Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
beiden mitteilte. Nachdem Renyan und Inoel fort waren, warf er einen flüchtigen Blick in seine Tasche und huschte durch die Tür in den Leuchtturm, wo er sogleich die Treppe bis ganz nach oben hinaufstieg, um dort in aller Ruhe die ersten Einträge in sein Tagebuch zu schreiben. Keiner der anderen würde ihm deswegen Faulheit vorwerfen, da vor allem Candol es als ausgesprochen wichtig hielt, ihre bisherige Reise in allen Einzelheiten festzuhalten.
Als um zehn Uhr sowohl die Eiswind wieder in ihrem alten Glanz erstrahlte, und auch die ersten Seiten von Jestas Tagebuch beschrieben waren, gesellte sich Narlo wieder zu ihnen. Er hatte sich bemüht besonders früh aufzustehen, doch so richtig konnte er sich an den neuen Rhythmus noch nicht gewöhnen. Mit einigen kleinen Körben aus seinem Haus machten sie sich schließlich auf den Weg zum Leuchtturm, um dort ein verspätetes Frühstück einzunehmen.
„Ach herrje!“, rief Candol plötzlich. „Vor lauter Magenknurren habe ich doch glatt vergessen jemanden an der Pier zurück zulassen! Wie soll uns jetzt jemand von Crydeols Ankunft in Kenntnis setzen? Nun, da mir die Schuld an diesem Patzer gebührt, werde ich mich wohl selbst darum kümmern.“
Er war gerade im Begriff die Stufen wieder hinaufzusteigen, als Narlos Hand ihn sachte zurückhielt.
„Nur die Ruhe, mein Freund! Ich habe meinen Sohn bereits darum gebeten.“
„Narva?“, fragte Candol überrascht. „Wie geht es ihm? Hat er immer noch dieselben Flausen im Kopf, wie damals?“
„Wenn du damit auf sein Vorhaben anspielst, einen Weg zu finden, der von Fyrilon direkt nach Merelon hinüberführt, dann hast du durchaus recht! Wie alt war Narva, als du ihn das letzte Mal gesehen hast?“
„Hm, wenn ich mich Recht erinnere, war er damals elf Jahre alt.“
„Tatsächlich? Haben wir uns wirklich schon so lange nicht mehr gesehen? Na ja, wie schnell die Zeit vergeht bemerkt man eben am ehesten anhand der eigenen Kinder, nicht wahr? Mittlerweile ist der Junge fünfzehn, Candol! Eine schwierige Zeit! Hört kaum, macht was er will und ist die meiste Zeit nicht auffindbar! Hätte ich ihn eben nicht aus seinem Bett gezerrt, würde ich ihn heute wahrscheinlich wieder nicht zu Gesicht bekommen!“
„Sind Kinder diesen Alters nicht alle so?“, entgegnete Candol und schlug Narlo aufmunternd auf die Schulter.
„Mag sein, ja, wahrscheinlich hast du wieder einmal recht. Im Grunde ist Narva ja ein guter Junge, auch wenn ich mir ab und zu wünschte, er wäre nicht so abenteuerlustig.“
Nachdem sie alle auf den Bänken Platz genommen hatten, ließ Narlo die Körbe herumgehen.
„So, in diesem Korb hier ist für jeden etwas zu trinken, und in den beiden anderen befinden sich Brot, Käse, Wurst und Obst. “
Sie bedankten sich für Narlos Mühe und ließen sich nicht lange bitten. Vor allem Jesta langte ordentlich zu und nahm von allem etwas. Nur die Äpfel ließ er bewusst aus.
Für die Dauer des Frühstücks ließen sie nun alle ihre Sorgen hinter sich und schon bald besserte sich die allgemeine Stimmung, als plötzlich jemand die Stufen hinunter gerannt kam. Es war ein Junge. Groß gewachsen, mit dunklen Locken und Narlo wie aus dem Gesicht geschnitten. Vor allem seine knubbelige Nase glich der seines Vaters wie ein Ei dem anderen und verlieh ihm dadurch einen äußerst freundlichen Eindruck, wäre da nicht das blanke Entsetzen, das ihm ins Gesicht geschrieben stand.
„Vater!“, schrie er aufgeregt, während er die letzten Stufen hinunter sprang. „Komm schnell! Kumai wird angegriffen! Ich habe sie gesehen…vier schwarze Schiffe steuern auf die Küste zu. Es sind die Schiffe der Garlan!“
„Garlan?“, rief Narlo und sprang von der Bank auf. „Wie weit sind sie von der Küste entfernt?“
„Ich bin so schnell hierher gelaufen, wie ich nur konnte, Vater!“
„Wie weit sie von der Küste entfernt sind, habe ich gefragt?“, rief Narlo und packte seinen Sohn energisch bei den Schultern, während die Augen seines gemalten Gesichts zornig funkelten.
„Mittlerweile müssten sie die Pier erreicht haben!“, antwortete Narva und drohte unter dem Blick seines Vaters zu schrumpfen.
„Und warum bringst du uns erst jetzt diese Nachricht? Sag, wo hast du dich wieder herumgetrieben?“
„Ich bin kurz eingenickt, Vater. Tut…tut mir leid!“
„Eingenickt?“ Die Linien auf Narlos Brust begann zu brodeln. „Was soll das heißen, eingenickt? Ich hatte dich doch ausdrücklich darum gebeten - “
„Es
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