Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
noch soll doll mit dem Kopf schütteln!“
Er sah ihr an, dass sie verzweifelnd nach einer Erklärung suchte, doch noch bevor sie etwas Glaubwürdiges erwidern konnte, drang ein hallendes Geräusch zu ihnen über die Lichtung, und es war exakt jenes Geräusch, das Jesta aus dem Schlaf gerissen hatte.
„Da!“, rief er und deutete ihr die Richtung. „Genau dieses Geräusch habe ich vorhin gemeint, und du kannst mir nicht weismachen, dass du es dieses Mal nicht gehört hast!“ Abwartend, was sie wohl sagen würde, verschränkte er die Arme und suchte ihren ausweichenden Blick.
„Sie…sie sind auf der Lichtung, aber – “
„Ha! Wusste ich´s doch!“ Jesta ballte seine Hände triumphierend zu Fäusten, machte kehrt und lief sogleich über die Lichtung in Richtung Wegschneise, die zum Übungsplatz führte.
So oft war er diesen Weg in den letzten Tagen entlanggegangen, doch noch nie hatte er dabei ein solches Tempo hingelegt. Dieses Mal ging es nicht um sein Training oder um das Bewältigen irgendwelcher Aufgaben, nein, dieses Mal trieb ihn allein seine Neugier an. Was wollten Candol und Inoel vor ihm verbergen, und warum? Was hatte das seltsame Hämmern im Wald zu bedeuten und warum war plötzlich der Planwagen verschwunden, obwohl er seit ihrer Rückkehr aus Panjan unberührt auf der Lichtung gestanden hatte? Er musste das Ende des Weges unbedingt erreichen, noch bevor der Zauberer sämtliche Hinweise aus dem Weg räumen konnte. Er begann noch schneller zu rennen, als plötzlich in der Ferne ein dumpfes Knarren und Ächzen ertönte. Er wusste was nun geschehen würde und tatsächlich – vor ihm, am Ende des Weges, bewegten sich die ersten Bäume bereits aufeinander zu, als wollten sie den Durandi an seinem Weiterkommen hindern.
So nicht, dachte Jesta und lief unbeirrt weiter. Nur noch wenige Meter und er würde auf die ersten wandernden Bäume treffen. Als sich der Wald vor ihm wieder gänzlich verdichtet hatte, lief er schnurstracks um die Bäume herum und weiter geradeaus. Doch die Bäume, so begrenzt ihr Bewegungsspielraum auch war, versuchten ihn weiterhin von seinem Weg abzuhalten. So stellten sie ihm mit ihren dicken Wurzeln ein Bein oder schlugen mit ihren langen Ästen nach ihm, doch Jestas Geschick hatte sich mittlerweile soweit verbessert, dass er allen Ästen und Wurzeln beinahe mühelos auswich oder unter ihnen hinweg tauchte. Nur noch ein Stück und er hatte die Lichtung erreicht. Ein letztes Mal atmete er tief durch und hechtete über einen niederpeitschenden Ast hinweg, als er endlich die letzte Baumreihe durchbrach und sich schnaufend vor Grumba wieder fand, der einen schweren Hammer in der Hand hielt.
„Du bist ja ganz schön auf Zack, Jesta“, bemerkte der Woggel sichtlich überrascht und sah von unten an ihm hoch. „Hätte nicht gedacht, dass du so leicht an den Bäumen vorbeikommst. Könnte dir glatt auf die Schulter klopfen, wen ich dran käme.“
Jesta stützte seine Hände auf die Oberschenkel und rang wortlos nach Luft. Dann, als sich sein Puls wieder einigermaßen normalisiert hatte, wandte er sich kopfschüttelnd an Grumba.
„Was sollte das?“, wollte er ihm entgegen schreien, doch die Luft in seinen erschöpften Lungen ließen nur ein undeutliches Jappsen über seine Lippen kommen.
„Wie bitte?“ Der Woggel tat einen Schritt auf ihn zu und sah ihn fragend an. „Was hast du gesagt?“
„Was das sollte, habe ich gefragt!“
„Was was sollte?“
„Na, euer seltsames Verhalten mir gegenüber!“
„Das kann ich dir auch nicht sagen, da musst du Candol fragen“, erwiderte der Woggel, drehte sich um und schlenderte, den Hammer hin und her schwingend, in aller Seelenruhe über die Lichtung zu den anderen drei Woggels, die gerade eifrig dabei waren Candols Planwagen auseinander zu nehmen.
„Seid ihr wahnsinnig?“, schrie Jesta und lief ihnen entgegen. „Was macht ihr denn da? Wisst ihr eigentlich, was Candol mit euch anstellt, wenn er davon erfährt?“
Doch just in diesem Moment schnellte das verärgerte Gesicht des Zauberers hinter dem vorderen Teil des Wagens hervor.
„Wenn du schon einmal hier bist, dann nimm dir eine Säge und geh uns zur Hand, aber achte darauf, dass du die einzelnen Bretter beim Sägen noch lang genug lässt, die brauchen wir nämlich noch!“
Jesta starrte ihn fassungslos an. „Was geht hier eigentlich vor?“, murmelte er und tat geistesgegenwärtig einen Schritt zurück, als Plummel ihm eine rostige Säge vor die Füße
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