Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
seinen Stab auf den harten Boden nieder. „Nur Renyan kann Noiril nutzen. Und sollte er Namagant betreten, wird es seine erste Aufgabe sein, seinen Bruder zu finden, um ihm den singenden Bogen abzunehmen!“
„Jindo hat recht“, sagte Renyan. „Wenn es einen Ort gibt, an dem ich meinen Bruder finden kann, dann dort.“
„Aber Namagant ist riesig“, meldete sich jetzt Pelrin zu Wort. „Es existieren keinerlei Karten von diesem Land. Jedenfalls keine seit dem Erscheinen des Schattenwalls. Woher soll Renyan wissen, wo er seine Suche beginnen soll? Es könnte sein, dass er das ganze Land von Norden bis Süden bereisen müsste, was Wochen dauern würde. Und dann noch alleine, auf Schusters Rappen? Unmöglich, wenn ihr mich fragt!“
„Ich schließe mich Pelrins Meinung an“, sagte Crydeol. „Wenn es in unserer Runde jemanden gibt, der sich wochenlang alleine durch die Wildnis schlagen kann, dann ohne jeden Zweifel Renyan. Doch wir reden hier von einem Ort, über den wir nicht das Geringste wissen! Weder können wir etwas über die geografischen Verhältnisse sagen, noch über die Aufenthaltsorte der drei Splitter! Wenn uns also die Zeit so sehr im Nacken sitzt, erübrigt sich diese ganze Diskussion. Renyans Aufgabe würde zur reinsten Glückssache ausarten, aber wir brauchen nicht nur Glück allein, sondern auch handfeste Hinweise.“
„Avakas könnte ihn doch begleiten“, rief Jesta. „Er hat Renyan schon einmal geholfen, sich an einem fremden Ort zurechtzufinden. Auf Asmadar. Und Candol, Leeni und mich hat er zu euch durch die eisigen Wälder geführt, Jindo.“
„Und wie sollte das gelingen?“, fragte Crydeol. „Nichts und niemand kann den Wall durchdringen. Nicht einmal der Wolkenwal selbst. Und sollte es tatsächlich so sein, und die Vlu kennen einen Weg, der unter dem Meer nach Namagant führt, dann bringt das dem Raben auch nichts. Vögel fliegen, aber sie schwimmen nicht!“
„Und was sollen wir dann tun?“, fragte Jesta gekränkt. „Abwarten, bis sich der Schattenwall von alleine verzieht?“
Niemand antwortete ihm. Alle blickten nach Antworten suchend umher und dachten über eine mögliche Lösung nach, bis der Vanyanar schließlich die Stille durchbrach.
„Ich kenne vielleicht eine Lösung für unser Problem, doch werde ich jetzt nichts Genaueres dazu sagen. Was das betrifft, müsst ihr mir einfach vertrauen. Mein Enkel und ich werden Renyan auf einem der schwarzen Schiffe nach Nimgahl begleiten. Ihr Candol, sowie Inoel, Leeni und der Durandi, werdet uns bis nach Panjan begleiten. Nachdem Renyan seine Heimatstadt gewarnt hat, reisen er, Cale und ich alleine weiter. Ihr solltet euch von dort nach Talan begeben und euch anschließend im Rotschleierwald verborgen halten. Ich bitte euch jedoch darum, dass ihr uns den weißen Raben mitgebt. Ohne ihn wird mein Plan nicht aufgehen. Aber keine Sorge, Avakas wird uns nur für eine bestimmte Zeit begleiten und zu euch zurückkehren, sobald es möglich ist.“
„Ich halte das für keine gute Idee!“, warf Crydeol misstrauisch ein. „Dies ist nicht die Zeit für Geheimnisse, alter Mann. Jeder von uns sollte auf demselben Wissensstand sein wie die anderen auch. Wir können uns nur gegenseitig unterstützen, wenn wir uns vollkommen aufeinander verlassen können.“
„Ihr könnt euch sehr wohl auf mich verlassen, General Crydeol“, erwiderte der Vanyanar mit ruhiger Stimme. „Mein Plan beinhaltet jedoch Vorkehrungen, die ich nicht über andere Leute Köpfe hinweg entscheiden kann.“
„Aber genau das ist es doch, was ihr gerade macht“, rief Crydeol vorwurfsvoll. „Ihr entscheidet über unsere Köpfe hinweg!“
„Euch betrifft meine Vorstellung unserer Lösung auch nicht, General!“, erwiderte Jindo und sein Ton wurde nun zunehmend schärfer. „Ihr werdet eure Rolle in dieser Schlacht übernehmen und ich übernehme meinen Teil! Und dazu gehört auch, dass ich euch nicht für alles Rechenschaft schuldig bin, egal was ich noch tun werde und vorhabe. Wenn die betreffenden Personen mit meinem Vorschlag nicht einverstanden sind, ist das etwas anderes. Ihr aber werdet euch da heraushalten!“
Crydeol konnte seinen Zorn über die Worte des Vanyanar nur schwer zügeln und so wandte er sich schließlich an Renyan selbst. „Was denkst du, mein Freund? Für welchen Weg entscheidest du dich?“
„Ich vertraue ihm, Crydeol. Kümmere du dich um die Streitkräfte Vaskanias. Mein Weg führt mich nach Namagant, ganz gleich wie schwierig er auch
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