Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
in die Mitte des Raumes zu tragen!“, rief er und deutete in die angesprochene Richtung.
So stellten sie die drei Bänke zu einem Halbkreis zusammen und vollendeten die Runde durch zwei Fässer, in deren Mitte Renyan und Pelrin sogleich ein noch größeres Fass stellten. Durch eine Kiste, die Narlo noch vor das Fass schob, wirkte dieses nun wie ein Pult, an dem der Zauberer die Unterhaltung führen konnte.
Noch viele Stunden saßen sie im Laresius Raum beisammen und unterhielten sich über die Geschehnisse der letzten Tage. Zum Schluss meldete sich Jindo zu Wort und erzählte Renyan und Inoel all das, was der Wolkenwal ihnen am Jaraansee mitgeteilt hatte und weder Renyan noch Inoel unterbrachen ihn dabei. Erst als Jindo seinen Bericht beendet hatte, stand Inoel auf und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Meine Mutter war einer der Schicksalsweber?“
„So ist es“, antwortete Jindo. „Doch wenn gleich auch Salagors Handeln Schreckliches vollbracht hat, so gibt es eine Sache, die trotz alledem etwas Gutes zur Folge hatte.“
„Etwas Gutes?“, erwiderte sie empört. „Ihr könnt in all dem noch etwas Gutes erkennen? Und was sollte das sein? Dieses Scheusal ist für den Tod meiner Mutter verantwortlich und bald auch für den Untergang unser aller Welt und Heimat! Wie könnt ihr da noch von etwas Gutem reden?“ Sie setzte sich, schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
„Ihr seid es, Inoel!“, sagte Jindo. „Die Verbannung eurer Mutter aus der Heiligen Stätte hatte eure Geburt zur Folge! Und somit seid ihr die Einzige, die in der Lage ist, die Auswirkungen die sich durch Salagors Gier ergeben haben wieder zu bereinigen. Und sollte es uns gelingen die Splitter von Andulars Träne zu erlangen und sie dem Wolkenwal zu übergeben, so liegt es doch an euch allein, unserer Welt das Gleichgewicht zurückzugeben! Das ist euer Schicksal, Königstochter. Ihr, die ihr die Tochter eines Schicksalswebers seid, müsst ihr Erbe übernehmen.“
Inoel sagte nichts. Aber ihr Blick war nun noch verzweifelter.
Jesta spürte, wie ihm die Hilflosigkeit die Luft abdrückte. Inoel dort weinen zu sehen war einer der Momente, in denen er sich wünschte, er wäre ihnen allen doch bloß nie begegnet. Niemals zuvor hatte er sich so machtlos und unnütz gefühlt.
Schließlich stand Renyan auf und nahm Inoel schweigend in den Arm.
Candol wechselte mit Jindo ausdruckslose Blicke, und Narlo und Pelrin standen etwas abseits und wirkten beinahe beschämt dieser Situation beizuwohnen.
Die Minuten verstrichen und jede schien endloser zu sein als die vorige. Irgendwann bemerkten sie, das Inoel in Renyans Armen eingeschlafen war und nachdem Narlo daraufhin fortgeeilt war, um ein paar Decken für sie zu holen, hielt es Candol für angemessen, dass sie sich alle zur Ruhe legen sollten. So gingen er, Jesta, Jindo und Pelrin zur Eiswind zurück, während es Renyan vorzog bei Inoel zu bleiben.
Da Narlos Arbeiter die nächsten Tage mit dem besähen der westlichen Felder beschäftigt sein würden, blieb der Laresius Raum bis auf Weiteres ungenutzt und gleich nachdem Narlo die Decken gebracht hatte, verabschiedete er sich von Renyan, um seinen Arbeitern auf den Feldern Anweisungen zu geben.
Renyan bette Inoel nun auf zwei der dicken Decken, die er zuvor sorgfältig übereinander auf dem Boden ausgebreitet hatte und deckte sie mit der letzten vorsichtig zu. Anschließend legte er sich auf eine der Bänke zu Inoels Füßen und schlief wenige Minuten später selbst ein.
Der Beschluss des neuen Kreises
Der nächste Morgen war angenehm freundlich und mild. Selbst Inoel schien es schon wieder besser zu gehen, als sie zusammen mit Renyan auf der Klippe hinter dem Leuchtturm stand, um von dort den Sonnenaufgang abzuwarten. Bald darauf stieß Jesta zu ihnen und war erleichtert, als er die Frau auf der Klippe wieder lächeln sah. Er holte Taykoo aus seiner Tasche, und als sein Wullom die Frau erblickte, sprang er ihr sogleich auf die Schulter und entlockte ihr endlich wieder ein lautes Lachen.
Um die Zeit bis zu Crydeols Ankunft so sinnvoll wie möglich zu nutzen, ließ der Zauberer durch Jesta ausrichten, dass sie die Eiswind wieder auf Vordermann bringen wollten. Nachdem sich die Sonne schließlich vollständig aus den Wellen im Osten erhoben hatte, machten sich Renyan und Inoel auf den Weg zur Pier um den anderen zu helfen. Jesta ging nicht mit, da er sich etwas vorgenommen hatte, für das er äußerste Ruhe bräuchte, wie er den
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