Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
Zudem konnten wir uns sicher sein, dass uns auf den Schiffen des Feindes keine weitere Gefahr zu drohen schien, und ich denke, dass sie uns für unser weiteres Vorhaben noch von großem Nutzen sein werden.“
„Dem könnte durchaus so sein, General“, sagte Candol und fuhr sich nachdenklich durch den Bart. „Nun befinden sich also fünf Schiffe in unserer Hand. Jedes einzelne mit ausreichend Männern, um sie in alle Himmelsrichtungen über die Meere zu steuern. Somit erschließen sich uns ganz neue Möglichkeiten unsere Reise fortzusetzen. Und nun, da wir alle wieder beisammen sind, können wir endlich mit der Beratung anfangen.“
„Aber zuvor würde ich gerne aus diesen grässlichen Klamotten raus“, sagte Leeni und sah angewidert an sich hinunter. „Die Sachen kratzen. Und stinken tun sie auch.“
„Was ist denn mit deinen Haaren geschehen?“, fragte Jesta und betrachtete argwöhnisch ihre kinnlangen Strähnen.
„Das erzähle ich dir später, ist eine lange Geschichte! Warum, gefällt dir meine neue Frisur nicht?“
„Ähm, doch schon…ist nur sehr … gewöhnungsbedürftig.“
„Ach, die wachsen doch wieder“, fügte Cale hinzu und warf dem Talanimädchen einen Beutel zu, in dem ihre Kleidung verstaut war.
„Ich finde es steht dir sehr gut!“, sagte Inoel und drückte Leeni fest an sich. „Was bin ich froh, euch alle gesund und unversehrt wieder zu sehen!“
„Das bin ich auch“, sagte Crydeol und trat an ihre Seite. Und da fiel sie ihm um den Hals, und Crydeol war für einen Moment lang versucht sie zu küssen, unterließ es aber, als er sich wieder der Gegenwart seiner Soldaten bewusst wurde. So wandte er sich einen von ihnen zu und orderte die Bewachung der Schiffe an, worauf die Besatzung wieder an Bord ging, um dort weitere Befehle ihres Generals abzuwarten. Nun da sie alle wieder beisammen waren, machten sie sich auf den Weg zum Leuchtturm. Unterwegs berichtete Leeni von ihrem Vorfall auf der Brücke, wie Cale von den Trümmern eingeklemmt wurde und
warum sie sich schließlich ihrer langen Haare entledigen musste.
Sie hatten gerade Narlos Haus erreicht, da kam ihnen Narva mit einer Schar aufgebrachter Einwohner entgegen. Alle hielten sie Haken, Heugabeln, Schaufeln oder Knüppel in ihren Händen um den vermeintlichen Feind die Stirn zu bieten.
„Zu spät, mein Sohn!“, rief ihm Narlo zu. „Wie immer zu spät. Wir haben sie bereits in die Flucht geschlagen! Die werden Kumai so schnell nicht wieder belästigen.“
Ein Raunen ging durch die Menge und Narva sah seinen Vater mit großen Augen an. „Ihr habt was? Aber wie habt ihr…“
Narlo wandte sich Candol zu und legte ein breites Grinsen auf. „Geht doch schon einmal voraus. Ich werde die Situation erst einmal aufklären und anschließend nachkommen.“
Der Zauberer lachte laut auf. „Also manchmal übertreibst du es wirklich, Narlo“, sagte er und bahnte sich einen Weg durch die Menge hindurch. Die anderen folgten ihm, während die bewundernden Blicke der Einwohner auf ihnen hafteten.
„Ein Kinderspiel war’s!“, flüsterte Cale einem von ihnen mit Stolz erhobenem Haupt zu. „Der leichteste Kampf, indem ich je mitgemischt habe!“
„Hör auf, Cale!“, mahnte Leeni und verpasste ihm einen Tritt gegen sein Schienbein. „Spiel dich nicht immer so auf!“
Gerade als die Streitereien der beiden wieder einmal auszuarten drohten, warfen sich Renyan und Crydeol einen kurzen Blick zu und nahmen jeder eines der Kinder an die Hand, worauf sogleich lautstarker Protest von beiden folgte. Inoel lachte und Jesta zuckte hilflos mit den Schultern.
Die Stimmung aller war trotz der bevorstehenden Unterredung so leicht und ausgelassen wie lange nicht mehr. Ein jeder war froh, dass nun alle wieder unversehrt zusammen waren und niemand ernsthaft bei den Ereignissen der letzten Tage zu Schaden gekommen war.
Allein Jindo wirkte so ernst und nachdenklich wie eh und je. Gestützt auf seinen Stab ließ er sich ein Stück zurückfallen, bis ihn einige Meter von der Gruppe trennten.
Als Renyan sich nach einiger Zeit nach ihm umsah, bemerkte er, dass Avakas auf der Schulter des Vanyanar saß. Und irgendwie hatte er das Gefühl, das die beiden miteinander sprachen. Vermutlich auf geistiger Ebene, war der Vanyanar doch ebenso dazu in der Lage wie auch Knubber und Candol. Aber noch ehe er imstande war tiefer über die Verbindung des Raben zu dem Alten nachzudenken, riss ihn Cale, den er an seiner Hand hielt, aus seinen Gedanken.
„Das
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