdem dieser am nächsten Morgen in den Käfig sah, nur um festzustellen, dass sein großer Gewinn nicht mehr da war. Pelrin hat bestimmt behauptet, dem Wolf wäre es wohl irgendwie gelungen den Käfig zu öffnen und sei dann davongelaufen. Mir kam jedenfalls zu Ohren, dass Tasken noch wochenlang Jagd auf ihn gemacht hat, aber ich bin mir sicher, dass er ihn nie wieder gefunden hat!“
„Warum nicht?“, fragte Candol.
„Och“, antworte Jindo, „die weißen Wölfe sind ziemlich gerissene Wesen. Die fängt man nicht einfach so wieder ein. Ein junges Tier zu fangen ist keine Kunst, aber mittlerweile dürfte er schon fast ausgewachsen sein, da bin ich mir ziemlich sicher. Na ja, jedenfalls wisst ihr jetzt, was ich damit meinte, als ich sagte, dass Pelrin einst ein ehrenwerter Mann war. Ohne seine Hilfe hätte dem Wolf wohl ein gänzlich anderes Schicksal ereilt!“
„Wenn ihr all das über Tasken und Pelrin wisst, warum habt ihr uns nicht vor ihm gewarnt? Jetzt sitzen wir hier fest und wissen noch nicht einmal, warum er uns hier zurückgelassen - “ Jesta sprach das letzte Wort nicht aus, denn erst jetzt fiel
ihm ein, dass sein Esel ja immer noch an Bord der Eiswind war!
„Nevur! Er ist immer noch an Bord! Was machen wir denn jetzt? Ich kann ihn doch nicht einfach so zurücklassen! Wir müssen sofort weg von hier!“
Er blieb stehen und starrte den Vanyanar zornig an. „Warum habt ihr nichts gesagt? Warum nicht? Wenn ihr doch damit gerechnet habt, dass Tasken sich aus dem Staub machen würde, warum habt ihr es dann zugelassen, dass er meinen Esel mitnimmt!“
Jindo verzog keine Miene. Doch dann stand er auf, schritt auf den Durandi zu und sagte: „Ich tat es, um Dint in dem Glauben zu lassen, er wäre uns losgeworden! Hätte ich darauf bestanden deinen Esel ebenfalls mit auf die Insel zunehmen – und das wäre ohnehin ein großes Problem gewesen – dann wäre er misstrauisch geworden. Jetzt fühlt er sich sicher und glaubt, dass wir für ihn keine Gefahr mehr darstellen!“
„Warum sollten wir eine Gefahr für ihn darstellen? Weil er denken könnte, wir wüssten durch euch, was sich damals wirklich vor Nimgahl ereignet hat?“
„Nein, Jesta. Dint wusste ganz genau, warum wir zu dieser Insel wollten! Deswegen befürchtete er, dass wir ihm und seinen Plänen in die Quere kommen würden. Und das wollte er vermeiden.“
„Ich verstehe das alles nicht!“, seufzte Jesta und setzte sich in den Sand zu seinen Füßen.
„Du wirst es bald verstehen, junger Durandi. Doch bevor es soweit ist“, er wandte sich dem Zauberer zu,
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